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Allgäuer Rentner baut eigenen Wein an

Weinbau in Immenstadt!

Allgäuer Rentner baut eigenen Wein an

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    Erwin Ziegler begutachtet seine Weintrauben. In seinem Garten am Kalvarienberg in Immenstadt betreibt er seinen eigenen Weinberg.
    Erwin Ziegler begutachtet seine Weintrauben. In seinem Garten am Kalvarienberg in Immenstadt betreibt er seinen eigenen Weinberg. Foto: Zoe Rüschenschmidt

    Wer den Mühlhaldeweg in Immenstadt entlanggeht, kommt an einer Absperrung mit dem Schild Privatgrundstück vorbei. Wer die Holztreppen dahinter hochläuft, gelangt an einen Südhang, auf dem mehrere Weinreben stehen. Schon aus der Distanz hört man das Summen der Wespen, die zwischen den Trauben umherschwirren. Der Besitzer des Weinbergs ist Erwin Ziegler, ein Rentner mit einem ungewöhnlichen Hobby fürs Oberallgäu.

    Auf seinem Weinberg befinden sich insgesamt 178 Rebstöcke der Sorte Cabernet Jura und Noir. Das ist eine Kreuzung aus Cabernet Sauvignon und Resistenzpartnern. Geliefert wurden sie von einer Rebenzuchtanstalt in Landau in der Pfalz. Es gibt mehrere Gründe, weshalb sich Ziegler für diese Rebsorte entschieden hat. Aber vor allem schmeckt ihm der Wein der Sorte Cabernet Sauvignon.

    Trauben, die zu spät reifen, schneidet Erwin Ziegler ab, damit mehr Energie für die reifen Trauben bleibt. Das Netz soll vor Vögeln schützen.
    Trauben, die zu spät reifen, schneidet Erwin Ziegler ab, damit mehr Energie für die reifen Trauben bleibt. Das Netz soll vor Vögeln schützen. Foto: Zoe Rüschenschmidt

    Die Idee, einen Weinberg anzulegen, hatte der Immenstädter vor fünf Jahren, nachdem er einen Schlaganfall erlitt. Der Arzt riet ihm, mehr Bewegung in sein Leben zu bringen, erzählt der Rentner. „Ich hätte natürlich auch einfach Radfahren können, aber Wein ist meine große Leidenschaft“, sagt Ziegler. Außerdem sei es doch praktisch, ein Hobby zu haben, bei dem man sich nicht nur bewegt, sondern auch noch was davon hat.

    Ein Bauplan für den Weinberg

    Zunächst befragte er andere Winzern zum Anbau von Wein. Danach erweiterte der Rentner seine Kentnisse durch viel Lesestoff. Als er genug Wissen gesammelt hatte, fing er an, einen Bauplan für seinen Weinberg zu entwerfen.

    Die ersten Löcher für die Pflanzen habe er sogar selbst noch ausgegraben. Die restlichen Arbeiten überließ er dann einem hiesigen Unternehmen. Die Kosten für Rebstöcke und Bau schätzt Ziegler auf 10.000 Euro. Besonders stolz ist er über die Tropfen-Bewässerungsanlage, die ihm viel Mühe erspart.

    Ich hätte natürlich auch einfach Radfahren können, aber Wein ist meine große Leidenschaft.Erwin Ziegler über sein Hobby

    Trotz Arbeitserleichterung bei der Wasserversorgung der Pflanzen hat er aber noch genug zu tun. „Weinanbau ist ein sehr zeitintensives Hobby“, so der Immenstädter. Das Gras unter den Pflanzen schneide er von Hand weg. Jeden Tag kontrolliert er, ob es Trauben gibt, die beispielsweise von Wespen beschädigt wurden, und entfernt sie. Um den Beschädigungen vorzubeugen, hat er eine eigene Wespenfalle gebaut. Die Falle locke aber nur Wespen an, denn Bienen mögen den Essiggeruch nicht, den Ziegler in die Flaschen mit Bier gemischt hat. Von Pestiziden hält der Rentner nichts. Er will seinen Weinanbau so natürlich wie möglich halten.

    Die erste Ernte

    Die Qualität der Trauben sei nicht nur wetterabhängig, auch der Zustand des Bodens sei wichtig, erklärt der Weinbauer. Dieses Jahr erntet er zum ersten Mal. Den Ertrag schätzt der Rentner auf 160 Kilogramm Trauben. Das ergebe 128 Liter Wein. Mit einem Refraktormeter misst er den Zuckergehalt der Trauben und somit die voraussichtliche Qualität des Weins. Zurzeit liege der Wert bei etwa 65 Grad Öchsle. „Ich möchte aber auf 80 Grad kommen“, sagt er.

    Seine Trauben erntet der Rentner in Immenstadt später als in den typischen Weinbaugebieten. „Weil der Sommer bei uns erst recht spät anfängt, brauchen die Weintrauben dementsprechend länger für den Reifeprozess“, erklärt er.

    Der Wein, der am Ende herauskommt, ist ausschließlich zum Selbstverbrauch bestimmt. Natürlich werde er seiner Familie und den Freunden etwas davon abgeben. Aber bis er das erste Mal seinen eigenen Wein probieren kann, wird es weitere ein bis zwei Jahre dauern. Solange muss der Wein reifen. Weinbauer brauchen also Geduld, bis sie das Produkt ihrer jahrelangen Arbeit genießen können.

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