Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Gericht München: Vater soll Tochter hundertfach vergewaltigt haben

Gerichtsprozess in München

In 288 Fällen: Vater wegen jahrelanger Vergewaltigung der Tochter angeklagt

    • |
    • |
    Der 75-Jährige wird wegen Vergewaltigung in 288 Fällen angeklagt. Über Jahre hinweg soll er seine zum Teil noch minderjährige Tochter sexuell missbraucht haben.
    Der 75-Jährige wird wegen Vergewaltigung in 288 Fällen angeklagt. Über Jahre hinweg soll er seine zum Teil noch minderjährige Tochter sexuell missbraucht haben. Foto: Friso Gentsch, dpa (Symbolbild)

    Er soll seine eigene Tochter schon als Kind missbraucht, sie als Erwachsene immer wieder vergewaltigt und sogar ein Kind mit ihr gezeugt haben: In München hat am Montag ein Prozess begonnen, der ein wenig an den des Österreichers Josef Fritzl erinnert. Ein 75 Jahre alter Mann steht wegen 288-facher Vergewaltigung seiner eigenen Tochter vor Gericht.

    288 Fälle von Vergewaltigung nur die Spitze des Eisbergs?

    Und das ist womöglich nur die Spitze des Eisberges. Angeklagt sind nur Fälle, die noch nicht verjährt sind und für die die deutsche Justiz überhaupt zuständig ist. Denn die italienische Familie lebte viele Jahre auf Sizilien. Was sich dort womöglich zugetragen hat, würde in den Zuständigkeitsbereich der italienischen Behörden fallen.

    Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll der Sizilianer schon begonnen haben, sich an seiner Tochter zu vergehen, als die noch ein kleines Kind und erst sieben Jahre alt war. Ende der 1990er Jahre soll die Frau, die laut Staatsanwaltschaft heute Mitte 50 ist, sogar ein Kind von ihrem eigenen Vater bekommen haben.

    Vater vergeht sich an Tochter womöglich seit sie sieben Jahre alt ist

    Der alte Mann bestreitet die Vorwürfe: "Stimmt nicht, alles nicht", erklärt er zum Prozessauftakt am Montag vor dem Landgericht München I. "Ich möchte sagen, dass das alles Lügen sind."

    Seine Tochter bezeichnet er als Stieftochter. Dass er Sex mit ihr hatte, bestreitet er nicht. "Ich habe sie gefragt, ob sie Lust hat", sagt er. "Niemals habe ich sie vergewaltigt." Alles sei "freiwillig" gewesen. Und wenn es in ihrer Kindheit zu sexuellen Handlungen gekommen sei, dann seien die von seiner Tochter ausgegangen, während sie zwischen ihm und seiner Frau im Ehebett lag.

    Sexueller Missbrauch in München: Laut Vater war der Sex freiwillig

    Die Tochter sei über Jahrzehnte bis zur Festnahme des Mannes im November 2020 "regelmäßigen sexuellen und körperlichen Übergriffen ihres Vaters ausgesetzt" gewesen, heißt es dagegen in der Anklage, die dem Mann Vergewaltigung in 288 Fällen zur Last legt.

    Der Fall erinnert ein wenig an den des Österreichers Josef Fritzl, der seine eigene Tochter über Jahrzehnte immer wieder vergewaltigt, in einer unterirdischen Wohnung eingesperrt und mehrere Kinder mit ihr gezeugt hatte.

    Fall ähnlich wie bei Josef Fritzl: Angeklagter in München soll Kind mit der Tochter gezeugt haben

    Anders als Fritzl brauchte der Angeklagte in München nach Angaben der Staatsanwaltschaft aber kein Verließ für seine Taten. Der Vater habe die Tochter nicht nur immer wieder geschlagen und vergewaltigt, sondern "jeden ihrer Lebensbereiche nahezu lückenlos kontrolliert".

    Er habe dafür gesorgt, "die Geschädigte bereits im Kindesalter systematisch von ihrem Umfeld zu isolieren, so dass diese nicht in der Lage war, längerfristige soziale Bindungen zu anderen Personen als dem Angeschuldigten aufzubauen".

    Angeklagt wegen sexuellen Missbrauchs: Der Vater (M.) sitzt zusammen mit seinem Anwalt (l.) und einer Übersetzerin (r.) vor dem Prozess im Landgericht München I. Der Mann soll seine Tochter hundertfach vergewaltigt haben.
    Angeklagt wegen sexuellen Missbrauchs: Der Vater (M.) sitzt zusammen mit seinem Anwalt (l.) und einer Übersetzerin (r.) vor dem Prozess im Landgericht München I. Der Mann soll seine Tochter hundertfach vergewaltigt haben. Foto: Britta Schultejans, dpa

    Vater soll Tochter kontrolliert haben: Verbrachte alle Pausen mit ihr

    Wenn sie Kontakt zu Mitschülern oder Arbeitskollegen aufnahm, soll ihr Vater sie immer wieder geschlagen haben. Er soll sie zur Arbeit gefahren und bis zu ihrem Feierabend dort vor der Tür gewartet haben. (Lesen Sie auch: Party in Kaufbeuren endete für junge Frau mit einem Albtraum)

    All ihre Pausen verbrachte er laut Anklage mit ihr, fotografierte sie während der Arbeit durch das Schaufenster, überprüfte ihr Handy und ihre E-Mails. Der Staatsanwalt spricht von einem "über Jahrzehnte hinweg aufrechterhaltenen Klima der Gewalt und Ausweglosigkeit".

    Prozess in München: Urteil könnte noch im Januar fallen

    Zum Schluss war es die Familie der Frau, die das mutmaßliche Martyrium beendete und die Polizei einschaltete. Das Landgericht München I hat vier Verhandlungstage für den Prozess angesetzt. Das Urteil könnte demnach am 26. Januar fallen.

    Mehr Nachrichten aus Bayern lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden