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Schloss Neuschwanstein: Beeindruckende Ausstellung zeigt Originalentwürfe

Traumhaft

Schloss Neuschwanstein: Beeindruckende Ausstellung zeigt Originalentwürfe

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    Mit Hilfe einer Lupe kann man die Detailverliebtheit der Künstler auf den Entwürfen erkennen. Passend zum 150. Jahrestag des Baubeginns des Schlosses wurde erstmals eine Sonderausstellung im Zweisäulensaal in Neuschwanstein eröffnet, die Entwürfe der verschiedenen Prachträume von Ludwigs Märchenschloss zeigt. Diese kann ohne Aufpreis im Rahmen der Schlossführung bis 3. November besucht werden. Länger darf man die Originale aus konservatorischen Gründen nicht zeigen. Viele davon sind zum ersten M
    Mit Hilfe einer Lupe kann man die Detailverliebtheit der Künstler auf den Entwürfen erkennen. Passend zum 150. Jahrestag des Baubeginns des Schlosses wurde erstmals eine Sonderausstellung im Zweisäulensaal in Neuschwanstein eröffnet, die Entwürfe der verschiedenen Prachträume von Ludwigs Märchenschloss zeigt. Diese kann ohne Aufpreis im Rahmen der Schlossführung bis 3. November besucht werden. Länger darf man die Originale aus konservatorischen Gründen nicht zeigen. Viele davon sind zum ersten M Foto: Klaus Wankmiller
    Kurator Dr. Uwe Gerd Schatz und Restauratorin Kerstin von Zabuesnig haben Kostbarkeiten aus der Baugeschichte von Schloss Neuschwanstein zusammengetragen.
    Kurator Dr. Uwe Gerd Schatz und Restauratorin Kerstin von Zabuesnig haben Kostbarkeiten aus der Baugeschichte von Schloss Neuschwanstein zusammengetragen. Foto: Wankmiller

    Passend zum 150. Jahrestag der Grundsteinlegung des Schlosses wurde erstmals eine Sonderausstellung im Zweisäulensaal in Neuschwanstein eröffnet, die Entwürfe der verschiedenen Prachträume von Ludwigs Märchenschloss zeigt. Diese kann ohne Aufpreis im Rahmen der Schlossführung bis 3. November besucht werden.

    Länger darf man die Originale aus konservatorischen Gründen nicht zeigen. Viele davon sind zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zu sehen. Für Schlossverwalter Johann Hensel ein Grund, dass gerade Einheimische wieder einmal das einmalige Bauwerk des Historismus mit seinen Kunstschätzen besuchen sollen. Konzipiert hat die Ausstellung „Neuschwanstein neu entdeckt“ der für die bayerischen Königsschlösser zuständige Museumsreferent Dr. Uwe Gerd Schatz, ein ausgewiesener Kenner der Landesgeschichte.

    Begeistert zeigt sich auch Restauratorin und Museumstechnikerin Kerstin von Zabuesnig: „Gerade der Tuscheentwurf für das Ankleidezimmer ist eine detailgenaue Zeichnung von Julius Hofmann aus dem Jahr 1882 in träumerischer Leichtigkeit.“ Bei diesem farbigen Aquarell handelt es sich um einen Genehmigungsentwurf. „Alles musste über den Tisch von König Ludwig II. gehen,“ erklärt Kurator Schatz. Die Detailverliebtheit der Künstler lässt sich mit dem bloßen Auge oftmals gar nicht ausmachen. Deshalb wurden Lupen angebracht. Die kleinsten Details stimmen oft mit den ausgeführten Wandbildern und Mosaiken überein, beispielsweise auf dem Entwurf für den Boden des Thronsaals aus dem Jahr 1883. „Julius Hofmann verwendete dabei einen Pinsel mit nur einem Haar,“ verdeutlich Schatz. „Auch er verwendete eine Lupe.“

    Für den Kurator ist das Bildprogramm des Schlosses, das auf den Mediävisten Hyacinth Holland zurückgeht, zwar ein Rückgriff auf das Mittelalter, doch verwendete der König modernste Technik: „Für Ludwig ist Neuschwanstein eine Beschwörung – keine Liebhaberei. Es ist eine Vollendung des historischen Stils.“ Die Bilder sind romantische Naturmalereien und haben wenig mit dem Mittelalter zu tun.

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    Die Entwürfe für die Wandbilder für den Sängersaal malte Ferdinand von Piloty 1883/84 in Öl. Große Strahlkraft haben die Entwürfe für den Thronsaal als Gralsburg von Georg von Dollmann (1879) oder als byzantinischer Thronsaal nach San Marco in Venedig von Eduard Ille (1876). Interessant ist auch der Entwurf für die Grundsteinurkunde, die am 5. September 1869 auf Schloss Berg am Würmsee (heute Starnberger See) ausgestellt wurde. Entwurf und Original von Ludwigs Schreibmappe liegen in der Ausstellung nebeneinander. Hierbei handelt es sich um eine Unterschriftenmappe mit Einlageblättern. Im krassen Gegensatz stehen der für das tägliche Geschäft notwendige Innenteil und die prunkvolle Außengestaltung, die an den Gebetsbucheinband des byzantinischen Kaiserhauses erinnert. Die Kaiserkrone von Byzanz taucht im Schloss immer wieder auf: „Ludwig stellte den Anspruch, deutscher Kaiser zu werden,“ ergänzt Schatz. „Ihm schwebte sogar ein jährlicher Wechsel der Krone vor.“ Moderne Ansichten, die jedoch nicht realisiert wurden. Julius Hofmann entwarf auch die Waschtischgarnitur: Die Waschschüssel hat als Vorlage eine Taufschale, die Promenadendose einen Hostienbehälter.

    Noch eine besondere Ansicht ist zu sehen: Noch vor König Ludwig II. plante bereits sein Vater Maximilian auf dem Bergfriedstumpf von Hinterhohenschwangau einen nicht ausgeführten Glas-Eisen-Pavillon für seine Frau Marie. Und wieder hilft die Lupe: Auf dem Aquarell von Eduard Riedel (um 1855) kann man auf der Marienbrücke tatsächlich Königin Marie mit den beiden Prinzen Ludwig und Otto im Miniaturformat erkennen. Augenfänger ist der einzige erhaltene Karton im 1:1-Format für den Tribünengang im Sängersaal mit „Gawans Kampf mit dem Löwen“ von Joseph Munsch (1884/85). Für Schatz sind die virtuose Licht- und Schattengestaltung der Bleistiftzeichnung einzigartig, die in der Ölausführung an der Wand nicht mehr so genau umgesetzt werden konnte. Diese sehenswerten Kostbarkeiten gehören zum Pflichtprogramm für alle Ludwig-Begeisterte.

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