Wenn „Frau Bergschön“ Skifahren geht, dann folgen ihr über 10.000 Menschen. Sie sind mit dabei und ganz nah dran – aber nur über den Handybildschirm. „Frau Bergschön“ ist nämlich nicht nur auf den Bergen im Oberallgäu unterwegs, sondern auch auf Internetplattformen wie Instagram und Facebook aktiv. Dort nimmt sie ihre Fans mit auf ihre Touren und gibt Tipps und Inspirationen. „Frau Bergschön“ ist ein Künstlername, wie sie wirklich heißt, möchte sie nicht verraten. Bergschön ist eine Influencerin – übersetzt eine Beeinflusserin und die, die ihr folgen, sind Follower. Der Einfluss von Blogger wie Bergschön ist groß. So groß, dass viele Tourismusregionen die gleichen Kanäle für Werbung nutzen.
Noch bevor die Kartons ausgepackt waren, war der Rucksack für den Berg gepackt.Frau Bergschön
„Begleite mich auf meinen Wegen durch die Allgäuer Berge. Lass dich inspirieren“: Das ist das Motto von Bergschön. Sie ist das Gesicht des Online-Magazins „Bergschön“, auf dem sie mit ihrem Mann ihre Freizeiterlebnisse im Oberallgäu teilt. In Kooperation mit Herstellern aus verschiedenen Branchen bekommt der Nutzer Informationen zu Touren, in Zukunft auch zu Ausrüstungen und Unterkünften. Ob beim Wandern, Biken oder Skifahren: Bergschön lässt die Öffentlichkeit daran teilhaben und erzählt ihre Geschichte mit Videos, Bildern und Live-Aufnahmen. „Es muss nicht immer alles perfekt sein“, sagt die Bloggerin. Dafür aber authentisch.
Bergschön ist eigentlich studierte Akademikerin und betreibt ihre Online-Profile neben der Arbeit. Stress bedeutet das für sie aber nicht: „Für mich sind die Touren und das Teilen auf den Social-Media-Kanälen eine Möglichkeit Kraft zu schöpfen und ein Ausgleich zum Alltag.“
„Influencer“ und ihre Aktivitäten im Internet
Influencer sind Personen, die aufgrund ihrer starken Präsenz in den Sozialen Medien, andere Menschen beeinflussen . Daher stammt auch der englische Name. Durch das Teilen von Bildern oder Videos auf Plattformen wie Facebook, Instagram und Twitter können sie ihre Fans für bestimmte Produkte oder Dinge begeistern.
Begonnen habe alles mit einem Umzug aus Norddeutschland ins Oberallgäu vor vier Jahren. „Noch bevor die Kartons ausgepackt waren, war der Rucksack für den Berg gepackt“, sagt Bergschön und lacht. Dass sie von außerhalb kommt, sieht sie als Vorteil. „Ich betrachte mich als Dauertouristin und erlebe das Oberallgäu nach wie vor mit großer Begeisterung.“ Zusammen mit ihrem „Herrn Bergschön“ geht es so oft wie möglich nach draußen. Und das nicht nur bei schönem Wetter. „Meiner Frau kribbeln schnell die Füße“, meint „Herr Bergschön“. Wohin es geht, entscheiden die beiden spontan und nach Lust und Laune. Doch hauptsächlich sind sie in der Alpsee-Grünten Region, der Oberstdorfer Bergwelt, im Kleinwalsertal, in der Hörnerregion und im Tannheimer Tal unterwegs.
Nachwandern erwünscht
Die Routen suchen sie sorgfältig aus – Sie sind sich ihrer Vorbildfunktion bewusst. Risiken eingehen, die Natur oder die Tierwelt zu belasten, kommt daher nicht in Frage.
„Unsere Follower sind bunt gemischt: Männer und Frauen, Anfänger und Profis. Das ist schön“, sagen beide. Deshalb achten sie darauf, dass viele die Strecke zumindest bis zu einem gewissen Punkt nachgehen können. Durch die selbst gemachten Videos und Bildern können die Follower die Route gut abschätzen. Die Resonanz darauf? „Sehr gut“, sagt das Team. „Wir bekommen viele Zuschriften, in denen sich die Leute für die Tipps bedanken. Viele können sich mit der authentischen Bloggerin identifizieren. Der Kontakt zu ihren Followern ist ihr deshalb wichtig. Wer die Bloggerin einmal persönlich treffen möchte, hat dazu die Chance bei dem monatlichen Stammtisch. „Wir treffen uns mit Outdoor-Begeisterten, um uns kennenzulernen und auszutauschen.“
Bloggen für den Tourismus?!
Welchen Einfluss Blogger haben, zeigt die Tatsache, dass Tourismusregionen wie das Kleinwalsertal die Sozialen Medien als Werbeplattform für sich nutzen. Bilder und Videos der Region werden geteilt, um Werbung für den eigenen Ort zu machen. „Hier funktioniert Marketing abgestimmt auf die Zielgruppen gut“, erklärt Elmar Müller, Pressesprecher von Kleinwalsertal Tourismus. Immer wieder werden Bloggeraktionen gestartet. Vor fünf Jahren organisierten die Walser Touristiker eine Urlauber-WG, deren Bewohner ihre Erlebnisse in den Sozialen Medien teilten. Das Verbreiten von Bildern hat jedoch auch Nachteile wie Müller weiß. „Naturjuwelen drohen ’Insta-Spots’ zu werden.“ Also Aussichtspunkte in der Natur, die sich besonders gut für ein Foto eignen. Nutzer pilgern in sensible Gebiete, nur um ein Foto von dieser Stelle zu bekommen. „Unser Social Media Team agiert hier sehr sensibel“, sagt Müller.
Auch in Oberstdorf und Oberstaufen werden Facebook und Instagram genutzt, um den Bekanntheitsgrad zu erhöhen und Reiseanreize zu schaffen. Bloggeraktionen sind fester Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit. „Wir kooperieren bei speziellen Events mit Bloggern. So wurde eine 24-Stunden-Wanderung medial begleitet“, sagt Jana Kapner von Oberstaufen Tourismus Marketing.