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FutureforKempten: "Deshalb wollen wir jungen Klimaschützer in den Stadtrat!"

Neue Wählergemeinschaft

FutureforKempten: "Deshalb wollen wir jungen Klimaschützer in den Stadtrat!"

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    Benjamin Gras (rechts oben) gehört zu den Gründern der Wählergemeinschaft FutureforKempten. Sie hat ihre Ursprünge in der Fridays for Future-Bewegung, untersteht ihr jedoch nicht.
    Benjamin Gras (rechts oben) gehört zu den Gründern der Wählergemeinschaft FutureforKempten. Sie hat ihre Ursprünge in der Fridays for Future-Bewegung, untersteht ihr jedoch nicht. Foto: Matthias Becker

    Was ist "FutureforKempten" und wer steckt dahinter? Diese Frage beschäftigt viele Kemptener, nachdem Allgäuer Zeitung und allgaeu.life gestern über die neue Wählergemeinschaft berichteten. Gründungsmitglied Benjamin Gras spricht in unserem Interview über Details.

    Wer gehört zu FutureforKempten?

    Benjamin Gras: Wir sind drei Schüler, die sich aus der Fridays for Future-Bewegung in Kempten kennen: Julius Bernhardt und Dominik Tartler sind beide Gymnasiasten; ich besuche derzeit den Wirtschaftszweig an der Fachoberschule Kempten. Wir haben noch zwei weitere Mitstreiter im Hintergrund und hoffen, in den kommenden Wochen viele weitere - gerne auch "ältere" - zu gewinnen.

    Warum wollt Ihr 2020 in den Kemptener Stadtrat?

    Benjamin Gras: Wir wollen Ziele aus der Fridays for Future-Bewegung lokal verwirklichen. Ein Beispiel: Aus unserer Sicht liegt beim Thema Mobilität der Schwerpunkt in Kempten zu stark auf dem Autoverkehr. Wir wollen dagegen den ÖPNV und das Radnetz stärken. Auch die Jugendarbeit soll besser gefördert werden. Dazu muss man wissen, wie die Jugend tickt. Die Kemptener Stadträte sind, glaube ich, fast alle über 40 Jahre. Der Stadtrat ist in seiner Altersstruktur also nicht repräsentativ. Wir wollen der Jugend eine Stimme verleihen. Dazu gehört beispielsweise die Idee, dass Stadtratssitzungen per Livestream im Netz übertragen werden. Aber wir wollen auch selbst mit gutem Vorbild vorangehen: Sollte jemand von uns in den Stadtrat gewählt werden, macht er bei der nächsten Wahl Platz für einen jüngeren Kandidaten unserer Liste. Das heißt, wir kümmern uns um unsere Nachfolger, um so der Jugend dauerhaft einen Platz im Gremium zu geben.

    Bei Stichwörtern wie "Rotationsprinzip" und "Klimaschutz" denken viele wohl an die Grünen. Weshalb geht FutureforKempten eigene Wege?

    Benjamin Gras: Speziell in der Kommunalpolitik spielen Parteiprogramme nicht die große Rolle. Da geht es um Themen vor Ort. Und genau bei denen wollen wir mitsprechen. Jetzt! Bei anderen Parteien würde es relativ lange dauern, bis wir Jungen einen aussichtsreichen Listenplatz bekommen würden. Wenn wir den überhaupt bekämen...

    Auch in Kempten gab es in den vergangenen Monaten Demonstrationen der Fridays for Future-Bewegung. Benjamin Gras gehörte dem Orga-Team an.
    Auch in Kempten gab es in den vergangenen Monaten Demonstrationen der Fridays for Future-Bewegung. Benjamin Gras gehörte dem Orga-Team an. Foto: Matthias Becker

    Wie kam FutureforKempten zustande?

    Benjamin Gras: Die Idee für eine eigene Wählergemeinschaft auf kommunaler Ebene gibt's schon länger. Ich habe im März in Berlin bei der Jugendkonferenz Power on der Bundjugend einen spannenden Vortrag dazu gehört. Stefan Ott von Jurats, einem Verein zur Förderung von politischem Nachwuchs, hat junge Leute ermuntert, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren. Ich habe von dieser Idee in Kempten erzählt. Es fanden sich schnell Interessierte. Wir haben mittlerweile mit Jurats einen Workshop veranstaltet und vieles gelernt.

    Wie will FutureforKempten den Wahlkampf gestalten und finanzieren?

    Benjamin Gras: Noch zahlen wir alles aus eigener Tasche. Aber wir entwickeln gerade eine Crowdfunding-Kampagne, um das Ganze finanzieren zu können. Wir wollen mit Plakaten und Veranstaltungen, aber natürlich auch online auf uns aufmerksam machen.

    Gibt es vergleichbare Wählergemeinschaften, die also aus dem direkten Umfeld der Fridays for Futur-Bewegung entstanden, in anderen Städten?

    Benjamin Gras: Meines Wissens gibt es bislang nur eine weitere ähnliche Gruppierung. Ich glaube in Krefeld. Aber ich denke, das wird sich in den nächsten Monaten ändern. Wir hoffen, dass sich auch in anderen Allgäuer Städten was rührt.

    Der häufigste Vorwurf an Fridays for Future ist, dass es den Teilnehmern vor allem ums Schulschwänzen ging...

    Benjamin Gras: Diese pauschale Kritik finde ich ziemlich lächerlich. Die Leute in den Orga-Teams engagieren sich zum Beispiel mit großem Aufwand. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Da kommen schnell mal zehn bis 20 ehrenamtliche Stunden pro Woche zusammen.

    Allgäu's Finest mit Benjamin Gras

    Mein Lieblingsort im Allgäu: Ein Sitzplatz am Zugfenster. Ich finde es wunderbar, sich die Landschaft von dort anzuschauen. Das Allgäu ist so vielseitig: Berge, Seen, saftige Wiesen. In anderen Gegenden ist es viel trister.

    Mein Lieblingsgetränk aus dem Allgäu: Leitungswasser. Es ist bei uns zum Glück nicht gechlort.

    Meine Lieblingslocation an einem Sommerabend im Allgäu:

    I

    ch sitze am liebsten mit Freunden privat zusammen oder - noch besser - abends an einem See. Zum Beispiel am Herrenwieser Weiher.

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