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Lange Haftstrafe für Totschlag mit Regenschirm

Nürnberg

Lange Haftstrafe für Totschlag mit Regenschirm

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    Ein wegen Totschlags angeklagter Mann (vorne) und dessen Frau (Mitte) im Sitzungssaal im Landgericht Nürnberg-Fürth. Beide müssen nun in Haft.
    Ein wegen Totschlags angeklagter Mann (vorne) und dessen Frau (Mitte) im Sitzungssaal im Landgericht Nürnberg-Fürth. Beide müssen nun in Haft. Foto: Daniel Karmann

    Im Streit schlug sie ihren Zechkumpan und misshandelte ihn so mit einem Regenschirm, dass er starb. Die Leiche packte sie mit Hilfe eines Freundes in einen Koffer und warf das Gepäckstück dann eine Böschung hinab. Wegen Totschlags muss die 34-Jährige jetzt ins Gefängnis. Das Landgericht Nürnberg-Fürth verurteilte sie am Montag zu elf Jahren Haft, die sie größtenteils in einer Entziehungsanstalt verbüßen soll. Der mitangeklagte 35-Jährige erhielt unter anderem wegen unterlassener Hilfeleistung eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und einem Monat.

    Angeklagte quälte ihr Opfer

    Die Staatsanwaltschaft war in ihrer Anklage noch davon ausgegangen, dass der 35-Jährige der Haupttäter war. Doch nachdem die Kammer zahlreiche Zeugen und Gutachter befragt, Handynachrichten und Chats ausgewertet hatte, ergab sich ein anderes Bild: Neben dem gemeinsamen Alkoholkonsum sei die Beziehung zwischen der Angeklagten und ihrem Trinkfreund davon geprägt gewesen, dass sie ihre Launen an ihm auslebte, sagte die Vorsitzende Richterin Barbara Richter-Zeininger. "Er wurde geschlagen, geschubst, in den Schwitzkasten genommen." Einmal habe sie ihm sogar ein Küchenmesser in die Seite gestoßen.

    Immer wieder musste die Polizei wegen lautstarker Schreie und Schläge zu der Wohnung der heute 34-Jährigen ausrücken, in der später das Opfer starb. Wenn sie Alkohol getrunken habe, sei sie aggressiv und gewalttätig geworden, sagten Zeugen laut Richter-Zeininger aus. So war es auch nach Auffassung der Kammer am 16. Februar 2019. Die Frau habe dem Mann Bier und Chilipaste über den Kopf geschüttet, Geschirrspülmittel in die Nase gestopft, ihm eine Geldmünze in den Mund gesteckt und diesen mit Klebeband zugeklebt. "Dazwischen schlug sie immer wieder auf ihn ein", sagte Richter-Zeininger.

    35-Jähriger hilft beim Wegschaffen der Leiche

    Als der Mann am Boden lag, sprang sie der Richterin zufolge wiederholt auf seinen Brustkorb. Dann rammte sie ihn mehrmals mit einem Regenschirm und schlug ihn mit einem Gürtel. "Die Angeklagte beabsichtigte bei ihren Handlungen den Geschädigten zu verletzen, zu quälen, zu erniedrigen", sagte die Vorsitzende Richterin. Er starb an schweren inneren Verletzungen - in der Badewanne der Wohnung. Der 35 Jahre alte Angeklagte hatte nach eigenen Angaben dem Verletzten noch dorthin geholfen, sich aber nicht weiter um ihn gekümmert.

    Im Prozess sagte der 35-Jährige aus, dass er erst am nächsten Tag bemerkt habe, dass der andere tot sei. Später half er nach Ansicht des Gerichts der Angeklagten dabei, die Leiche verschwinden zu lassen. Er holte einen Reisekoffer aus seiner Wohnung. Gemeinsam verpackten sie darin den Toten und warfen ihn in der Nacht zum 20. Februar in der Stadt Roth bei Nürnberg eine Böschung runter, wo ihn kurz darauf eine Spaziergängerin fand.

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