Ob sie zwischen den Jahren ein wenig Ruhe hatte? Über diese Frage lacht Marktoberdorfs oberste städtische Eheschließerin. Denn rund um Weihnachten herrschte im Standesamt Hochzeits-Hochbetrieb, stade Zeit hin oder her. "Der Dezember ist DER Heiratsmonat in Marktoberdorf", sagt Inge Hofbauer. Und diese Vermählungs-Saison ist im neuen Jahr, nach Dreikönig, noch nicht ’rum. "Viele Paare machen sich speziell unterm Christbaum einen Heiratsantrag."
Viele Paare machen sich speziell unterm Christbaum einen Heiratsantrag.Inge Hofbauer
Und nicht alle lassen danach ihren Worten so schnell Taten folgen, wie das Paar, von dem Hofbauer erzählt, das sich an Heiligabend die Ehe versprach – und flugs noch 2017 zum Standesamt schritt. Deshalb gilt es wohl noch einige romantische Christbaum-Anträge abzuarbeiten. Und tatsächlich: Kaum redet die Standesbeamtin davon, schellt ihr Telefon, und eine heiratswillige Frau, die einen Termin machen will, ist dran.
Nicht nur im Dezember, in dem mit 23 Hochzeiten nur wenige Tage heiratsfrei waren, erwiesen sich die Marktoberdorfer als ausgesprochen heiratsfreudig. Auch in den weiteren Top-Hochzeitsmonaten Mai, August und Oktober gaben sich je zwölf beziehungsweise 13 Paare das Ja-Wort.
Insgesamt fanden in der Stadt vergangenes Jahr 106 Eheschließungen statt. So viele gab es hier nur 2010, sonst seit über zehn Jahren nicht mehr. Unter den von Hofbauer und ihrer Kollegin registrierten Paaren, die sich in Marktoberdorf vermählten, war ein Frauen-Paar, das die erst seit Oktober mögliche Ehe für alle schloss. Ein Männer-Paar wählte zuvor noch die eingetragene Lebenspartnerschaft. Zwei solcher Partnerschaften wandelte Hofbauer in gleichgeschlechtliche Ehen um.
Bemerkenswert ist, dass von 106 Brautpaaren 32 von auswärts kamen. Zum Teil waren das Allgäuurlauber, sagt Hofbauer, zum Teil Hochzeiter, die mit Marktoberdorf nichts am Hut hatten. "Die stoßen im Internet durch unsere ungewöhnlichen und hervorragenden Heiratsangebote auf uns", sagt sie selbstbewusst.
Allgäuurlauber stoßen im Internet durch unsere ungewöhnlichen und hervorragenden Heiratsangebote auf uns.Inge Hofbauer
Dabei gilt nach wie vor: Abgesehen vom stilvollen Trauzimmer im Rathaus trauen sich die meisten Brautpaare unterm Apfelbaum – sprich, sie wählen das gemütliche Hartmannhaus oder dessen Bauerngarten als Heiratsort. 25 Paare, so viele wie nie, gaben sich dort das Ja-Wort. Hofbauer, die seit Jahren schwärmt, wie "der Frühlingswind Apfelblüten unter den Hochzeitsgästen verteilt", wundert das nicht. Auch Candle-Light-Trauungen im Rathaus sind beliebt (zehn). Je zwei Paare ließen sich auf dem Floß im Ette und im Künstlerhaus trauen.
Bei 42 Paaren waren Braut oder Bräutigam schon geschieden. "Immer wieder kommt es aber auch vor, dass geschiedene Paare einander zum zweiten Mal heiraten wollen", sagt Hofbauer und lächelt. In dem Fall hilft das Standesamt weiter, in einem anderen freilich nicht: Wenn Paare anfragen, ob man ihr Eheversprechen feierlich erneuert. "Das ist nicht unsere Aufgabe als Behörde", sagt sie mit Bedauern in der Stimme. "Wir sind dafür da, Ehen zu schließen – nicht um Versprechen zu erneuern."
Die 89 Paare, die sich für einen gemeinsamen Ehenamen entschieden, taten das zumeist klassisch: 82 wählten den Namen des Mannes. Unter den Hochzeitern gab es auch einzelne mit ghanaischer, philippinischer oder brasilianischer Staatsangehörigkeit.
Geburten
Stabil blieb die Zahl der Geburten: 179 Marktoberdorfer, 87 Mädchen und 92 Buben, wurden 2017 geboren. Deren Mütter entbanden bevorzugt in Kaufbeuren (85), Kempten (72), Füssen (9) und Schongau (6). Hinzu kamen laut Hofbauer zwei gewollte Hausgeburten. Bei den Baby-Vornamen macht sich der Flüchtlingszuzug bemerkbar: Neben Namensklassikern wie Anna und Paul ist dabei etwa Mohammed öfter vertreten.
Sterbefälle
Auch ihre Zahl blieb fast gleich: Das Standesamt beurkundete 130 (2016: 129). Damit starben 57 Männer und 73 Frauen zuhause und in den zwei Pflegeheimen am Ort. Rechnet man alle Marktoberdorfer zusammen, die 2017 (auch auswärts) starben, ergeben sich laut Meldeamt 212 Sterbefälle (225).
Einwohner
Fast identisch zum Vorjahr blieb die amtliche Einwohnerzahl: 18 472 Marktoberdorfer mit 77 Nationalitäten haben ihren Hauptwohnsitz in der Kreisstadt.
Kirchenaustritte
Deren Zahl stieg stark. 81 Menschen kehrten der katholischen Kirche den Rücken (2016: 58), 14 der evangelischen. Der Anstieg hängt möglicherweise mit der bundesweit aufgeflammten Kritik an der Kirchensteuer zusammen.