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Dieser Allgäuer sorgt mit seiner Erfindung weltweit für Furore

Torsten Stiefenhofer

Dieser Allgäuer sorgt mit seiner Erfindung weltweit für Furore

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    Torsten Stiefenhofer erfand die "sonnenBatterie", die den Grunstein für den weltweiten Erfolg der Sonnen GmbH in Wildpoldsried legte.
    Torsten Stiefenhofer erfand die "sonnenBatterie", die den Grunstein für den weltweiten Erfolg der Sonnen GmbH in Wildpoldsried legte. Foto: Tobias Schuhwerk

    Torsten Stiefenhofer ist der Prototyp des Allgäuer Mächlers 2.0. Der Wiggensbacher hat geschafft, wovon viele träumen: Seine Erfindung legte den Grundstein für ein rasant wachsendes Unternehmen. Von 2008 bis 2010 entwickelte er eine Heimbatterie, die ab 2011 unter dem Namen sonnenBatterie auf den Markt kam. Dank ihrer Hilfe kann sich ein Haushalt zu 80 Prozent im Jahr mit selbst erzeugter und sauberer Energie versorgen. Als Solarbatterie richtete sich das Produkt vor allem an Eigenheimbesitzer mit einer Photovoltaik-Anlage. Mit dieser Erfindung, für die er 2017 vom Handelsblatt unter die 100 wichtigsten Innovatoren in Deutschland gewählt wurde, begann die Erfolgsgeschichte. allgaeu.life stellt sie in zehn Punkten vor.

    Weltweit auf Erfolgskurs: Erfinder der "sonnenBatterie" Torsten Stiefenhofer (rechts) mit Felix Dembski (Vice President Strategy bei der sonnen GmbH).
    Weltweit auf Erfolgskurs: Erfinder der "sonnenBatterie" Torsten Stiefenhofer (rechts) mit Felix Dembski (Vice President Strategy bei der sonnen GmbH). Foto: Ralf Lienert

    A wie Anfang: Der Pioniergeist wurde Torsten Stiefenhofer in die Wiege gelegt. Schon sein Urgroßvater Johan Pinzger war ein begabter Unternehmer und Konstrukteur. Mit einer Turbine erzeugte er am Riedbach Strom und ermöglichte so die Elektrifizierung von Altusried. Außerdem konstruierte er Materialseilbahnen und baute 1926 die ersten Zugmaschinen mit Mähwerk. Mit Technologie-Begeisterung begann auch die Karriere von Torsten Stiefenhofer: "Ich will etwas bewegen, das verändert. Das war und ist meine Triebfeder."

    E wie Energie: Es ist wohl kein Zufall, dass Stiefenhofer Energie zu seinem Schwerpunkt machte. Er ist selbst voll davon. Schon früh beschäftigte er sich mit Themen wie Fassaden-Dämmung, Photovoltaik oder kombinierter Strom und Wärmeerzeugung. Immer mit einem Ziel ("alle Menschen mit sauberer und bezahlbarer Energie zu versorgen") - und immer mit vollem Einsatz. "Viele glauben, das Entscheidende sei eine gute Idee. Ich glaube, das Wichtigste ist, sie schnell und effektiv umzusetzen", lautet seine Erkenntnis nach 20 Jahren Selbstständigkeit.

    H wie Heimbatterie: Warum wird der selbst erzeugte Solarstrom von Photovoltaik-Anlagen eingespeist, anstatt ihn selbst zu verbrauchen? Mit dieser Frage begann alles. In einem mehrjährigen Prozess entwickelten Stiefenhofer und seine Mitstreiter eine Heimbatterie, die ab 2011 unter dem Namen sonnenBatterie auf den Markt kam. Laut Unternehmensangaben war es das erste "Lithium-Ionen-Komplettsystem". Mittlerweile sind acht Generationen dieses Stromspeichersystems entwickelt und vermarktet worden. Heute hat sonnen mehr als 20.000 sonnenBatterien installiert und ist weltweiter Marktführer. Mit rund 6.000 Euro sind die einstmals rund 25.000 Euro teuren, kühlschrankgroßen Speicher heute erschwinglich.

    K wie Kompagnon Mit Vertriebsprofi Christoph Ostermann fand Stiefenhofer einen genialen Partner. Von Anfang an setzten die beiden auf hochwertige Komponenten - und sie glaubten auch in schweren Zeiten an ihr Produkt. "Man braucht Durchhaltevermögen und muss Dinge aktiv ins Rollen bringen", beschreibt Stiefenhofer die Erfolgsphilosophie. Die ersten stationären Speicher wurden bei Familienmitgliedern und Freunden installiert. "Jeder, der nicht bei drei auf dem Baum war, hat eines bekommen", erinnert sich Stiefenhofer schmunzelnd. Die Rahmenbedingungen waren alles andere als einfach: Wer 2011 eigens produzierten Strom ins Netz einspeiste, bekam eine lukrative Förderung. Energie-Speicherung für den Eigenverbrauch interessierte nur wenige. Längst ist die Branche im Umbruch: 2020 läuft bei vielen Solaranlagen-Besitzern die subventionierte Einspeisevergütung aus. Experten prophezeien einen weiteren Boom für Hausspeicher.

