"Wer die 112 wählt, der geht zumeist selbstverständlich davon aus, dass der Rettungsdienst kommt", sagt Bruno Ollech, Chef der Memminger Malteser. Der Rettungsdienst wird jedoch größtenteils ehrenamtlich gestemmt. Daher ist der Nachwuchs unverzichtbar, um diesen Service weiterhin leisten zu können.
Die Memminger Malteser wollen mit einem neuen Konzept durchstarten, damit sich mehr Leute für die Sanitäterausbildung finden. "Menschen dafür zu begeistern, anderen zu helfen, ist die größte Herausforderung", sagt Ollech. Für ihren neuen Ansatz ist die Hilfsorganisation für den Förderpreis "Helfende Hand 2018" nominiert. Wer gewinnt, entscheidet sich am 3. Dezember in Berlin. Dort verleiht Bundesinnenminister Horst Seehofer die Preise.
Menschen dafür zu begeistern, anderen zu helfen, ist die größte Herausforderung.Bruno Ollech, Chef der Memminger Malteser
Die Auszeichnung "Helfende Hand" hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn 2009 ins Leben gerufen. Ziel ist es, den Einsatz aller Freiwilligen zu fördern und Ideen und Konzepte zu prämieren, die das Interesse der Menschen für ein Ehrenamt im Bevölkerungsschutz wecken. Der Preis ist insgesamt mit 40.000 Euro dotiert. Je 8.000 Euro gehen an die ersten Plätze der Kategorien "Nachwuchsarbeit" und "Innovative Konzepte". Das Memminger Konzept "2 Mal-teser" und 14 weitere Projekte wurden von der Fachjury aus mehr als 200 Bewerbungen ausgewählt.
Direkt im Kurs ansprechen
Wie sieht die Idee nun konkret aus? Die Memminger Malteser wollen gleich bei den Erste-Hilfe-Kursen mit ihrer Werbung ansetzen. Nach dem Motto: Neue Mitglieder finden sich am ehesten dort, wo ohnehin schon Menschen ausgebildet werden. Aktionen wie ein "Tag der offenen Tür" hätten bisher kaum Erfolg gehabt. Zu gering sei das Interesse gewesen. Künftig werden also bei den Erste-Hilfe-Kursen immer zwei Rettungshelfer anzutreffen sein. Der Ausbilder referiert wie gewohnt, der andere Malteser nutzt den Kursauftakt, um auf eine anschließende Sanitäterausbildung aufmerksam zu machen. Er bleibt während des gesamten Kurses anwesend und steht für Rückfragen bereit.

Hinter dem scheinbar einfachen Konzept steckt laut den Maltesern viel Organisationsaufwand. Denn schließlich brauche es auch dafür wieder Ehrenamtliche, die die Interessenten betreuen und - sobald genügend Bewerber da sind - einen Sanitäterkurs auf die Beine stellen. Dieser ist mit 120 Stunden "sehr umfangreich und zeitintensiv", sagt Ollech. Hinzu kommt ein Praktikum beim Rettungsdienst, um den Umgang mit den Patienten zu lernen. Die Malteser haben festgestellt, dass Leute mit dieser Zusatzausbildung anschließend eher in der Hilfsorganisation aktiv bleiben. Bei einem der vergangenen Kurse sind von 20 Kursteilnehmern 16 weiterhin bei den Maltesern aktiv.
Engagement fordert Zeit
Ein Grundproblem im Nachwuchsmangel sieht Ollech darin, dass Hilfsorganisationen schlichtweg nicht attraktiv seien. "Es gibt nicht immer Action. Ein Löschzug der Feuerwehr macht da natürlich mehr her." Viele hätten zudem Sorge, sich nicht verwirklichen zu können. Und das Engagement fordert vor allem eines: viel Zeit.
Der Nachwuchs wird allerdings dringend gebraucht. Zum Einsatz kommen die Sanitäter vor allem bei öffentlichen Veranstaltungen. Das kann ein Spiel des FC Memmingen sein, das Ikarus-Festival beim Flughafen, ein Fest der Kirchengemeinde oder ein Hallenfußballturnier. Ollech nennt als Beispiel aber auch den Großeinsatz in Memmingen wegen eines Kalium-Funds im Strigel-Gymnasium vor wenigen Wochen. "Hier standen 60 Sanitäter für den Ernstfall bereit - alle ehrenamtlich." Aber das werde meist nicht wahrgenommen. „Weil wir hauptsächlich präventiv arbeiten.“