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Große Waldbrandübung: Grenzübergreifend löschen: Feuerwehren proben den Ernstfall

Große Waldbrandübung

Grenzübergreifend löschen: Feuerwehren proben den Ernstfall

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    Flammen machen nicht an Staatsgrenzen Halt - die Einsatzkräfte ebenso nicht.
    Flammen machen nicht an Staatsgrenzen Halt - die Einsatzkräfte ebenso nicht. Foto: Daniel Karmann/dpa

    Wenn es brennt oder ein schwerer Unfall geschieht, arbeiten die Feuerwehren aus Deutschland und Tschechien im Grenzgebiet schon jetzt eng zusammen, wie alle Verantwortlichen betonen. Um die Kooperation im Ernstfall weiter zu verbessern, haben die Rettungskräfte gemeinsam geübt: Angenommen wurde ein großer Waldbrand bei Selb im Grenzgebiet zwischen Oberfranken und Tschechien.

    Mehr als 400 Feuerwehrleute aus Bayern, Tschechien und Sachsen nahmen teil. Außerdem dabei: vier Hubschrauber zur Löschwasserförderung und Brandbekämpfung, Drohnen, mobile Sanitätseinheiten auf E-Bikes, ein Harvester für eine Brandschneise, um Wohnbebauung vor den Flammen zu schützen.

    Es hätten sich zahlreiche Erkenntnisse ergeben, diese würden nun in Nachbesprechungen aufbereitet, teilte der Kreisfeuerwehrverband Wunsiedel mit. Bei der Übung hätten alle geplanten Szenarien durchgespielt werden können, sagte eine Sprecherin des Landratsamts Wunsiedel.

    Schon etliche gemeinsame Einsätze

    Die Bande zu den Rettungskräften in Tschechien seien freundschaftlich, sagte der Wunsiedler Kreisbrandrat Wieland Schletz. «In den vergangenen Jahren sind die Feuerwehren beidseits der Grenze immer enger zusammengerückt.» Es hänge von den Menschen vor Ort ab, ob den auf politischer Ebene geschlossenen Vereinbarungen tatsächlich Leben eingehaucht werde.

    Immer wieder habe es gemeinsame Einsätze dies- und jenseits der Grenze gegeben, sagte Schletz weiter: etwa bei Wald- und Vegetationsbränden, brennenden Lastwagen auf der Autobahn oder im Vorjahr beim Großbrand bei einem Unternehmen in Wunsiedel, der zu einem Katastrophenfall wurde.

    Es müsse immer «das schnellstmöglich verfügbare, geeignete Einsatzmittel» alarmiert werden, erläuterte Schletz. «Wenn das im grenznahen Raum eine tschechische Feuerwehr ist, dann kommt die natürlich auch zum Einsatz. Immer in Verbindung mit der örtlich zuständigen Wehr auf bayerischer Seite. Die Planungen in Tschechien sind sehr ähnlich.»

    Ausrüstung «auf Augenhöhe»

    Während die Ausrüstung auf beiden Seiten «auf Augenhöhe» sei, sei die Sprache eine Barriere. Die Versuche auf deutscher Seite, Tschechisch zu lernen, seien bislang wenig erfolgreich gewesen, räumte Schletz ein.

    Von Vorteil sei, dass viele tschechische Rettungskräfte Deutsch oder Englisch sprächen. «Mittlerweile können wir auch zeitnah auf Dolmetscher zurückgreifen, was die Zusammenarbeit enorm erleichtert.» Manches müsse auch gar nicht erklärt werden, sondern sei schlichtweg klar: «Feuerwehrleute ticken auf der ganzen Welt nahezu gleich», sagte Schletz.

    Berufsfeuerwehren in Tschechien

    Der Sprecher der tschechischen Feuerwehr in der Verwaltungsregion mit Sitz in Karlsbad (Karlovy Vary), Patrik Zizka, sieht die Zusammenarbeit mit den deutschen Kollegen auf einem sehr guten Niveau. Die Kommunikation und Koordination der Einsätze habe sich in den vergangenen Jahren «erheblich verbessert».

    Es gebe jedoch Raum für weitere Verbesserungen, beispielsweise bei der Vereinheitlichung der Abläufe, der Kompatibilität der Technik und bei gemeinsamen Schulungen, sagt Zizka. Übungen wie die jetzige könnten daher wichtige Aufschlüsse geben.

