Frau Dießenbacher, sind Sie erkältet?
Dießenbacher: Nein, bei all den kranken Leuten, die hier in der Apotheke rein- und rausmarschieren, kriegen wir Krankheitskeime zurzeit mehr als in homöopathischen Dosen ab. Das stärkt unser Immunsystem. Aber selbst wird man als Apotheker nur selten krank.
Sie würden also schon sagen, dass gerade Haupterkältungszeit ist?
Dießenbacher: Ja, viele Menschen sind erkältet, weil der Wechsel zwischen warm und kalt Probleme macht. Im November ist das schlimmer, als wenn es dann kontinuierlich kalt draußen ist. Man ist da immer falsch angezogen. Deshalb gibt es auch zwischen Januar und Februar noch mal eine Erkältungswelle. Weil dann wieder Wechselwetter ist.
Darauf kann man sich aber vorbereiten: Auch, indem man Erkältungsmittel in der Hausapotheke vorrätig hat.
Dießenbacher: Die Vorbereitung fängt früher an. Man sollte schon vorher seine Abwehrkräfte steigern: mit Vitaminen, Mineralstoffen, Mikronährstoffen. Aber natürlich sollte man gegen Schnupfen, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen immer etwas daheimhaben. Denn Erkältungskrankheiten, gerade bei Kindern, fangen grundsätzlich am Samstag oder Sonntag an (lacht).
Auf welche Mittel setzen Sie da?
Dießenbacher: Bei Erkältungen bin ich da eher bei Naturheilverfahren, bei Homöopathie, Schüßler-Salzen, Engelwurz, Thymian-Myrte-Balsam, Ölen fürs freie Atmen und so weiter. So etwas stellen wir hier mit unserem Mischroboter her. Um Akutbeschwerden zu lindern, sind freilich auch Wickel heilsam.
Alternative Medizin ist oft eine sinnvolle Ergänzung zur Schulmedizin.Apothekerin Claudia Dießenbacher
Das heißt, Sie sind eine Freundin traditioneller Hausmittelchen?
Dießenbacher: Viel natürliche Hausmittel haben, je nach Situation und Schmerz, ihre Berechtigung. Das Inhalieren mit Kamille ebenso wie das Einreiben der Brust.
Oder der heiße Hustentee. Spielt es da eine Rolle, was man genau trinkt. Oder ist die Hitzezufuhr das Entscheidende?
Dießenbacher: Es spielt schon eine Rolle, welche Kräuter drin sind. Jedes Kraut hat seine Heilwirkung. Übrigens: Bio-Tees mit Arzneibuchqualität kriegen Sie nur in der Apotheke oder im Reformhaus. Das sind dann richtige Heilpflanzen-Tees mit standardisiertem Wirkstoffgehalt.
Wo bleibt da die Schulmedizin?
Dießenbacher: Das ist kein Entweder - Oder. Alternative Medizin ist oft eine sinnvolle Ergänzung zur Schulmedizin. Das gilt für Homöopathie ebenso wie für Schüßler-Salze und anthroposophische Medizin.
Viele Erkältungen gehen mit starkem Kopfweh einher. Was empfehlen Sie da?
Dießenbacher: Ibuprofen und Aspirin wirken entzündungshemmend. Paracetamol ist zwar magenfreundlicher, wirkt aber nur fiebersenkend und schmerzlindernd. Auch die Wirkdauer ist kürzer.
Wie ratsam ist es, sich einfach aus der Hausapotheke selbst mit Tabletten zu versorgen? Es heißt ja so schön: „Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“
Dießenbacher: Lieber den Apotheker (lacht). Im Ernst: Nach zwei Tagen mit Ibuprofen, aber ohne Besserung müssen Sie spätestens zum Arzt gehen. Denn nur die Symptome zu bekämpfen, ersetzt nicht das Abhören der Brust. Viele Medikamente dienen nur der Symptombekämpfung und helfen nicht beim Ausheilen.
Wie sieht es mit Nasensprays aus?
Dießenbacher: Die Nase schwillt ab und das erleichtert das Luftholen. Heilen kann man den Schnupfen nicht. Es stimmt, was der Volksmund sagt: Mit und ohne Schnupfenmittel dauert ein Schnupfen sieben Tage.
Was sollte man also tun?
Dießenbacher: Ruhe geben und die Erkältung ausheilen lassen. Mit Schulmedizin oder mit Naturheilverfahren.
Ein gutes Fieberthermometer sollte man aber schon daheimhaben, oder?
Dießenbacher: Ja, aber eines zu empfehlen, ist nur altersabhängig möglich. Für Erwachsene bieten sich zum Beispiel Ohr-Thermometer an, bei kleinen Kindern etwas mit flexibler Spitze, dass es im Po nicht wehtut. Aber Sie wissen schon, dass man Fieber nicht senken soll? Sonst lernt der Körper nicht, seine Selbstheilungskräfte zu nutzen.
Worauf muss man bei der Hausapotheke daheim noch achten?
Dießenbacher: Einmal im Jahr sollte man die Haltbarkeit der Medikamente überprüfen. Wichtig ist auch deren richtige Lagerung: trocken und kühl, also in Schlafzimmer, Flur oder Abstellraum und nicht im Bad. Und geschützt vor den Kindern. Außerdem muss man immer den Beipackzettel und die Packung - die schützt die Medikamente auch vor Licht - aufheben.