Es gibt Dinge, denen hält man einfach die Treue. Über Jahre und Jahrzehnte. Nutella – teuer und dabei eine Kalorienbombe? Na und! „Heute“ und „Tagesschau“: Klar, Henryk Broder hat recht, wenn er sagt, drei Viertel von dem, was beide Magazine senden, sei Regierungspropaganda und der Rest Schrott. Schauen tun wir’s trotzdem. Und dann Asterix. Asterix! DER Cult-Comic überhaupt. Ich lese ihn, seit ich lesen kann. Die erste Begegnung hatte ich in Omas „Hör zu“, die Woche für Woche ein paar Bilderstreifen einer Seite abdruckte. Mein erstes Album war „Asterix und Cleopatra“. Drei Mark achtzig hat es gekostet, wenn ich mich recht erinnere.
Seitdem sind bei Verleihnix viele Fische vergammelt, hat Obelix viele Römer verdroschen und sind die Piraten immer wieder baden gegangen. So wie die Qualität der Bände. Eine unrühmliche Höhe seiner Tiefe erreichte der Verfall mit „Gallien in Gefahr“. Danach ging es – unter neuer Federführung – langsam wieder aufwärts. Seit 2013 sorgen Jean-Yves Ferri für die Texte und Didier Conrad für die Zeichnungen. Die „Pikten“ waren nett. Die Story war lahm, aber das Heft nicht wirklich schlecht. „Der Papyrus des Cäsar“ war ok. Kein Brüller wie etwa „Die olympischen Spiele“ oder die „Trabantenstadt“, aber echt ok.

Und jetzt, seit ein paar Tagen, ist „Asterix in Italien“ raus. Und ja, jetzt kann auch der eingefleischte Asterix-Fan wieder unbedenklich zugreifen. Er muss sich nicht mehr ärgern, seine Sesterzen zum Fenster rausgeworfen zu haben. Auch dieses Heft ist keines von den ganz großen Würfen, die dem genialen Duo Goscinny und Uderzo in schöner Regelmäßigkeit gelangen.
Aber es lässt sich lesen, ohne dass man sich fragt, warum, beim Teutates, heute alles immer schlechter sein muss als früher. Es geht um ein Wagenrennen von Italiens Norden in den Süden, die Römer wollen gewinnen, sollen aber nicht – eh klar. Obelix hat sich – reichlich überstürzt und nur sehr knapp erklärt – einen „Sportwagen“ gekauft (gegen eine Jahresproduktion Hinkelsteine).
Er lenkt, sein Freund Asterix denkt. Beide treten an gegen zwei Römer, spießige Briten, zwei rassige dunkelhäutige Frauen aus dem Lande Kusch, stramme Goten, deren Pferde im Gleichschritt galoppieren. Alles in allem nicht schlecht. Schön, dass auch wieder ein paar Promis eingebaut sind. Alain Prost als römischer Wagenlenker (in der deutschen Übersetzung heißt die Figur Caligarius – Schuhmacher), Silvio Berlusconi als der windige Senator Bifidus, der das Rennen veranstaltet. Wer die alten Stars noch kennt und genau hinschaut, wird auch noch Sophia Loren, Luciano Pavarotti und Bud Spencer erkennen. Ein paar echte Schenkelklopfer gibt es auch, etwa, wenn die – sagenhaft unattraktive - Frau des korrupten Bifidus ihm verzweifelt hinterherruft, als er gerade über eine Mauer flüchtet: „Schatz, die Orgie wird kalt!“
Was ist nur mit den Sprüchen los? Klingt wie Angela Merkel meets Martin Schulze
Was mir nicht gefällt sind die einfältigen Sprüche von Asterix, die auch nicht substanzloser und abgedroschener ausfallen könnten, würde man ein „Worst of…“ Angela Merkel und Martin Schulz in einen Topf werfen und dann verwenden: „Wir sind Konkurrenten, keine Feinde. Unser Ziel ist dasselbe: Cäsar und seinen Favoriten zu schlagen“. Sehr pathetisch für den sonst so schnörkellos redenden und handelnden Gallier. Und wenn ich schon am Meckern bin, dann zu guter Letzt noch eines.
Zugegeben, das ist jetzt Meckern auf hohem Niveau: Uderzos Zeichnungen liebe ich, weil sie so detailgetreu sind, weil auch Massenszenen durch ihre feine Ausgestaltung bis in kleinste Einzelheiten bestechen, weil Idefix beim Altmeister in jedem Panel eine eigene Pose hat. Conrad zeichnet gut, aber nicht mit der Liebe zum Detail, die einen Uderzo auszeichnet. Der hätte Idefix niemals seitenlang im Hosenbund von Obelix versteckt – Conrad tut’s. Kurz: „Asterix in Italien“ ist besser, als ich erhofft hatte. Aber wenn mich die Lust auf das Echte und Wahre und Einzige packt, greife ich dennoch zu den „Goten“, den „Lorbeeren“ oder zum „Arvernerschild“.