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Respekt! Diese Allgäuerinnen retteten AH-Eishockeyspieler nach Herzstillstand

Schutzengel auf Eis

Respekt! Diese Allgäuerinnen retteten AH-Eishockeyspieler nach Herzstillstand

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    Strahlende Lebensretter: Die 37-jährige Medizinabsolventin Anne Stoffel und die 41-jährige Yvonne Berker, gelernte Krankenschwester, waren zur rechten Zeit am rechten Ort – im Eisstadion in Sonthofen – als ein 67-jähriger Eishockey-Spieler zusammenbricht. Ihr Eingreifen hat dem Rentner das Leben gerettet.
    Strahlende Lebensretter: Die 37-jährige Medizinabsolventin Anne Stoffel und die 41-jährige Yvonne Berker, gelernte Krankenschwester, waren zur rechten Zeit am rechten Ort – im Eisstadion in Sonthofen – als ein 67-jähriger Eishockey-Spieler zusammenbricht. Ihr Eingreifen hat dem Rentner das Leben gerettet. Foto: Dominik Berchtold

    Es ist dieser eine Moment. Der Augenblick, mit dem für einen Menschen ein Leben von Neuem beginnt. Und die Sekunde, in der zwei Betreuerinnen am rechten Ort sind und zu Helden werden. Es ist die Geschichte von Anne Stoffel und Yvonne Berker. An dem Tag, an dem die Sonthoferinnen zu Lebensrettern werden.

    Im Eisstadion in Sonthofen ist das wöchentliche Trainingsspiel der „Alten-Herren“-Mannschaft des heimischen ERC in Gang. Durch einen Zufall – eine Gunst des Schicksals, wie sich nachher herausstellt – betreten die 37-jährige Stoffel und die 41-jährige Berker die Sportstätte, gleichzeitig an zwei unterschiedlichen Eingängen.

    „Wir waren zur sogenannten Elternzeit verabredet, irgendwann ab 18 Uhr“, erzählt Yvonne Berker. Es ist genau 18.02 Uhr, als das Duo Augenzeuge des Unglücks wird. Ein 67-jähriger Spieler der „AH“ erleidet just in diesem Augenblick einen Herzstillstand, bricht auf dem Eis zusammen und bleibt regungslos liegen. „Ich habe noch gesehen, wie er umgefallen ist, und dass Anne sofort losgerannt ist“, erinnert sich die gelernte Krankenschwester Berker. „Als ich gesehen habe, wie sie seinen Kopf angehoben hat, habe ich mir eine Decke geschnappt und bin auch sofort aufs Eis.“

    Die 37-jährige Stoffel – kürzlich Mutter geworden – hat im vergangenen Sommer ihr Medizinstudium abgeschlossen und ist die Erste an der Unfallstelle. „Er hat nicht geatmet“, sagt Stoffel, „ich habe versucht, seinen Puls zu ertasten.“ Daraufhin dreht sie ihn auf den Rücken, hält ihm die Nase zu und beginnt mit der Mund-zu-Mund-Beatmung.

    Die inzwischen angekommene Berker beginnt sogleich, „mit allem, was ich habe, den Brustkorb zu bearbeiten“. Nicht mehr als 60 Sekunden vergehen zwischen dem Zusammenbruch des 67-Jährigen aus Oberstaufen und den Wiederbelebungsmaßnahmen, erzählen die beiden. Acht Minuten später treffen die Sanitäter ein. Mit vereinten Kräften gelingt es, den 67-Jährigen nur wenige Augenblicke später zurück ins Leben zu bringen.

    Der Schaden, den man mit falschen Maßnahmen anrichten könnte, ist in jedem Fall geringer, als wenn man Hilfe unterlässt. Denn diese Folgen wären fatal. Allgemein- und Notfallarzt Florian Porzig

    Es waren acht Minuten, die dem Hobbysportler vermutlich das Leben gerettet haben. Das weiß Allgemein- und Notfallarzt Florian Porzig aus Fischen: „Der wichtigste Punkt in so einer Situation ist, dass etwas gemacht wird: Tätig werden ist die allererste Regel“, sagt Porzig. „Der Schaden, den man mit falschen Maßnahmen anrichten könnte, ist in jedem Fall geringer, als wenn man Hilfe unterlässt. Denn diese Folgen wären fatal.“

    Gerade die Spanne zwischen Unfall und Hilfe entscheide über Leben und Tod. „Die ersten zehn Minuten sind überlebenswichtig. Danach sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient überlebt, rapide“, erklärt Porzig. Jede Minute, in der in dieser Initialphase gehandelt werde, kann Leben retten: „Drücken, drücken, Hauptsache drücken. Atemwege freimachen und ansonsten einfach drücken“, rät der Notfallarzt. Wenn man nicht genau beurteilen kann, ob die Person atmet oder nicht und keinen Puls spürt: „Mit einer Herzdruckmassage beginnen und den Patienten über die Phase hinwegretten, bis Fachkräfte kommen.“ Und genau das haben Stoffel und Berker erfolgreich gemacht.

    Dem 67-jährigen Sportler geht es mittlerweile wieder gut. „Wir wissen, dass er über den Berg ist, aber wir hatten noch nicht die Gelegenheit, ihn zu treffen“, sagt Berker. Sie denke oft an diesen „überwältigenden Moment“, als sie aufs Eis geht. Immerhin ist die 41-Jährige als Betreuerin der U 20 ebenso wie Stoffel als Betreuerin der U 11 häufig im Stadion. „Obwohl es das Normalste auf der Welt sein sollte, dass man so reagiert, standen wir sehr unter Strom“, sagt Stoffel und ergänzt: „Es reicht, wenn man das einmal miterlebt. Das Wichtigste ist, dass es ihm wieder gut geht.“ Das verdankt der Oberstaufener seinen beiden Schutzengeln.

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