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Hallensport-Verbot in Bayern sorgt für Corona-Wut

Finessstudio klagt - Indoorsport verboten

Blanke Wut: Sportler und Verbände reagieren empört auf das Hallensport-Verbot in Bayern

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    Freizeitsport-Verbot in Hallen in Bayern: Nach der neuen Corona-Maßnahme der bayerischen Staatsregierung herrscht bei vielen Unverständnis.
    Freizeitsport-Verbot in Hallen in Bayern: Nach der neuen Corona-Maßnahme der bayerischen Staatsregierung herrscht bei vielen Unverständnis. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Wie kam es zu der Ad-Hoc-Entscheidung zum Hallensport-Verbot in Bayern, die viele Betroffene als "Nacht- und Nebelaktion" bezeichnen, und was bedeutet sie? Die wichtigsten Fragen:

    Was genau ist nun verboten, was am Donnerstag noch erlaubt war?

    Tennis- , Tischtennis- und Badmintonspieler durften noch bis Donnerstag in der Halle spielen, jedoch ausschließlich Einzel und kein Doppel. Tänzer durften noch mit festen Partnern ihrem Sport nachgehen, sofern die Abstandsregeln zu anderen Paaren eingehalten wurden. Reiter durften in der Halle trainieren, auch Reitunterricht war als Einzelunterricht oder für Personen eines Haushalts möglich. Kletterhallen durften unter Auflagen öffnen - wenngleich die meisten der Empfehlung des Deutschen Alpenvereins gefolgt waren und ihre Anlagen geschlossen hielten - all dies ist nun bis mindestens 30. November verboten.

    Was ist überhaupt noch erlaubt?

    Professioneller Sport ist unter Auflagen und mit entsprechenden Hygienekonzepten möglich, Schulsport ebenfalls. Individualsport im Freien, wie zum Beispiel Joggen, Golf oder auch Tennis ist auch erlaubt. Darüber hinaus genehmigt die neue Verordnung Reha-Sport, auch in der Gruppe, sofern dieser medizinisch indiziert ist. Pferdesportler dürfen ihre Pferde in der Halle bewegen, sofern sich Reiter und Tier alleine unter dem Dach befinden - dies soll aber am Tierwohl, nicht am sportlichen Interesse orientiert sein (Lesen Sie dazu: Massen-Spielabsagen und 14 Infizierte in Lindau: Kapituliert die Eishockey-Oberliga vor Corona?).

    Warum fühlte sich das Gesundheitsministerium überhaupt zu einer Entscheidung bemüßigt?

    Der Betreiber eines Fitness-Studios hatte mit Blick auf den Teil-Lockdown auf Gleichbehandlung geklagt. Tennishallen, Reithallen, Badminton-Courts konnten nach dem 2. November unter bestimmten Auflagen und mit deutlichen Einschränkungen noch benutzt werden - Fitnessstudios nicht. Der Kläger bekam vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof Recht. Daraufhin entschied die Regierung, wie Eltern manchmal bei sich streitenden Kindern entscheiden: Dann öffnet eben gar keiner mehr!

    Was sagen dazu Betreiber und Sportverbände?

    Sie schäumen vor Wut. "Die Kurzfristigkeit der Maßnahme ist nicht nachvollziehbar und sorgt zu Recht für enormen Unmut an der Basis", hieß es am Freitag in einem Schreiben vom Präsidenten des bayerischen Tennisverbandes (BTV), Helmut Schmidbauer. "Es handelt sich in unseren Augen um eine undifferenzierte Maßnahme aufgrund eines ungewünschten Gerichtsurteils", kritisierte er.

    "Wir haben für diese überhastete Maßnahme kein Verständnis – die Volksseele unserer Sportlerinnen und Sportler, Sportvereine und Sportfachverbände brodelt", erklärte der Präsident des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV), Jörg Ammon. Günther Grasse, Betreiber eines Gesundheits- und Fitnesstudios in München, schrieb empört an den Landtag: "Mit der gestrigen Entscheidung hat sich die Staatsregierung (...) als beleidigter Verlierer entpuppt."

    Wurden die Verbände und Betreiber vorab konsultiert?

    Offenbar nein. Das Vorgehen des Ministeriums kam für die Betroffenen nach Angaben der Verbände aus heiterem Himmel, einige erfuhren etwa aus den Radionachrichten am Freitagmorgen, dass sie ihre Anlagen nicht mehr öffnen dürfen.

    Wie rechtfertigt das Ministerium seinen Schritt?

    Der Verwaltungsgerichtshof habe mit seiner Entscheidung vom Donnerstag eine Vergleichbarkeit zwischen Fitnessstudios und anderen Hallensportarten hergestellt, sagte Sprecher Marcus da Gloria Martins. Das Ministerium habe vor der Frage gestanden, Fitnessstudios zu öffnen, oder auch alle anderen zu schließen. Vor dem Hintergrund stark steigender Corona-Infektionszahlen sei die Entscheidung in Richtung Schließung gefallen. "Wir müssen schauen, dass wir in den nächsten zwei Wochen irgendwie die Zahlen herunterbekommen", sagte da Gloria Martins. "Lockern für die Fitnesstudios – das wäre der falsche Weg."

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