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Allgäuerin ist Deutschlands zweitbeste Automobilkauffrau

Anna und die Autos

Allgäuerin ist Deutschlands zweitbeste Automobilkauffrau

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    Automobilkauffrau Anna Rauch aus Marktoberdorf ist zweite Bundessiegerin in ihrem Beruf.
    Automobilkauffrau Anna Rauch aus Marktoberdorf ist zweite Bundessiegerin in ihrem Beruf. Foto: Heiko Wolf

    150 PS, 1,8 Turbo, 17-Zoll-Reifen, rote Ledersitze: Enthusiastisch rattert Anna Rauch (21) etliche Kerndaten ihres geliebten Cabrios herunter. Mit Begeisterung spricht die ansonsten eher zurückhaltende junge Frau über ihre Autoleidenschaft und erzählt, warum sie schon als 13-Jährige ein großes Interesse an Autos entwickelte. "Ich hatte viele Kumpels, die die ganze Zeit an Autos herumschraubten. Davon hab’ ich mich anstecken lassen." Besonders beruflich.

    Denn nach der Realschule entschloss sich Rauch ohne zu zögern für eine Lehre zur Automobilkauffrau. "Nach einem Praktikum wusste ich sofort, das ist es", sagt sie entschieden. Der viele Kundenkontakt gefiel ihr, das Telefonieren, die Abwechslung. Außerdem konnte die Marktoberdorferin gleich mitreden und mit ihrem Wissen punkten. "Ich beschäftige mich gern mit Autos - und es ist doch super, wenn man so etwas über seine tägliche Arbeit sagen kann."

    Ich fahr’ ja voll das Frauenauto. Und steh’ auch total auf Rosa und Glitzer und all so was.Anna Rauch

    Auch die Reifen an ihrem Beetle Cabrio wechselt Anna Rauch selbst und lässt das nicht ihren Freund machen, obwohl der gelernter Kfz-Mechatroniker ist. Selbst Mechanikerin zu werden, war für die zierliche Frau keine Option. "Reifen auf die Hebebühne lupfen und wieder runterhieven - das schaffe ich schon körperlich nicht", sagt sie. Und lächelt. Bestimmt schiebt sie hinterher, dass sie - Autoleidenschaft hin, Autoleidenschaft her - schon ein "typisches Mädel" ist. "Ich fahr’ ja voll das Frauenauto. Und steh’ auch total auf Rosa und Glitzer und all so was." Hinzu kommt ihre zweite Leidenschaft: Pferde. Sie hat eine Reitbeteiligung an drei Tieren. Mit den Pferden verbringt Rauch fast jede freie Minute.

    Freilich ist sie aber auch in ihrem Job als Serviceassistentin beim Kemptener Autohaus Haeberlen gut eingespannt. Dort kümmert sie sich um Abrechnungen, Kasse sowie um Termine für Reparaturen, TÜV oder Kundendienst - eben um alles, was nach dem Verkauf eines Autos ansteht. Zu Haeberlen wechselte Rauch nach ihrer Lehre bei Auto Hindelang in Stötten. Nach ihrer Lehre, die sie im Frühsommer 2017 als jahrgangsbeste Automobilkauffrau abschloss.

    Beste bayerische Gesellin

    In der mündlichen Abschlussprüfung - ein fiktives Gespräch mit einem Kunden, der einen Servicetermin vereinbaren will - holte sie 98 von 100 möglichen Punkten. Auch insgesamt, es gab drei schriftliche Prüfungen, schaffte sie einen klaren Einserschnitt. Dafür wurde sie von der Handwerkskammer (HWK) sowohl als schwäbische Kammersiegerin als auch als beste bayerische Gesellin ausgezeichnet und erhielt ein Stipendium, das ihr über Fachwirt und Studium den Zugang zu leitenden Positionen ermöglichen würde. Inzwischen darf sich Rauch sogar zweitbeste Automobilkauffrau Deutschlands nennen. Denn sie setzte sich im Februar beim Bundes-Leistungswettbewerb in Freiburg gegen vier Landessieger aus anderen Bundesländern durch. Und das, obwohl sich Anna Rauch, die ihr Licht gern unter den Scheffel stellt, kaum Siegeschancen ausrechnete.

    Trost für alle Männer:

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    "Die Abschlussprüfung war viele Monate her - und ich hatte schon ewig nicht mehr in meine Unterlagen geschaut." Rechnungswesen, Controlling, Kfz-Technik, Leasing-Raten, Finanzbuchhaltung - manches von dem, was sie in ihrem Berufsalltag nicht ständig brauchte, hatte sie nicht mehr so parat, sagt Anna. Hinzu kamen die Wettbewerbsthemen: Sie sollte unter anderem zeigen, wie sie ein E-Auto verkauft. Dabei hatte sie sich beruflich bewusst auf den Bereich Service spezialisiert, weil ihr das mehr liegt als der Autoverkauf. Dennoch schlug sie sich wacker.

    Fragt man Anna Rauch, was sie in ihrem Job nicht so gern hat, überlegt sie erst kurz, sagt dann aber deutlich, dass es auch schwierige Kunden gibt. Sie findet es gut, dass sie in ihrem jetzigen Betrieb spezialisiert in dem Bereich arbeiten kann, den sie am meisten mag. Zugleich betont sie, wie viel sie im Lehrbetrieb gelernt hat, wo sie auch "Dispo oder Verkaufsakten fertig gemacht hat". Das nun längere Pendeln nach Kempten sieht sie eher als Vorteil. "Ich fahr’ gern Auto - vor allem mit etwas Dampf unter der Haube", sagt sie. Und lächelt wieder.

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