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Memminger Schlangenfrau will "Das Supertalent" 2016 werden

Verbiegen für den Sieg

Memminger Schlangenfrau will "Das Supertalent" 2016 werden

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    Für allgaeu.life verbog sich "Supertalent"-Finalistin "Eliza" auf dem Küchentisch ihrer Eltern in Memmingen.
    Für allgaeu.life verbog sich "Supertalent"-Finalistin "Eliza" auf dem Küchentisch ihrer Eltern in Memmingen. Foto: Daniel Halder

    "Das war die außergewöhnlichste Show, die ich je von einem Akrobaten gesehen habe. Ich habe gedacht, ich bin in Las Vegas oder in Hollywood." Mit diesem Kompliment schickte Juror Bruce Darnell Eliza Anfang Oktober direkt ins Finale von "Das Supertalent". Die gebürtige Kasachin, die in Memmingen aufwuchs und inzwischen in Leipzig eine Ausbildung absolviert, hatte mit ihrem Auftritt Publikum und Jury von den Sitzen gerissen.

    Mit diesem Auftritt im Look von Eliza Minnelli im Film "Cabaret" begeisterte Alina Anfang Oktober die "Supertalent"-Jury und -Zuschauer.
    Mit diesem Auftritt im Look von Eliza Minnelli im Film "Cabaret" begeisterte Alina Anfang Oktober die "Supertalent"-Jury und -Zuschauer. Foto: Steffen Günthel/Fraab.com//An

    In ihrer Darbietung "Contortion is a Cabaret“, eine Hommage an Liza Minnelli, verbog sich die junge Frau derart elegant und ausdrucksstark, dass sogar Chefkritiker Dieter Bohlen "baff" war: "Was für ein Triumph! Du bist der Beweis, dass man an seinen Zielen festhalten und für seine Träume kämpfen muss", jubelte der 62-Jährige ungewohnt überschwänglich.

    Denn im Jahr 2007 hatte Alina schon mal beim "Supertalent" mitgemacht. Damals war sie gerade zehn Jahre alt und erst kurz zuvor aus Kasachstan nach Memmingen gezogen. "Dieter Bohlen meinte damals zu mir, ich sei noch zu jung und solle erst mal meine Kindheit leben", erinnert sie sich. Umso süßer schmeckt ihr der jetzige Erfolg in der zehnten Staffel der Sendung. "Als mir Bruce den goldenen Stern überreichte, war das das beste Gefühl überhaupt. Ich bin eine Woche lang mit einem Lächeln auf den Lippen rumgelaufen."

    Kampf gegen den Rollstuhl

    Hinter Alinas Erfolg steckt nicht nur viel harte Arbeit – ihre Flexibilität trainiert sie fast täglich drei Stunden – sondern auch eine Leidensgeschichte, die schon kurz nach ihrer Geburt beginnt. Die Ärzte stellen bei ihr eine infantile Zerebralparese fest, eine Art der Kinderlähmung. Ihre linke Körperhälfte ist gelähmt, ein Leben im Rollstuhl droht. Mit Massagen und speziellen Übungen sorgt ihre Tante in Kasachstan dafür, dass die Lähmung zurückgeht. "Doch meine Muskeln und Knochen waren so geschwächt, dass ich kaum eine Treppe hoch oder runter laufen konnte", sagt Alina.

    Als sie neun Jahre alt ist, zieht ihre Familie ins Allgäu. Hier beginnen die Eltern, das Mädchen zu trainieren. Beide sind selbst Artisten, der Vater war Kunstturner, die Mutter schloss die Zirkusschule ab und betreibt in Memmingen fortan die Artistenschule "Mina".

    Schnell stellen sie das besondere Talent ihrer Tochter fest: Alina hat einen äußerst elastischen Körper, sie kann ihre Wirbelsäule nahezu um 180 Grad nach hinten krümmen. Dazu ist zum einen genetische Veranlagung von Nöten, zum anderen aber ein hohes Maß an Training, für das ihre Eltern sorgen. Die Heranwachsende wird zu einer Kontorsionistin, so bezeichnet man Artisten, die die Kunst der Körperverbiegung beherrschen.

    Ihr Training hilft Alina, nicht in die Krankheit zurück zu verfallen, ist sie überzeugt. "Schon wenn ich ein paar Tage lang nichts mache, fühle ich mich ganz anders." Und es macht sie zu einer Ausnahmekönnerin, die schon als Teenager ein gefragtes Showtalent ist. Bei lokalen Varieté-Veranstaltungen oder bei den Gauklerspielen beim Memminger "Wallenstein" sorgt sie für Begeisterungsstürme. Auch im vergangenen Sommer war sie mit den "Quirligen" wieder bei den Lagerspielen im Grimmelgarten dabei, obwohl sie inzwischen in Leipzig lebt. Hier absolviert sie in der Agentur ihres Managers Steffen Günthel eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau.

    Auftritte in Las Vegas, London und China

    Ruft bitte alle für mich an. Ich werde alles geben, damit es gut wird.Schlangenfrau Eliza

    Ins Allgäu, zu ihren Eltern und vier Geschwistern, kommt die 20-Jährige immer wieder gerne zurück. Zuletzt trat sie als Schlangenfrau beim Nikolausfest der Artistenschule ihrer Mutter in Memmingerberg auf. Auch wenn ihr ein Küchentisch für ihre Kunst reicht, träumt "Eliza" von den großen Bühnen dieser Welt. Im Frühjahr feierte sie einen umjubelten Auftritt im Sunset Station Casino in Las Vegas beim internationalen Kontorsionisten-Treffen.

    In London modelte sie für eine Modefirma, in Südafrika lief sie bei der Premiere eines Kurzfilms über den Roten Teppich. Auch in China trat sie schon auf und stand mit Shaolin-Mönchen auf der Bühne. "Natürlich träume ich davon, irgendwann einmal den Einstieg in die Schauspieler-Karriere zu schaffen oder als Model zu arbeiten", sagt die ehrgeizige Memmingerin.

    Zunächst steht aber das große "Supertalent"-Finale auf dem Programm, das am Samstag ab 20.15 Uhr live in Köln stattfinden wird. Dem Sieger der Show winken 100.000 Euro und ein Auftritt in Las Vegas – der Glitzermetropole, die Alina Ruppel ja schon bestens kennt. "Es ist mein größter Traum, das Finale zu gewinnen.

    Es wäre toll, wenn ich zeigen könnte, dass auch Artisten hier mal gewinnen können", hofft die 20-Jährige. Für ihren Auftritt hat sie sich deshalb eine völlig neue, spektakuläre Show einfallen lassen, an der sie täglich trainiert. "So etwas hat die Schlangenmenschenwelt noch nicht gesehen", fiebert "Eliza" auf Samstag hin. Dann muss sie nicht nur die Jury überzeugen, sondern in erster Linie die Fernsehzuschauer, die per Telefon über den Sieger der Show entscheiden. An die Allgäuer hat Alina Ruppel deshalb einen ganz großen Wunsch: "Ruft bitte alle für mich an. Ich werde alles geben, damit es gut wird."

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