Wetterextreme, aber auch Schädlinge setzen dem deutschen Wald zu: Nur noch jeder fünfte Baum ist gesund. Das zeigt eine Analyse, die Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer am Mittwoch vorgestellt hat. „Die Baumkronen sind ein Seismograf für den Zustand der Bäume. Und der Blick nach oben zeigt: Unsere Wälder haben Dauerstress“, sagte der CSU-Politiker und kündigte an, in Aufforstung, Forschung und den Umbau der Wälder zu investieren. Auch in Bayern versucht man, dem wachsenden Stress für die Bäume entgegenzuwirken.
Zehn Millionen „Zukunftsbäume“ im vergangenen Jahr
„Die Spuren von Trockenheit, Hitze und Extremwetter machen deutlich: Wir müssen den Wald fit machen für den Klimawandel“, sagte die bayerische Forstministerin Michaela Kaniber unserer Redaktion. Der dafür notwendige Waldumbau laufe seit Jahren auf Hochtouren. „Allein im vergangenen Jahr haben Bayerns Waldbesitzer dank finanzieller Unterstützung gut zehn Millionen Zukunftsbäume gepflanzt“, sagte die CSU-Politikerin. Mit „Zukunftsbäumen“ sind Baumsorten gemeint, die gute Chancen haben, den sich verändernden klimatischen Bedingungen auf Dauer standzuhalten und die deshalb gefördert werden.
Wälder machen heute rund ein Drittel der Fläche Deutschlands aus. Für die einen ist der deutsche Wald eine Art Mythos, für andere vor allem ein Wirtschaftsfaktor – oder einfach ein Ort zur Erholung. Doch immer mehr Bäume verlieren Blätter und Nadeln. Die Schäden an den häufigsten Arten Fichte, Kiefer, Buche und Eiche stuft das Bundesministerium auf „sehr hohem Niveau“ ein. Im vergangenen Jahr waren Experten zu dem Urteil gekommen, dem Wald sei es nie schlechter gegangen. Seitdem hat sich an diesem Besorgnis erregenden Befund kaum etwas geändert. Vor allem die Eichenbestände haben zuletzt stark gelitten. Hier werden inzwischen mehr als die Hälfte der Baumkronen lichter.
Die Waldzustandserhebung wird seit den 80er Jahren durchgeführt
Die sogenannte „Waldzustandserhebung“ wird schon seit den 80ern jedes Jahr über ein Netz von Stichproben durchgeführt. Dabei werden 16 mal 16 Kilometer große Flächen ausgewertet. Die langfristige Entwicklung alarmiert den neuen Minister. „Wir brauchen auch für die nach uns folgende Generationen gesunde, stabile Wälder“, sagt Rainer. Als Ökosystem spielt der Wald zudem eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel, der ihm gleichzeitig selbst zusetzt.
In diesem Jahr könnten die klimatischen Bedingungen nach Einschätzung des bayerischen Forstministeriums einen weiteren Kollateralschaden anrichten: Durch das warme und trockene Frühjahr sei „gerade im Hinblick auf die Gefahr durch Borkenkäferbefall besondere Vorsicht geboten“. In Bayern gibt es derzeit rund 2,6 Millionen Hektar Wald. Etwa 30 Prozent davon gehören dem Freistaat, der weit größere Anteil befindet sich im Besitz von Privatleuten und Unternehmen.
Bayern fördert Umbau des Waldes mit 78 Millionen Euro
Die bayerische Staatsregierung hat die Eigentümer im vergangenen Jahr mit rund 78 Millionen Euro finanziell unterstützt, um zukunftsfeste Mischwälder aufzubauen. Aktuelle Ergebnisse der Bundeswaldinventur machen Hoffnung: „Bayerns Wälder werden immer vielfältiger, naturnäher und reicher an Laubbäumen. Mehr als jeder zweite jüngere Baum ist mittlerweile ein Laubbaum“, teilte das Forstministerium auf Nachfrage mit. Mit fast 24.000 verschiedenen Maßnahmen fördert der Freistaat diese Entwicklung – von der Borkenkäferbekämpfung, über die Waldpflege bis hin zur Pflanzung von „Zukunftsbäumen“.
Auch auf Bundesebene soll noch mehr passieren. Minister Rainer versprach, Waldbesitzer zu entlasten, anstatt „ihnen überflüssige Bürokratie aufzuhalsen“.
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