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Erinnerungen an eine Allgäuer Tanzsport-Legende

Mechtild Trautz

Erinnerungen an eine Allgäuer Tanzsport-Legende

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    Mechtild Trautz brachte mit ihrer Tanzschule und vielen Veranstaltungen Glanz in die Maustadt.
    Mechtild Trautz brachte mit ihrer Tanzschule und vielen Veranstaltungen Glanz in die Maustadt. Foto: Melzer (Archivbild)

    "Sie hat das kulturelle Leben der Stadt über viele Jahre mitgeprägt. Jahrelang hat sie die Weltelite des Tanzes hierher gebracht. Und die gesamte Memminger High-Society hat bei ihren Bällen getanzt." Das sagt Witwer Georg Melzer (79) über seine geliebte und unvergessene "Metch". Diesen Kosenamen benutzten er und enge Freunde für Mechtild Trautz-Melzer. Die ehemalige Weltklasse-Tänzerin, die am 21. Dezember 2016 gestorben ist, wäre an diesem Samstag 80 Jahre alt geworden.

    Mechtild Trautz brachte mit ihrer Tanzschule und vielen Veranstaltungen Glanz in die Maustadt.
    Mechtild Trautz brachte mit ihrer Tanzschule und vielen Veranstaltungen Glanz in die Maustadt. Foto: Archiv Melzer

    Mechtild Trautz und ihr erster Ehemann Rudolf waren in den Sechziger- und Siebzigerjahren auf den nationalen und internationalen Tanzparketten nahezu unschlagbar. Doch wie kam diese Tänzerin, die mit ihrem ersten Ehemann auch dreimal den Worldcup in der Disziplin "Zehn Tänze" und viermal die hochkarätigen Britischen Meisterschaften in Blackpool gewann, gerade nach Memmingen?

    In Augsburg geboren

    Blättert man im Archiv, so stößt man auf die Information: Die 1937 in Augsburg geborene Tanz-Ikone hatte nach einer internationalen Karriere, die sie unter anderem nach Australien, Japan und in die USA führte, ihren letzten offiziellen Auftritt in der Maustadt. Für Trautz ein nettes Städtchen. "Doch dann war es eigentlich Franz G. Humer, der,Metch’ nach Memmingen brachte", sagt Georg Melzer. Humer gründete 1971 mit dem "Amateur-Tanzsport-Club (ATC) Schwarz-Rot-Weiß Memmingen" den ersten Tanzsportclub im Regierungsbezirk Schwaben. Seither ist er dessen Vorsitzender.

    Stationen eines erfolgreichen Lebens
    Titel

    Mechtild und Rudolf Trautz waren unter anderem 23-mal Deutsche Meister, achtmal Europameister sowie viermal Weltmeister in den Latein-Tänzen. 1984 erhielt Mechtild Trautz in Baden-Baden als erste und bisher einzige Tanzsportlerin überhaupt den Goldenen Tanzschuh (siehe Foto). „Das ist so etwas wie der Oscar im Tanzsport“, erklärt Georg Melzer, der mit Mechtild Trautz seit 1989 verheiratet war.

    Tanzschule

    Im Jahr 1989 holte Mechtild Trautz den ehemaligen Profi-Tanzsportler Axel Lorinser nach Memmingen. Der in Stuttgart und Köln ausgebildete Tanzlehrer wurde 1990 Teilhaber und ist seit 1996 alleiniger Inhaber der Tanzschule Trautz & Lorinser, die sich seit 2012 am Hühnerberg befindet.

    Umzug

    Georg Melzer nennt als Gründe für den Umzug der Tanzschule „den Umbau des Maxi-Centers und den Anstieg der Mietkosten“.

    Trainerin

    Mechtild Trautz war in vielen Tanzlehrer-Verbänden Ehrenmitglied, von Thailand bis Norwegen. Außerdem war sie auf internationaler Ebene Ausbilderin für Tanzlehrer. Nicht zuletzt jedoch war die hochdekorierte Tänzerin (Silbernes Lorbeerblatt und Prix d’Elegance) noch lange nach ihrer aktiven Karriere als Trainerin tätig, so bei Formationen und Paaren von Weiß-Blau Casino Memmingen.

    Im Jahr 1982 schließlich eröffnete die Weltmeisterin ihre gleichnamige Tanzschule im Maxi-Center. In der Ausgabe der Memminger Zeitung vom 8. Februar hieß es dazu: "Mechtild Trautz strahlte mit den Disco-Leuchten an der Decke um die Wette, als sie so viele Gäste zur Eröffnungsparty begrüßen konnte, und gestand: Ich kann es noch nicht fassen!" Auch der damalige Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger, der seinerzeit das Maxi-Center als "ein gewisses Sorgenkind der Stadt" bezeichnete, freute sich über die neue "Vergnügungsstätte der gehobenen Art".

    Jeder, der in den Achtzigern in der Tanzschule Trautz seinen Tanzkurs machte, kann das nur bestätigen. Wer dabei an die verstorbene Chefin denkt, der kann nachvollziehen, was die Tanz-Illustrierte bereits im Dezember 1967 über "Metch" Trautz schrieb: "Sie gehört nicht nur wegen ihres angeborenen Charmes und ihrer herzlichen Art, sondern auch aufgrund ihres Könnens zu den beherrschenden Partnerinnen der Turniertanzflächen. Mit wachsenden Erfolgen wird sie zu einer strahlenden Erscheinung, deren Faszination im Tanz sich heute wohl kein Turniergast mehr zu entziehen vermag."

    Viele Fans in Japan

    Das galt nicht zuletzt auch für ihre zahlreichen Fans in Japan: "Dort hat sie viele Freunde gewonnen", weiß Melzer. Zum Beispiel Keiko Ishino und Isuyoshi Akimoto. Die japanischen Spitzentänzer holten sich im April 1982 im Rahmen eines dreiwöchigen Trainingslagers in Europa unter anderem auch bei der mehrfachen Weltmeisterin den letzten Schliff. Vielfach lockte die Tanzschule Trautz auch internationale Top-Tänzer nach Memmingen, als die legendären Galabälle auf dem Programm standen, aber beispielsweise auch zum Deutschland-Cup der Professionals im September 1987: Damals fegten unter anderem die Weltmeister Andrea und Horst Beer über das Stadthallen-Parkett.

    Das alles ist Vergangenheit. Was jedoch für immer bleibt, ist die Erinnerung an eine einzigartige Tänzerin, eine echte Persönlichkeit, die das kulturelle Leben der Stadt über viele Jahre hinweg mitgeprägt hat.

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