"Wow, ganz schön leicht!" Als ich mit Anna und Daniel die Jungs von Killa Hockey in Füssen besuche, habe ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Eishockeyschläger in der Hand. Besser gesagt einen ganzen Schläger-Stapel! Den harten Sport verfolge ich - wenn überhaupt - höchstens mal bei den Olympischen Spielen. Weil es dabei aber ordentlich zur Sache geht, bin ich immer davon ausgegangen, dass auch die Stöcke einiges aushalten und dementsprechend schwer sein müssen. Von wegen!
Vom Holzschläger zum High-Tech-Sportgerät
"Vor etwa 15 Jahren ist die Entwicklung weg vom klassischen Holzschläger und hin zu Composite-Modellen aus Carbon gegangen. In jedem Modell steckt jahrelange Forschung", erklärt Michael Lang von Killa Hockey. Der Shop ist einer der führenden im Allgäu und stattet unter anderem die Oberliga-Vereine ECDC Memmingen Indians und ERC "Bulls" Sonthofen aus. Seit dem Materialwechsel sind die Sportgeräte flexibler und deutlich leichter geworden (ein Schläger wiegt nur zwischen 385 und 700 Gramm!). Das hat wohl auch den Langfingern aus Biessenhofen in die Karten gespielt. "Ein Kleintransporter hat da möglicherweise ausgereicht", mutmaßt Profi Michael, der seit 20 Jahren für den rasanten Eissport brennt. Schleppen mussten die fiesen Langfinger dennoch. Kurz nachgerechnet: 936 geklaute Top-Schläger à rund 400 Gramm = etwa 375 Kilo Diebesware.

Krass: Ein Schläger kann schon mal 360 Euro kosten!
Preislich liegen Eishockeyschläger zwischen 50 und 360 Euro. Je mehr des High-Tech-Werkstoffs Carbon (das übrigens auch für Formel-1-Flitzer, Flugzeuge und Renn-Yachten verwendet wird) verbaut ist, desto teurer sind die Schläger. Klingt logisch. Die 1.000 gestohlenen Stöcke der Marke Warrior gehören laut Michael zur Luxusklasse. "Auch wir wären sicher mit dem ein oder anderen davon beliefert worden." Denn der deutsche Eishockeymarkt ist relativ klein, man kennt sich meist seit Jahren. "Das macht auch das Verkaufen der gestohlenen Schläger eher schwierig." Möglich sei das wohl nur im Internet oder Ausland. "Es würde definitiv auffallen, wenn uns ein Club plötzlich sagen würde, dass er keine Schläger mehr ordern muss, weil er genug hat."

Doch wie viele Schläger braucht ein höherklassiges Team eigentlich so pro Saison? "150 bis 200 können das schon mal sein", sagt Eishockey-Kenner Michael. "Es gibt Spieler mit hohem Materialverschleiß, die allein schon zwölf Schläger im Jahr brauchen." Dass nach dem dreisten Diebstahl einem der Clubs aus der Region jetzt die Spielgeräte ausgehen, kann übrigens auch ausgeschlossen werden. "Die sind alle versorgt", wissen die Profis von Killa Hockey. Zumindest das ist eine gute Nachricht für alle Allgäuer Eishockeyfans.
Fun-Fact: Die größten Werke, in denen Eishockey-Schläger produziert werden, befinden sich in Asien, der Ukraine - und Mexiko!