Immer mehr betagte Menschen brauchen Hilfe, entsprechend werden immer mehr Altenpflegerinnen und -pfleger benötigt. Doch schon jetzt sind Fachkräfte in dieser Branche Mangelware. Die Krankenkasse Barmer warnt: Der Notstand wird noch größer als bislang angenommen.
Claudia Wöhler: Bis 2030 werden zusätzlich zum erwarteten Bedarf 4000 Pflegerinnen und Pfleger gebraucht
Bis 2030 werden demnach mehr als 4000 Pflegerinnen und Pfleger zusätzlich zu dem bisher erwarteten Bedarf gebraucht. Insgesamt würden somit rund 146 000 Mitarbeiter in der Pflege benötigt, sagte Barmer-Landesgeschäftsführerin Claudia Wöhler am Mittwoch in München. Mit rund 751 000 Pflegebedürftigen steige die Zahl der Betroffenen gegenüber bisherigen Hochrechnungsmethoden um rund 135 000. Besonders fatal: Bereits heute fehlen Pflegekräfte.
Anders als bisherige Vorausberechnungen hat die Barmer nach eigenen Angaben für die Zahl der künftigen Pflegebedürftigen und des benötigten Pflegepersonals nicht ausschließlich demografische Effekte berücksichtigt. Neben Lebenserwartung, Geburtenzahlen und Wanderungssalden berechneten die Experten auch die Effekte der neuen Pflegegesetze. Durch diese steige die Zahl der Anspruchsberechtigten und des benötigten Pflegepersonals zusätzlich, hieß es.
"Wir müssen die Herausforderungen in der Pflege rasch angehen und dabei den Menschen in den Mittelpunkt stellen", sagte Claudia Wöhler. Für eine patientenorientierte, hochwertige Versorgung müsse die Pflege qualitativ und digital weiterentwickelt werden.
Pflege-Berufe müssen attraktiver werden
Auch der Fachkräftemangel müsse entschlossen bekämpft werden, betonte Wöhler. Um den Beruf attraktiver zu machen, sei es richtig, geteilte Dienste abzuschaffen und den Anspruch auf familienfreundliche Arbeitszeiten einzuführen. Auch müssten die physischen und psychischen Belastungen des Jobs abgefedert werden, betonte Wöhler. Auch um Auszubildende müsse nicht nur mit angemessener Bezahlung, sondern auch mit flexibleren Arbeitszeitmodellen gezielt geworben werden.
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