Es ist jedes Jahr ein Lotteriespiel, sagt Hubert Kirchmann, Bademeister im Freibad in Rentershofen: Springt die Heizung an oder nicht? Der Zahn der Zeit nagt an dem 40 Jahre alten Bad. Mittlerweile gilt es als stark sanierungsbedürftig. Und wenn die Gemeinde schon investieren muss, dann packe sie es gleich gescheit an, sagt Bürgermeister Stephan Höß. Entschieden ist noch nichts. Eine erste Studie, wie die Freizeitanlage aufgewertet werden könnte, liegt aber schon vor. Demnach könnte das Röthenbacher Freibad grün statt blau werden: Eine Option ist ein Naturbad.
Die Farbe der Folie im Becken ist freilich eine der letzten Fragen, die geklärt werden müssen. Noch stehe die Planung ganz am Anfang, sagt Höß. Erst einmal müsse abgewägt werden, ob überhaupt in ein Naturbad investiert werden soll. Doch die Aussichten seien verlockend: Etwa eine Million Euro würde die Umwandlung der 3.900 Euro teuren Studie zufolge kosten. Zudem winken bis zu 50 Prozent Fördermittel aus dem ELER-Programm.
Kinderbereich soll besser werden
Vor allem der Kinderbereich soll aufgewertet werden. Die „kleine Wasserkuhle“, wie Bademeister Kirchmann das Kinderbecken liebevoll nennt, sei zwar bislang immer gut angekommen. Der Kinderbereich ist aber sehr wichtig für Röthenbach: Die Gemeinde wächst und will den Familien im Ort etwas bieten. Höß: „Deswegen hat sich der Gemeinderat dafür ausgesprochen, dass das Bad erhalten bleibt.“

Den ersten Plänen zufolge soll auf etwa 400 Quadratmetern für Nichtschwimmer und Kinder ein Areal eingerichtet werden mit Wasserläufen, Matschbereich und Strandzugang ins Wasser. Geplant ist auch eine Rutsche. Größe und Tiefe des eigentlichen Beckens sollen im Grunde gleich bleiben. Die Wasserfläche wird sich aber vergrößern. Das Naturbad soll nicht mit Chlor gereinigt werden. Angegliedert werden bepflanzte Wasser-Bereiche, die gleichermaßen der Erwärmung und Filterung dienen. Mit Alleinstellungsmerkmalen wie etwa einem Beckeneinstieg, den auch Rollstuhlfahrer nutzen können, soll sich das Bad abheben.
Wassertemperatur würde kälter werden
Eines sei klar, sagt Kirchmann: „Das Wasser wird mit einem Naturbad kälter.“ Die Heizung, die bislang das Becken temperiert hat, bringt es auf eine konstante Wassertemperatur von 24 Grad Celsius. Im Naturbad, schätzt Kirchmann, wird es wohl zwischen zwei und vier Grad kälter sein. Es sei aber möglich, mit einer Solarheizung das Bad ähnlich zu heizen, wie es in Heimenkirch und Weiler der Fall ist.
Die jetzige Heizung ist einer der Knackpunkte im Bad. Sie rostet und Ersatzteile zu bekommen ist teuer. Alleine 40.000 Euro würde es kosten, sie herzurichten. „Dann ist aber sonst noch nichts getan“, sagt Kirchmann. Und würde die Gemeinde nur das Becken ersetzen, würden hier bereits 400.000 Euro anfallen. „So viel kostet ein Edelstahlbecken – ohne Einbau, ohne allem“, erklärt Bürgermeister Höß. Er favorisiert die Naturbad-Lösung. Nicht nur, weil er gegen Chemie im Badewasser ist. Für eine Sanierung, bei dem das Bad ein „normales“ Freibad bleibt, gebe es keine Förderung.
Kein Eintritt
Der Rathauschef will nun erst einmal abklären, wie hoch die Förderung tatsächlich ausfällt. Weil die Gemeinde wirtschaftlich gut dasteht, könne es sein, dass sie nicht den vollen Satz in Höhe von 50 Prozent ausschöpfen kann. Vorteil für die Badenden: Sollte die Gemeinde eine Förderung bekommen, darf sie zwölf Jahre lang keinen Eintritt verlangen. Da das Bad – wie viele Bäder in anderen Kommunen auch – ohnehin ein Defizitgeschäft für die Gemeinde sei, würde sie in dieser Zeit aber nie so viel Eintrittsgeld einnehmen, dass sie damit auf eine annähernd so hohe Summe käme, wie sie aus dem ELER-Programm bekommen würde, sagt Höß.
Dringend sei die Sanierung derzeit noch nicht. Bürgermeister und Bademeister rechnen damit, dass in den kommenden zwei Jahren noch keine Bagger rollen. Bis dahin stehen die „üblichen Reparaturen“ im Bad an, erklärt Kirchmann: kaputte Fliesen austauschen, schauen, dass alles so weit läuft. „Man muss aber bedenken: Nicht nur das Becken, auch die Duschen, Toiletten und das ganze andere sind 40 Jahre alt. Wir haben jetzt den Rest vom Freizeitzentrum saniert. Das Freibad und der Parkplatz sind der letzte Schritt und den wollen wir angehen“, sagt Höß.
Die Sanierung des Parkplatzes laufe übrigens unabhängig vom Bad. Auch hier plant die Gemeinde Großes. Die Fläche soll mit Pflastersteinen, Bäumen und Solarleuchten aufgewertet werden. Zudem sollen neue Fahrradständer und Ladestationen für E-Bikes und Elektro-Autos installiert werden. Die Kosten: etwa 300.000 Euro. Auch hier versucht die Gemeinde, 50 Prozent über Fördergeld zu finanzieren.