Im Insolvenzverfahren um das Festspielhaus Füssen gibt es einen weiteren Akt: Die Staatsanwaltschaft Augsburg hat Ermittlungen wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung aufgenommen. Ein Sprecher der Behörde sagte jedoch nicht, gegen wen sich die Ermittlungen richten. Es ist auch nicht klar, wodurch sie ausgelöst wurden. Der Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Dr. Marco Liebler aus München, wollte sich zu dem Ermittlungsverfahren ebenfalls nicht äußern.
Es ist Routine, dass Gerichte bei der Eröffnung von Insolvenzverfahren eine Mitteilung an die zuständige Staatsanwaltschaft senden. Im Falle des Festspielhauses wird das Insolvenzverfahren vor dem Amtsgericht Kempten geführt, die obligatorische Meldung ging an die Staatsanwaltschaft Augsburg, da diese sich in der Region um Wirtschafts-Strafsachen kümmert. Nachdem Anfang Juli der Insolvenzantrag für die Musiktheater Füssen Besitz GmbH gestellt worden war, hatte das Amtsgericht am 1. September die Eröffnung des Insolvenzverfahrens verkündet.
Die Mitteilung an die Staatsanwaltschaft ist also üblich - anders sieht es mit der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens aus. Gibt es solche Untersuchungen bei einer Firmenpleite, richten sich diese in der Regel gegen Personen, die vor Beginn eines Insolvenzverfahrens in der Führung des Unternehmens verantwortlich waren. Es war jedoch keiner der bis Juni Verantwortlichen bereit, auf Anfrage unserer Zeitung eine Stellungnahme zu den Ermittlungen abzugeben.

Wortkarge Beteiligte
Allerdings sind schon seit Beginn dieses Insolvenzverfahrens alle Beteiligten außergewöhnlich wortkarg: Sie haben auf Drängen des Insolvenzverwalters eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet. Halten sie sich nicht daran, droht ihnen eine Geldstrafe. Der Anwalt selbst antwortete bisher auch selten auf Presseanfragen. Das ist unüblich für Insolvenzverwalter, die eine Immobilie verkaufen wollen, doch selbst öffentliche Stellen, Gläubiger und Kaufinteressenten im Fall des Festspielhauses beklagen seit Wochen hinter vorgehaltener Hand die Informationspolitik Lieblers.
Nach Informationen unserer Zeitung trifft sich heute noch einmal der Gläubigerausschuss in München. Bei einem ersten Treffen im September hatten Kaufinteressenten ihre Gebote und Projektideen präsentieren dürfen. Allerdings hatte niemand den Zuschlag bekommen: Entweder sei der gebotene Kaufpreis zu niedrig gewesen, um die Gläubiger zu befriedigen, oder den potenziellen Investoren fehlte eine Finanzierungszusage einer Bank, hatte der Insolvenzverwalter anschließend sinngemäß verkündet. Es ist nicht bekannt, ob in der Zwischenzeit neue Gebote eingegangen sind, die den Vorgaben Lieblers entsprechen. Ursprünglich hatte er die Immobilie bis Ende September verkaufen wollen.
Das Festspielhaus ist mittlerweile geschlossen, den Mitarbeitern wurde gekündigt. An den Türen weist kein Schild auf die Insolvenz hin, auch auf der Internetseite wird die Pleite nicht erwähnt. Allerdings gibt es dort keine Hinweise mehr auf geplante Konzerte. Einige Veranstaltungen sind verlegt worden, beispielsweise in die Big Box nach Kempten. Auch der Gaststättenbetrieb ruht. Für Feiern kann dieser Nebenbereich des Theaters jedoch weiter gebucht werden, da er an das Hotel Luitpoldpark verpachtet ist. In der Bierwirtschaft soll am Samstag eine Ü-30-Party stattfinden.