Um für sich selbst Medikamente zu stehlen und den Diebstahl zu verschleiern, soll ein Krankenpfleger in einer Landshuter Klinik Ampullen manipuliert haben - mit gefährlichen Folgen für Patienten. Dem 42-Jährigen wird vor dem Landgericht Landshut der Prozess gemacht.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm neben Diebstahl auch 15-fachen Mordversuch und sechsfache Körperverletzung vor. Denn: Aufgrund der Manipulationen hätten sechs Patienten falsche Arzneien erhalten und weitere neun Patienten hätten falsch behandelt werden können, argumentiert die Staatsanwaltschaft.
Zum Prozessauftakt am Dienstag kündigte der Verteidiger des Angeklagten, eines slowenischen Staatsangehörigen, eine Einlassung seines Mandanten für den nächsten Verhandlungstag an. Der Vorsitzende Richter sagte, der Fall sei besorgniserregend für Menschen, die ins Krankenhaus gekommen seien und könnte das Vertrauen der Öffentlichkeit in die ärztliche Versorgung erschüttern.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann für sich selbst Ampullen mit Morphin und Piritramid gestohlen hatte. Weil diese unter das Betäubungsmittelgesetz fallen und in der Klinik abgezählt werden, soll er die Ampullen gegen Adrenalin und Naloxon ausgetauscht haben. Deren Bestände seien nicht regelmäßig kontrolliert worden.
Etiketten ausgetauscht
Der Anklage nach löste der Angeklagte die Etiketten der Morphin- und Piritramid-Ampullen ab und klebte sie auf die Ampullen mit Adrenalin und Naloxon, deren Etiketten er entfernt hatte. Die manipulierten Fläschchen stellte er den Ermittlungen nach in den Betäubungsmittelschrank. Dem Pfleger sei bewusst gewesen, dass eine fälschliche Gabe von Adrenalin an Patienten akut lebensbedrohliche Situationen hervorrufen könnten. Er habe auch keinen Einfluss mehr darauf gehabt, welchen Patienten das Medikament möglicherweise verabreicht werden würde. Dies alles habe er in Kauf genommen, so die Anklagebehörde.
Von den 33 Ampullen mit Adrenalin statt Piritramid seien sechs an Patienten ausgegeben worden, die jedoch nicht in lebensbedrohliche Situation geraten seien. Die übrigen 27 seien nicht mehr verwendet worden. Der Pfleger habe jedoch davon ausgehen müssen, dass jeweils drei an einen Patienten gegeben würden - also an neun weitere Patienten. Die Ampullen mit Naloxon statt Morphin seien nicht verwendet worden.
Insofern legt die Staatsanwaltschaft dem Krankenpfleger 15 Mordversuche, sechs Körperverletzungen sowie Diebstahl zur Last. Für den Prozess sind fünf weitere Verhandlungstage vorgesehen. Das Urteil könnte Ende September fallen.
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