Nach zwei Jahren Planung startet Remigius Kirchmaier an die Ostsee. Und das mit einem Traktor und einem Schäferwagen. 1.000 Kilometer möchte er in acht Wochen zurücklegen. "Der Traktor ist seit Montag zugelassen", sagt Kirchmaier. Jetzt kann es los gehen.
Die Idee, mit einem Traktor an die Ostsee zu reisen, hatte er schon länger. Konkret sei sie aber erst kurz vor dem Ruhestand entstanden, sagte der ehemalige Leiter der Staatlichen Berufsschule Ostallgäu. "Ich wollte immer reisen. Habe das als Erwachsener aber nie gemacht". Bei einem Sanatoriums-Aufenthalt in Kassel entdecke er bei Ausflügen den Osten Deutschlands für sich und entschied, dass er diese Gegend weiter erkunden möchte. So wird ihn seine Reise an der Grenze Thüringens, an der ehemaligen Zonengrenze und am Grünen Band entlang führen.
Ich wollte immer reisen. Habe das als Erwachsener aber nie gemacht.Remigius Kirchmaier
Aus anfänglichen zwei bis drei Wochen geplanter Reisezeit seien so schnell acht Wochen geworden. "Meine Frau hat mich von Anfang an unterstützt, trotz der Arbeit, die zu Hause wartet." Aber zum Glück gibt es noch Freunde und Nachbarn, die helfen, wenn Not am Mann ist, sagt der 64-Jährige.
Zwischenstopp bei Verwandten und der Regierung
Die Fahrt mache er bewusst alleine. "Ich möchte meine Freiheit ausleben, mich selber finden und bei mir selber ankommen." So fährt er während seiner Reise auch ein paar seiner Lebensstationen ab und trifft alte Bekannte. Seine erste Station wird sein Geburtsort Ketterschwang sein, wo er seine Geschwister und deren Enkelkinder auf eine Brotzeit besuchen wird. Frisch gestärkt wird er über Hurlach weiter nach Augsburg an die Berufsschule zu einer ehemaligen Kollegin fahren. Zwischenstopp wird auch noch bei der Regierung von Schwaben gemacht, wo Kirchmaier selbst einige Jahre gearbeitet hat. Anschließend geht es dann über den Brombachsee nach Bamberg und weiter Richtung Ostsee.
Die Strecke sei noch nicht zu 100 Prozent festgelegt. Kirchmaier bleibt flexibel, lässt die Dinge auf sich zukommen und genießt die Freiheit, auch mal länger an einem Ort bleiben zu können. "Täglich werde ich zwei bis drei Stunden fahren bei maximal 20 Stundenkilometern. Ansonsten werde ich mir die Gegend anschauen, Fahrrad fahren und auch mal in die Therme gehen", sagt Kirchmaier. "Der einzige fixe Termin ist im Juni Dresden. Da treffe ich mich mit meiner Frau."
Entschleunigung bei maximal 20 Stundenkilometern
Die Reise auf dem Traktor sei eine gute Möglichkeit, zu entschleunigen und dem stressigen Alltag zu entkommen. Für Kichmaier bedeutet es aber auch, zu den Wurzeln zurückzukehren. Er ist auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen. "Landwirtschaft hat mich immer interessiert und nie losgelassen". So hat er seinen Traktor Farmer Fendt 2D mit 30 PS, Baujahr 1964, mit Schülern und Fachlehrern der Berufsschule selbst restauriert. Seinen Schäferwagen, in dem er während der Reise schlafen wird, hat er liebevoll hergerichtet und ausgebaut. Mit rot gestrichenen Fensterrahmen, einer weiß-blau-karierten Gardine und einer Bayern-Flagge wird er nun stolz die Reise antreten.
Ich möchte meine Freiheit ausleben, mich selber finden und bei mir selber ankommen.Remigius Kirchmaier
Unterstützt wird er dabei vom Marktoberdorfer Traktorenhersteller AGCO/Fendt, wo der Farmer einst vom Band gelaufen ist und Kirchmaier das Projekt der Geschäftsleitung vorstellte. "Als wir von diesem Vorhaben gehört haben, waren wir sofort begeistert und wollen Herrn Kirchmaier bei seiner Fahrt so gut wie möglich unter die Arme greifen", sagte Pressesprecher Sepp Nuscheler von AGCO/Fendt. Das Unternehmen will Kirchmaiers Reise auch medial begleiten.
Lies hier die faszinierende Geschichte eines mysteriösen Autos mit Fendt-Vergangenheit.
Außer einem Kasten mit alkoholfreiem Vario Fahrer-Weizen überreichte Nuscheler Kirchmaier für die Fahrt eine Liste mit allen Vertriebspartnern von AGCO/Fendt in den Regionen, die er passiert. Bei Problemen oder einer Panne kann er sich an diese wenden und wird Hilfe bekommen. Zudem wird die Firma den Rücktransport des Traktors organisieren.
Kirchmaier selbst wird nach ein paar Tagen an der Ostsee mit dem Zug zurückreisen. Seine Erfahrungen und Erlebnisse werde er anschließend in einer Präsentation oder in einem Buch verarbeiten.
Online lässt sich die Reise unter den Internetauftritten von AGCO/Fendt bei Facebook und Instagram verfolgen.