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So schlimm ist das Müll-Problem auf Bayerns Berghütten

Interview

„Zugemüllt und verdreckt“ – so schlimm ist das Müll-Problem auf Bayerns Berghütten

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    Plastikflaschen werden auf Hütten und Wegen oft zurückgelassen.
    Plastikflaschen werden auf Hütten und Wegen oft zurückgelassen. Foto: Benjamin Liss (Symbolbild)

    Immer wieder hört man derzeit von völlig zugemüllten Berghütten. Wie groß ist das Problem denn?
    CAROLIN KALKBRENNER: Es ist in letzter Zeit tatsächlich mehr geworden. Früher war es nicht so schlimm. Das betrifft die Hütten, aber auch die Wanderwege. In den letzten Jahren hat es in den Bergen einen ziemlichen Boom gegeben, jeder wollte raus in die Natur. Vielleicht liegt es auch an den sozialen Netzwerken – es sind wirklich viele Menschen in den Bergen unterwegs, die mit Bergsport noch nicht vertraut sind.

    Ist der Respekt vor den Bergen verloren gegangen?
    KALKBRENNER: Ich glaube gar nicht, dass es fehlender Respekt ist, sondern eher Unwissenheit. Die machen das in meinen Augen nicht böswillig, die denken gar nicht darüber nach. Etwa darüber, wie eine Hütte betrieben wird. Und dass das mit der Abfallentsorgung da oben eben nicht so einfach ist. Der Müll muss da oben gesammelt und gelagert werden und wird dann manchmal nur einmal im Monat ins Tal gebracht – was sehr kostspielig ist. Wenn jeder Übernachtungsgast seinen Müll dalässt, dann kann man sich ausrechnen, was da für Mengen entstehen. Deswegen ist es so wichtig, dass jeder seinen Abfall wieder mitnimmt.

    Wie genau funktioniert die Müllentsorgung auf einer Hütte? Ist es im Sommer einfacher als im Winter?
    KALKBRENNER: Das ist je nach Hütte sehr individuell. Wenn die Hütte zum Beispiel per Heli versorgt wird, muss der Müll dort gesammelt werden, bis der nächste Flug möglich ist und wird dann zum Umschlagplatz geflogen und von dort mit Containern zur nächsten Mülldeponie gefahren. Die meisten unserer Hütten sind im Winter geschlossen. Wenn die Hütte einen Winterraum hat, sind es die Pächter, die den Müll dann zu Fuß oder per Ski ins Tal zur Entsorgung bringen. 

    Wie sieht es mit Winterräumen, also Notunterkünften für Skitourengeher aus? Werden die auch in einem so maroden Zustand hinterlassen?
    KALKBRENNER: Diese werden auch vermehrt zugemüllt und verdreckt hinterlassen, aufs Inventar wird leider auch nicht geachtet. Es ist ein großer Aufwand, alles wieder herzurrichten und diesen Aufwand bekommt der Pächter nicht bezahlt.

    Nochmal zu den Wegen, wo ja auch viel Müll rumliegt. Würden mehr Mülleimer was bringen?
    KALKBRENNER: Nein. Wer soll die denn leeren? Die würden ja komplett überquellen. Es gibt unten im Tal an den Parkplätzen meist Mülleimer. Am besten ist deshalb, man nimmt seinen Müll wieder mit runter und wirft ihn da weg.

    Oben auf den Hütten gibt es oft auch keine Mülleimer – und die Leute lassen alles einfach liegen…
    KALKBRENNER: Das stimmt. Letztens haben wir leere Duschgelfläschchen hinter Bilderrahmen gefunden oder Flaschen im Lattenrost. Manche machen sich sogar die Mühe, ihren Müll hinter Steinen am Wegesrand zu verstecken, anstatt ihn wieder mit ins Tal zu nehmen. Dass mal irgendwo ein Tempo rumliegt, ok, das kann auch einfach mal runterfallen. Aber oft sieht man halt, dass Müll absichtlich deponiert wurde. Das ist für mich nicht nachvollziehbar, vor allem wird dadurch die Natur belastet.

    Was wünschen Sie sich von den Wanderern?
    KALKBRENNER: Dass sich jeder respektvoll gegenüber der Natur und den Pächtern und Pächterinnen verhält, die mit viel Herzblut die Hütten betreiben. Die Bergwelt ist ein sensibler und schützenswerter Raum und jeder, der dort unterwegs ist, sollte nicht nur an sich selbst denken.

    Wenn manche sehr beliebte Wege besonders zugemüllt werden, gibt es dann Ehrenamtliche, die das wegräumen?
    KALKBRENNER: Wir haben eine Ehrenamtsbörse und freuen uns über helfende Hände und bieten immer wieder Arbeitstouren, wo wir Unterstützung brauchen, an. Wer Interesse hat, kann sich gerne bei uns melden.

    Zur Person: Carolin Kalkbrenner ist bei der Sektion München des Deutschen Alpenvereins Ressortleiterin für den Bereich Hütten und Wege.

    Carolin Kalkbrenner vom DAV.
    Carolin Kalkbrenner vom DAV. Foto: Carolin Kalkbrenner
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