Margarete Winkler passt in ihr Tee-Geschäft in der Kreuzstraße in der Memminger Innenstadt, das sie seit nunmehr 43 Jahren betreibt: Beide sind auffallend, bunt und wirken sympathisch. Wenn sie sich – wie fast jeden Tag – in ihren farbenfrohen Outfits zwischen den vielen Tee-Dosen, -Kannen und -Tassen bewegt, fällt sie kaum auf – doch vor der Tür sticht sie aus der Menge heraus. „Mindestens ein wirklich exzentrisches Teil muss immer dabei sein, wenn ich mich anziehe“, sagt die 64-Jährige und lacht herzhaft.
Über die letzten 40 Jahre hinweg, erzählt sie, habe sie ihren ganz eigenen Stil entwickelt, den sie selbst nur schwer in Worte fassen könne. Denn: Die Memminger Teefrau - so wird Winkler von vielen ihrer Kunden genannt - folgt keinem festen Modekonzept. „Es ist mehr ein Gefühl. Ich ziehe etwas an und weiß dann, dass es gut ist“, beschreibt die Allgäuerin, die ursprünglich aus Leutkirch kommt. Das sei vollkommen unabhängig davon, ob das Stück gerade im Trend liege oder gerade genau zur Jahreszeit passe. Denn das allerwichtigste Gebot lautet bei ihr: „Mir selbst muss es gefallen!“ Die Mode sei Ausdruck ihrer Kreativität.

Denn die Tee-Expertin möchte vor allem eines: Sich selbst wohl fühlen. „Ich bin eine Ästhetin und liebe alles, was schön ist. Nur wenn ich gut angezogen bin – oder das, was ich darunter verstehe – fühle ich mich wohl. Ich bin eine Frau und mag einfach das Gefühl, hübsch zu sein.“
Eine Art roten Faden ihres Styles gibt es aber doch: Am liebsten kombiniert sie auffällige Kleidungsstücke mit etwas Ruhigeren. „Ich bin ein Fan des Stilbruchs: Etwas sehr Feines und dazu etwas Globiges zum Beispiel“, verrät Winkler. Außerdem mag sie „weiche und weite Klamotten. Ich glaube, das ist auch gut für den Körper.“ Daher trägt sie beispielsweise häufig Kleidung aus Wolle oder anderen weichen Stoffen. Bequem sollten ihre Outfits eben sein. Darüber hinaus achtet Winkler auf die Qualität, die Farben und die Formen der Dinge, die sie trägt. Geprägt wurde ihr ganz persönlicher Stil von unzähligen Reisen: Winkler war auf jedem Kontinent, nur nicht in Nordamerika.
Ihr Tipp: "Zieht Euer Ding durch"
Winkler achtet auf ihr Äußeres: „Man wird es nicht erleben, dass bei mir einmal etwas nicht zusammenpasst – selbst wenn mich niemand sehen kann. Morgens kann das manchmal schon eine ganze Weile dauern, bis ich sage ‚Okay, das ist es jetzt‘“. Dass das Endergebnis trotzdem nicht jedem gefällt, nimmt sie gern in Kauf: „Darüber mache ich mir keine Gedanken. Es gibt die verschiedensten Geschmäcker und das ist auch gut so.“ Ihr Rat an junge Menschen: „Zieht euer eigenes Ding durch. Man verschafft sich Respekt, wenn man damit aufhört, sich ständig anpassen zu wollen.“ Dafür müsse man kritikfähig sein, doch inzwischen werde sie akzeptiert. „Aber ich würde sowieso machen, was ich will.“, sagt Winkler mit einem Augenzwinkern.
Wichtig ist ihr, dass sie durch ihre Klamotten keine Botschaft transportieren möchte. „Die Kleidung kann Ausdrucksform der inneren Haltung sein – ist sie aber bei mir nicht. Ich bin zwar Buddhistin und Umweltschützerin, aber das hat mit meiner Kleidung nichts zu tun.“
Aufmerksamkeit wollte sie mit ihrem Auftreten nie erregen. Dennoch sei sie früher oft auf ihren Kleidungsstil angesprochen worden. „Aber inzwischen eigentlich nicht mehr. Eher andersrum: Wenn ich mal ‚normal‘ aussehe, werde ich gefragt, ob es mir gut geht“, erklärt Winkler lachend.