    Von Wildpoldsried in die Welt: So sieht der Sitz der Sonnen GmbH in der Oberallgäuer Gemeinde aus.
    Von Wildpoldsried in die Welt: So sieht der Sitz der Sonnen GmbH in der Oberallgäuer Gemeinde aus. Foto: Sonnen GmbH

    N wie Netzwerk Stiefenhofer reizt das Neue. Bei sonnen ist Innovation Trumpf. Beispiel sonnencommunity: Sie wird 2015 als Deutschlands erste Stromsharing-Plattform gegründet, in der die Mitglieder ihren Strom selbst erzeugen und mit anderen teilen können. Die Batterien werden miteinander vernetzt. Es entsteht ein virtueller Pool. Kunden können überschüssige Solarenergie in das normale Stromnetz einspeisen. Im Gegenzug dürfen sie sich bedienen, wenn der eigene Speicher leer ist. Auf diese Weise werden sie unabhängig von den Versorgern. sonnen sorgt dafür, dass Angebot und Nachfrage im Pool stets in Balance bleiben. Bei Bedarf springen Windkraft- oder kleinere Biogasanlagen ein, die das Unternehmen unter Vertrag genommen hat. Der so entstandene Speicher hilft Bedarfsschwankungen auszugleichen und das Stromnetz zu stabilisieren. Mitglieder der Community erhalten eine Strom-Flatrate (19,99 Euro pro Monat). Seit 2017 können mit der neuen sonnenFlatcity auch Wohnungseigentümer oder Mieter Mitglied werden, die keinen eigenen Strom produzieren. Voraussetzung ist die Anschaffung einer sonnenBatterie, mit der sie Strom speichern können, wenn viel Energie zur Verfügung steht.

    R wie Radl Torsten Stiefenhofer füllt seinen eigenen Akku am liebsten bei der Familie und in der Natur auf. Beim Radfahren, Schwimmen oder bei Ausflügen findet er den nötigen Ausgleich zum Job. Manchmal entsteht an der frischen Allgäuer Luft auch schon wieder eine neue Idee.

    S wie Schuster bleib bei Deinen Leisten Neben den Gründern sind mittlerweile mehrere Finanzinvestoren aus dem In- und Ausland an sonnen beteiligt. Im Oktober 2016 schloss das Unternehmen eine weitere Finanzierungsrunde in Höhe von 76 Millionen Euro ab. Neu dabei ist der chinesische Konzern Envision Energy. Auch an der Unternehmensspitze gab es Änderungen: Mit Philipp Schröder (zuvor Tesla) und Jean-Baptiste Cornefert (zuvor E.ON) wurden hochkarätige Manager verpflichtet. Während Mit-Gründer Christoph Ostermann als CEO weiterhin der fünfköpfigen Geschäftsführung angehört, hat sich Torsten Stiefenhofer daraus mittlerweile zurückgezogen. "Unsere Ressorts sind perfekt besetzt", sagt er. "Wir haben ein super Team, in dem jeder eine klare Rolle hat." Seine eigene sieht er als Chef-Innovator (Chief Innovation Officer). Sein Motto: "Überlege, was Dir Spaß macht und was Du kannst. Konzentriere Dich darauf."

    Philipp Schröder zeigt das Innenleben einer "sonnenBatterie".
    Philipp Schröder zeigt das Innenleben einer "sonnenBatterie". Foto: Ralf Lienert

    U wie USA Auch in den USA sind die Allgäuer vertreten. Vor zwei Jahren gründete das Unternehmen einen Standort für Forschung und Entwicklung speziell für den US-Markt in Atlanta, wo mittlerweile auch sonnenBatterien für die dortigen Bedürfnisse produziert werden. An sieben Standorten in Deutschland, Italien, Großbritannien, USA und Australien beschäftigt sonnen 350 Mitarbeiter.

    W wie Wildpolsried Die 2.500-Einwohner-Gemeinde in der Nähe von Kempten ist als Energiedorf bekannt: Sie erzeugt mittels erneuerbarer Energien siebenmal so viel Strom, wie sie selbst verbraucht. Neben diesem "Spirit" gab es einen weiteren Standortvorteil, der Stiefenhofer und Ostermann überzeugte. Die Gewerbefläche wird dort zu einem "attraktiven Preis" (Stiefenhofer) vermietet und bot stets die Möglichkeit zu weiterem Wachstum. Anfangs genügte dem Start-up eine Fläche von 200 Quadratmetern. Heute ist der moderne Firmensitz mit Blick auf Kuhweiden und Windräder auf einer Fläche von 8.000 Quadratmetern beheimatet.

    Z wie Zukunft Wenn 2020 die Solarstrom-Produktion nach und nach aus der EEG-Förderung herausfällt, könnten die Glanzzeiten von sonnen erst so richtig beginnen. Das zumindest prophezeit Philipp Schröder (Geschäftsführer Vertrieb und Marketing, vorher Tesla Deutschland-Chef): "In drei Jahren wollen wir eine halbe Milliarde Umsatz machen", kündigte er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung an, "und in zehn Jahren eine Millionen Kunden versorgen."

    Von solchen Prognosen hätte selbst Erfinder Torsten Stiefenhofer vor wenigen Jahren wohl nicht einmal zu träumen gewagt.

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