Das Ausbildungsjahr beginnt, die Sommerruhe in vielen Betrieben ist vorbei - doch die traditionelle Herbstbelebung auf dem bayerischen Arbeitsmarkt ist ausgeblieben. Im September waren 324.157 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind 2.790 weniger als im August, aber 30.664 mehr als im Vorjahresmonat, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mitteilte.
«Saisonal bedingt ist die Zahl der Arbeitslosen in Bayern im September zurückgegangen, jedoch deutlich geringer als üblich. Die Herbstbelebung am Arbeitsmarkt ist noch nicht erkennbar, die Arbeitslosenquote bleibt unverändert bei 4,2 Prozent», sagte der Chef der Regionaldirektion, Markus Schmitz.
Nur wenig neu gemeldete Stellen
«Auch die vielen neuen Stellenmeldungen, die um diese Jahreszeit bei den bayerischen Agenturen für Arbeit eingehen, bleiben bisher aus. Wir beobachten mit rund 18.500 neu gemeldeten Stellen sogar einen neuen Tiefstand für einenSeptember», erläuterte Schmitz weiter.
Die bayerische Arbeitsministerin Ulrike Scharf (CSU) nahm besonders die Fahrzeugindustrie und deren Zulieferer in den Fokus: Dieser Zweig sei «nicht nur Treiber für Wachstum und Innovation, sondern mit Hunderttausenden Beschäftigten auch der Beschäftigungsmotor im Freistaat.» Deshalb müsse Abstand von Planungen zum Verbrennerverbot genommen werden, sagte Scharf: «Wir brauchen Technologieoffenheit für die Industrie, aber auch für die Kundinnen und Kunden. Wir würgen sonst den Motor unserer Wirtschaft ab.»
Quote «nicht Bayern-like»
Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Bayern, Bernhard Stiedl, sagte, die weiterhin hohen Beschäftigtenzahlen dürften nicht über die aktuellen Risiken hinwegtäuschen. Es sei wichtig, die regional sehr unterschiedlichen Herausforderungen aus Strukturwandel, Fachkräftebedarf und Investitionen in Zukunftsbranchen anzugehen.
Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) findet die Arbeitslosenquote von 4,2 Prozent «nicht Bayern-like». Sie sei «Ausdruck der weiterhin schwierigen Lage», sagte Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Es sei wichtig, die Industrie zu stärken. «Bayern ist Industrieland, ein knappes Viertel der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung wird im verarbeitenden Gewerbe erzielt.»
Ein Blick in die bayerische Arbeitsmarktstatistik zeigt, dass Schwaben mit 3,8 Prozent die niedrigste Quote unter den Bezirken hat; Mittelfranken kommt auf 4,8 Prozent und damit auf die höchste Quote. Die Agentur griff für die Statistik auf Datenmaterial zurück, das bis zum 11. September vorlag.
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