Nach dem Urteil gegen einen Priester wegen sexuellen Missbrauchs an einer früheren Ministrantin setzen sich Mitglieder einer Gemeinde im Landkreis Bad Kissingen für den Geistlichen ein. Das Vergehen dürfe nicht mit anderen Missbrauchstätern in der Kirche verglichen werden, auch wenn der Priester sich rechtlich gegenüber dem Mädchen strafbar gemacht habe, sagte ein Pfarrgemeinderatsvorsitzender gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.
Man hoffe daher, dass der Priester sich wieder kirchlich engagieren dürfe. Mitglieder seiner Pfarreiengemeinschaft sammelten Unterschriften und wollen erreichen, dass sich der Würzburger Bischof Franz Jung für den Priester einsetzt. Mehrere Medien hatten berichtet.
Priester wurde zu einer Haftstrafe verurteilt
Der 43 Jahre alte Deutsche war im vergangenen August vom Amtsgericht Bad Kissingen zu einem Jahr und vier Monaten Haft verurteilt worden (Az. 8 Js 1298/19). Die Strafe wurde auf drei Jahre Bewährung ausgesetzt. Staatsanwaltschaft und Verteidigung legten zunächst Berufung ein, aber nahmen diese im Februar vor dem Landgericht Schweinfurt zurück, wodurch das Urteil rechtskräftig wurde. (Lesen Sie auch: Ratzingers Rolle im Kirchenskandal)
"Dieses Urteil und das Leid der Betroffenen gilt es vor Ort zu akzeptieren und die Fakten anzuerkennen", schrieb ein Bistumssprecher in einer Stellungnahme. Der Priester soll nach der rechtskräftigen Verurteilung auf die Pfarreien seiner Pfarreiengemeinschaft verzichtet haben. Bischof Franz Jung habe den Amtsverzicht angenommen, die Stelle soll neu ausgeschrieben werden. Weitere Maßnahmen der Diözese gegenüber dem 43-Jährigen würden in einem kirchlichen Verfahren geklärt.
Zärtlichkeiten seien einvernehmlich gewesen - Mädchen war aber unter 14 Jahre alt
Vor mehr als zehn Jahren hatte sich eine Ministrantin in den früheren Kaplan verliebt, wie die mittlerweile 23-Jährige vor Gericht bestätigte. Obwohl sie anfangs zurückgewiesen wurde, kam es um das Jahr 2010 unter anderem zu einem Zungenkuss. Die Zärtlichkeiten seien einvernehmlich geschehen, sagte das Opfer mehrmals vor Gericht, das dies in seinem Urteil bestätigte. Weil das Mädchen damals aber unter 14 war, verurteilte das Amtsgericht den Mann wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes.
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