Komissar Koks
Er hatte seine Frau schwer misshandelt, war jahrelang süchtig nach Alkohol, Medikamenten und Drogen - nach seiner Verhaftung fanden seine Kollegen 1,8 Kilogramm Kokain im Dienstschrank. Die Liste der Vergehen des früheren Allgäuer Chef-Drogenfahnders Armin N. ist lang. Nach einem besonders heftigen Streit mit seiner Frau im Februar 2014 riefen Anwohner die Polizei, Armin N. wurde verhaftet. Der Prozess im Februar 2015 zeigte, wie der Ex-Polizist die Fassade aufrechterhalten konnte. Ein guter Kollege und Vorgesetzter sei er gewesen, erzählte ein Kollege vor Gericht. „Ich bin völlig überrascht, ich hätte die Hand für ihn ins Feuer gelegt“, sagte ein Nachbar einem AZ-Redakteur. Das Gericht verurteilte Armin N. zu sechseinhalb Jahren Haft und 15 Monaten Entziehungskur. Ungeklärt ist bis heute aus welcher Quelle die 1,8 Kilogramm Kokain stammen.
Der Todespfleger von Sonthofen
Am 2. Februar 2003 soll er seinen ersten Mord begangen haben, erst im Juli 2004 konnte er gestoppt werden. Bis dahin hatte der Krankenhaus-Pfleger Stephan L. im Sonthofer Klinikum 28 Menschen das Leben genommen. Mit einer letalen Medikamente-Mischung. Angeblich aus Mitleid tötete er die meist alten und zum Teil schwer kranken Patienten. Die Polizei und das Gericht zweifelten aber im Prozess 2006 an diesem Motiv. Er soll emotional überfordert gewesen sein und hätte den Zustand der Menschen nicht ertragen. Die Richter des Kemptener Landgerichts verurteilten Stephan L. zu lebenslanger Haft und stellten die besondere Schwere der Schuld fest. Stephan L. muss also noch viele Jahre im Gefängnis verbringen.
Ölfleck-Anschlag
Im April 2011 verunglückte ein Motorradfahrer bei Markt Rettenbach tödlich. Im Allgäu leider kein Einzelfall. Was diesen tragischen Unfall bemerkenswert macht: Der 37-jährige Fahrer rutschte mit seiner Maschine über einen Ölfleck, der laut Polizei absichtlich auf die Straße aufgebracht worden war. Von 2007 bis 2011 wurden in ganz Süddeutschland mit Altöl gefüllte Wein- und Sektflaschen auf die Straße geworfen, auch ein Fall aus dem Jahr 2013 ist bekannt. Die Absicht ganz offensichtlich: Unfälle provozieren. Trotz intensiver Ermittlungen der Polizei konnten der oder die Täter bislang nicht gefasst werden.
Die Russenmafia in Bayern
Die Fahndung begann 2007 in Kaufbeuren, nachdem ein Drogenhändler aufgeflogen war. Unter dem Codenamen „Orjol“ – zu Deutsch Adler – ermittelten bayerische Polizisten über zwei Jahre lang verdeckt: Telefone wurden abgehört und mutmaßliche Täter observiert. Geleitet von der Staatsanwaltschaft in Kempten. Das Ergebnis 2011: 150 Verfahren wegen Körperverletzung, Rauschgifthandels, räuberischer Erpressung und teilweise auch wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung - 39 Tatverdächtige wurden in ganz Bayern festgenommen, fünf Kilo Heroin sichergestellt. Die Staatsanwaltschaft Kempten sprach von einem „außerordentlichen Erfolg“ gegen das organisierte Verbrechen.
Ex-Soldat zerstückelt Freundin
Es ist wohl eines der brutalsten Verbrechen, die jemals im Allgäu verübt worden sind. Der frühere Soldat Michael K. hatte im August 2008 seine Freundin in der gemeinsamen Füssener Wohnung erwürgt. Danach zerteilte er die Leiche der 23-Jährigen, packte Kopf, Oberkörper und Gliedmaßen in Müllsäcke und transportierte die Leichenteile mit einem Rucksack zu fünf verschiedenen Stellen in der Umgebung von Füssen. Als Motiv vermutete die Staatsanwaltschaft Streit und die mögliche Trennungsabsicht der jungen Frau. Vor Gericht sagte der damals 28-Jährige aus, er könne sich an die Tat nicht mehr erinnern. Er hätte versucht, die Frau wiederzubeleben. Die Tote hievte Michael K. nach eigener Aussage auf das gemeinsame Bett, legte sich neben sie und schlief ein. Nach dem Aufwachen recherchierte Michael K. dann im Internet nach einer Methode zur Beseitigung der Leiche. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
Tod auf dem Tänzelfest
Mit einem einzelnen Schlag gegen die Schläfe tötete ein Arbeiter aus Thüringen im Juli 2013 einen 34-jährigen Familienvater aus Kaufbeuren. Beide Männer hatten das Bierzelt auf dem Tänzelfest besucht. Schon vor dem tödlichen Schlag hatte der Thüringer gemeinsam mit Arbeitskollegen eine Gruppe Kaufbeurer mit türkischen Wurzeln angegriffen. Der Kaufbeurer Spätaussiedler kam gegen Mitternacht als Unbeteiligter dazu, rekonstruierte später die Polizei. Vor Gericht sagte der Täter, er könne sich an nichts erinnern. Er hatte zwischen 1,8 und 2,5 Promille Alkohol im Blut gehabt. Der Vorsitzende Richter am Landgericht Kempten sprach von einer völlig sinnlosen Tat und verurteilte den damals 37-Jährigen zu einer Gefängnisstrafe von elf Jahren wegen Körperverletzung mit Todesfolge.
Amoklauf im Forum Allgäu
Mit einem Messer stach ein 26 Jahre alter Mann im Dezember 2015 in einem Kemptener Einkaufszentrum auf einen 22-Jährigen ein und verletzte ihn schwer. Gestoppt werden konnte der Amoktäter nur durch das Eingreifen von couragierten Passanten. Das Opfer, ein 22-jähriger Studtent aus der Türkei, überlebte schwer verletzt. Wie erst später bekannt wurde, hatte der 26-jährige Täter zuvor seinen 50-jährigen Mitbewohner mit einem Beil erschlagen. Beide Männer wurden wegen psychischer Probleme betreut, der mutmaßliche Täter hatte offenbar vor der Tat seine Medikamente abgesetzt.
Schüsse im Zug von Kaufbeuren nach Kempten
Hundertschaften der Polizei, abgesperrte Allgäuer Bahnhöfe, panische Zugreisende: Die Lage am 21. März 2014 war dramatisch. Rückblick: Gegen 14.30 Uhr wollen Bundespolizisten zwei damals 20 und 44 Jahre alte Männer kontrollieren. Der Jüngere war zur Fahndung ausgeschrieben. Völlig unvermittelt greifen die beiden die Bundespolizisten an, können eine Dienstwaffe entwenden. Schüsse fallen. Ein Polizeibeamter in Zivil kommt seinen Kollegen zu Hilfe – die Täter wollen fliehen und springen aus dem Zug. Dabei kommt der 20-jährige Viktor P. ums Leben, sein Komplize Michael W. wird schwer verletzt und angeklagt. Bei der Verhandlung im März 2015 verurteilte ihn das Kemptener Landgericht zu lebenslanger Haft wegen versuchten Mordes in zwei Fällen.