    Die Berufsfeuerwehr ist in Tschechien zentral organisiert und wird vom Staat finanziert. Sie beschäftigt mehr als 10.000 festangestellte Feuerwehrleute und untersteht dem Innenministerium. An der Spitze steht ein Generaldirektor, derzeit Vladimir Vlcek.

    Unterstützt werden sie von freiwilligen Feuerwehren, die von Gemeinden und Firmen aufgestellt werden, um eine flächendeckende Abdeckung zu erreichen. In Bayern hingegen sind die meisten Feuerwehrleute in freiwilligen Wehren organisiert. Nur in den Großstädten gibt es Berufsfeuerwehren.

    Lehren aus dem Großbrand 2022

    Der verheerende Waldbrand im Nationalpark Böhmische Schweiz im Juli 2022 hatte allen in den beiden Nachbarländern vor Augen geführt, dass Flammen nicht an der Grenze haltmachen. Der Brand im Elbsandsteingebirge erfasste mehr als 1.000 Hektar auf tschechischer Seite und griff auf die sächsische Seite über.

    Seitdem war eine engere Zusammenarbeit der Feuerwehren wiederholt Thema bei Treffen von Spitzenpolitikern aus Deutschland und Tschechien.

    Seit Anfang des Jahres gibt es eine Arbeitsgruppe, die sich um die grenzübergreifende Zusammenarbeit der Feuerwehren kümmert. Dort sei eine Risikoanalyse des Grenzgebiets erstellt worden, «außerdem wurde eine Übersicht über Zuständigkeiten, Abläufe und rechtliche Grundlagen erarbeitet», teilte eine Sprecherin des bayerischen Innenministeriums mit.

    Das für Feuerwehren verantwortliche Ministerium finanziert zudem ein digitales Informationssystem, das nach Angaben der Sprecherin zahlreiche Feuerwehren in der Grenzregion nutzen: «Es liefert in Echtzeit wichtige Informationen an die Einsatzkräfte, um die Ankunftszeit weiter zu verkürzen. Auf einem Tablet wird die jeweilige Einsatzadresse visuell dargestellt.» Unter Berücksichtigung der jeweiligen Schreibweisen und möglicher Verkehrsstörungen würden die Kräfte so schnell wie möglich zum Einsatzort navigiert.

    Ein Hubschrauber ist bei der grenzüberschreitenden Feuerwehrübung von bayerischen, tschechischen und sächsischen Kräften dabei.
    Ein Hubschrauber ist bei der grenzüberschreitenden Feuerwehrübung von bayerischen, tschechischen und sächsischen Kräften dabei. Foto: Daniel Karmann/dpa
    2022 wütete ein heftiger Waldbrand im Grenzland zwischen Sachsen und Tschechien. (Archivbild)
    2022 wütete ein heftiger Waldbrand im Grenzland zwischen Sachsen und Tschechien. (Archivbild) Foto: Hájek Vojtìch/CTK/dpa
    Ein Hubschrauber bei der Übung hebt ab.
    Ein Hubschrauber bei der Übung hebt ab. Foto: Daniel Karmann/dpa
    Rettungskräfte aus Bayern, Tschechien und Sachsen übten gemeinsam.
    Rettungskräfte aus Bayern, Tschechien und Sachsen übten gemeinsam. Foto: Daniel Karmann/dpa
    Wieland Schletz (l.), Kreisbrandrat des Landkreises Wundsiedel, und Martin Tomasek, Leiter des Feuerwehrdienstes der Region Karlsbad, sind bei der gemeinsamen Feuerwehrübung im Gespräch.
    Wieland Schletz (l.), Kreisbrandrat des Landkreises Wundsiedel, und Martin Tomasek, Leiter des Feuerwehrdienstes der Region Karlsbad, sind bei der gemeinsamen Feuerwehrübung im Gespräch. Foto: Daniel Karmann/dpa
    Ein Löschwasserbehälter ist für die große Waldbrandübung nahe Selb aufgebaut.
    Ein Löschwasserbehälter ist für die große Waldbrandübung nahe Selb aufgebaut. Foto: Daniel Karmann/dpa
    Der verheerende Waldbrand 2022 im sächsisch-tschechischen Grenzland stellte die Einsatzkräfte vor großen Herausforderungen. (Archivbild)
    Der verheerende Waldbrand 2022 im sächsisch-tschechischen Grenzland stellte die Einsatzkräfte vor großen Herausforderungen. (Archivbild) Foto: Robert Michael/dpa
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