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Junge Allgäuer mit der Axt im Walde

Baum fällen als Beruf

Junge Allgäuer mit der Axt im Walde

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    Warum es wichtig ist, den Wald zu nutzen und waldbauliche Maßnahmen nicht zu vernachlässigen.  Unser Symbolfoto zeigt Forstwirts-Azubis der Bayerischen Staatsforsten bei der Arbeit im Liebenthanner Wald bei Obergünzburg.
    Warum es wichtig ist, den Wald zu nutzen und waldbauliche Maßnahmen nicht zu vernachlässigen.  Unser Symbolfoto zeigt Forstwirts-Azubis der Bayerischen Staatsforsten bei der Arbeit im Liebenthanner Wald bei Obergünzburg. Foto: Heiko Wolf

    "Achtung", hallt der Ruf von Forst-Azubi Simon Willer durch den Liebenthanner Wald. "Achtung, wir fällen! Niemanden mehr durchlassen", instruiert Ausbilder Leonhard Mayr per Helmfunk zwei weitere angehende Forstwirte. Währenddessen bearbeiten die Lehrlinge Willer und Fabian Holzhai die gut 40 Meter hohe und rund 100 Jahre alte Fichte weiter mit der Axt.

    Hiebsreifer Käferbaum

    Wie einige andere Bäume in dem Bereich ist sie als (Borken-)Käferbaum rot markiert. Außerdem leidet die Fichte, wie nach dem Fällen zu sehen ist, an Fäule, und es liegt ein Wipfelbruch vor. "Kein Problem. Wir verfolgen hier ein klares Totholzziel, setzen auf eine natürliche Verjüngung, und der Baum war hiebsreif", versichert Forstbetriebsleiter Dr. Hermann S. Walter von den Bayerischen Staatsforsten.

    Ein ausgewachsener Baum wird immer umgekeilt, nie mit der Motorsäge umgeschnitten,Forstbetriebsleiter Dr. Hermann S. Walter

    Man sagt hiebsreif, denn ein ausgewachsener Baum wird "letztlich aus Sicherheitsgründen immer umgekeilt, nie mit der Motorsäge umgeschnitten." Walter schätzt die Fichte auf mehr als 60 Festmeter Holz. Zuvor freilich durfte die Motorsäge ausführlich kreischen. Das Unterholz wurde freigeschnitten, und damit Arbeitsfeld und Rückweiche.

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    Danach durften sich Simon Willer sowie Fabian Holzhai ausführlich im Fällschnitt und im sogenannten Fallkerbschnitt üben. Laut Mayr und Walter ist Letzteres eine Technik, die kontrolliertes Fällen erlaubt. Denn die Fällrichtung wird mithilfe einer Bruchleiste komplett festgelegt. "Sie gibt, wie ein Scharnier, dem Baum die Führung", sagt Mayr.

    Der Baum fällt dahin, wo er hinsoll

    Dafür muss sie über eine ausreichende Breite verfügen. Die Höhe des Fällschnitts (Bruchstufe) sollte ein Zehntel des Stammdurchmessers ausmachen. Nach den Schnitten kommen die Axt und ein mechanischer Keil - zum Aufspreizen - ins Spiel. Und tatsächlich: Der Baum fällt genau dorthin, wo er hinsollte. "Gute Arbeit", lobt Walter die Lehrlinge.

    Als Leiter des Forstbetriebs Ottobeuren ist Walter auch für die Lehrlingswerkstätte im historischen, 1913 erbauten Forsthaus in Obergünzburg zuständig. Dort hat nach wie vor der Revierförster des zum Forstbetrieb gehörenden Distrikts Obergünzburg, Georg Schön, seinen Sitz.

    Für 200 000 Euro erneuert

    Die im gleichen Gebäude sowie einem neuen Anbau untergebrachten Ausbildungswerkstätten wurden eineinhalb Jahre lang für 200 000 Euro erneuert. Eine Werkstatt, ein Motorsägen- und Maschinenraum sowie eine Umkleide samt Spinden, Dusche und Toiletten entstanden ebenerdig. In den vier Jahren davor war der Lehrbetrieb recht spartanisch im Keller untergebracht.

    Wir nehmen gern auch wetterfeste Mädels,Forstbetriebsleiter Dr. Hermann S. Walter

    In Obergünzburg bilden die Staatsforsten im Prinzip alle ihrer Allgäuer Lehrlinge aus. Derzeit sind es sechs, die aus der ganzen Region ins Ostallgäuer Günztal kommen: Julian Appelt (Leuterschach), Jonas Wechs (Hinterstein) und Jonas Echle (Kranzegg) sind im ersten Lehrjahr, die eingangs erwähnten Willer (Rettenberg) und Holzhai (Egg) im zweiten. Hinzu kommt ein Azubi im dritten Lehrjahr. "Zurzeit sind es sechs Burschen", sagt Forstbetriebsleiter Walter. "Wir nehmen aber gern auch wetterfeste Mädels."

    Ein Großteil der Ausbildung findet im Günztal statt: im Revier Obergünzburg und dem ebenfalls neuen Schlechtwetter-Freiluftarbeitsplatz im nahen Staatswalddistrikt Schottenwald. Zehn bis zwölf Wochen im Jahr müssen die jungen Leute zur Berufsschule in die Oberpfalz.

    30 Baumarten kennen

    Neben der Fichtenfällung ist heute Theorie angesagt, Artenkunde. Das heißt, die Azubis arbeiten an ihrem Herbarium, in dem sie 30 Baumarten, zehn Sträucher und 20 krautige Pflanzen verzeichnen. "Die müssen wir kennen", sagt Fabian Holzhai.

    Er und die anderen betonen, wie vielseitig ihr Alltag ist, berichten von Waldschutz (dazu gehört auch das Fällen von Käferbäumen), Bäumepflanzen, Holzernte, Motorsägenwartung, Wegeunterhalt, Jagd, Jägerstand-Bau und dem Unterhalt von Christbaumkulturen. "Und mit Waldverjüngung müssen sich die Jungs auskennen, um den Wald fit für die Zukunft zu machen", ergänzt Walter.

    Für zwei Jungs ist es schon die zweite Lehre. Jonas Echle etwa lernte zuvor Einzelhandelskaufmann. "Das hier ist abwechslungsreicher", findet er.

    Ich bin allat schon ins Holz gangen,Lehrling Jonas Wechs

    Jonas Wechs ist fertiger Zimmerer. Was ihn in der Obergünzburger Lehrwerkstätte zum Unterhalt von Hütten und Jägerständen prädestiniert. Wechs hat die Zimmerei zwar auch gefallen. Forstwirt sei aber sein Traumberuf. "Ich bin allat schon ins Holz gegangen", sagt der Oberallgäuer. Simon Willer wiederum liebt es, "draußen, an der frischen Luft" zu arbeiten. Wie beim Fällen der Fichte heute.

    Wissenswert

    • Der Forstbetrieb Ottobeuren ist einer von 41 Forstbetrieben der Bayerischen Staatsforsten, eines eigenständigen Staatsbetriebs mit Hauptsitz in Regensburg.
    • Mit rund 50 Beschäftigten (bayernweit 1300, darunter ungefähr 90 Forstwirt-Azubis) werden von Ottobeuren aus circa 12000 Hektar Staatswald im Raum Unterallgäu, in größeren Teilen des Ostallgäus sowie in einem kleinen Teil des Oberallgäus bewirtschaftet.
    • Weitere 18000 Hektar Staatswald im Ober- und Ostallgäu werden vom Forstbetrieb Sonthofen aus bewirtschaftet.
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