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Sonthofen will Radstadt werden. Aber so richtig!

Neues Tourismuskonzept

Sonthofen will Radstadt werden. Aber so richtig!

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    In Sonthofen gibt es konkrete Überlegungen, einen Schwerpunkt aufs Fahrrad zusetzen. Mehr Service für Pedalritter in der Stadt und bessere Wegverbindungen – davon würden auch die vielen einheimischen Radler profitieren.
    In Sonthofen gibt es konkrete Überlegungen, einen Schwerpunkt aufs Fahrrad zusetzen. Mehr Service für Pedalritter in der Stadt und bessere Wegverbindungen – davon würden auch die vielen einheimischen Radler profitieren. Foto: Benedikt Siegert

    Da sollen Einheimische wie Urlauber gleichermaßen profitieren: Sonthofen will sich zur Radstadt mausern. Nicht auf dem Papier, sondern im echten Leben. Dazu könnte eine massiv verbesserte Infrastruktur für Radler zählen: mehr Radwege, sportliche Strecken, sowie Fahr- und Schutzstreifen an Straßen. Und auch Radparkplätze an vielen Stellen, damit man sein Gefährt richtig absperren kann, also an eine Eisenstange ketten. Ziehen dann Vermieter mit Angeboten mit, könnte das auch den Tourismus beflügeln. Eine Vision, der Sonthofens Stadtrat offen gegenübersteht.

    Noch ist es ein Gedankenspiel, allerdings mit konkreten Ansätzen und Auftrag. Die Stadtverwaltung muss „zügig untersuchen“, welche Maßnahmen für das ehrgeizige Ziel schnell, mittel- und langfristig umzusetzen wären. Im späten Frühjahr will der Stadtrat das Thema bei einer Sondersitzung vertiefen. Rathaus-Radexperte Helmut Maier spricht von „ungeahnten Möglichkeiten und Chancen“. Die Schritt für Schritt entwickelt werden müssten, sagt Bürgermeister Christian Wilhelm. So könnte sich Sonthofen durchaus erst zu der Radstadt des Allgäus mausern, dann zur Topadresse in Bayern, später zu einer der bekanntesten Radstädte Deutschlands. Gegenstimmen gab es da im Rat nur eine.

    Rathaus-Radexperte Helmut Maier sieht in dem Vorhaben „ungeahnten Möglichkeiten und Chancen“.
    Rathaus-Radexperte Helmut Maier sieht in dem Vorhaben „ungeahnten Möglichkeiten und Chancen“. Foto: Günter Jansen

    Neues Tourismuskonzept: Aus der Luft gegriffen wurde die Idee nicht. Sie wurzelt in der Arbeit an einem Tourismuskonzept, an dem etliche Bürger, Vermieter, Gastronomen, Kommunalpolitiker und Touristiker seit vielen Wochen feilen. Ein Zwischenergebnis zeigte im Stadtrat Tourismus-Chef Alf Laumann auf: die Empfehlung, Sonthofen so stark als „rad-aktive“ Stadt zu positionieren, dass sie damit ein touristisches Alleinstellungsmerkmal hat. Denn es handle sich hier um einen sehr schnell wachsenden Markt.

    Das gibt es schon: Sonthofen hat durch seine vielen Radsportveranstaltungen einen Namen. Die Stadt ist zudem eh Partnerkommune bei Radprojekten der Allgäu GmbH – und Radwege hat sie auch. Ebenso gibt es attraktive Strecken zu Nachbarorten. Bad Hindelang und Wertach haben zudem laut Bürgermeister bereits Interesse an einer Kooperation angekündigt.

    „Wir wollen Radler vor Autos schützen und Autos vor Radlern.“Helmut Maier, Fachbereichsleiter

    Was die Stadt schaffen kann: Mit geringem Aufwand sind laut Verwaltung erste Verbesserungen möglich. Ein Beispiel: Sonthofen hat zwei Alpwege, von denen sie Mountainbikern talwärts jeweils über eigenen Grund Abfahrten durchs Gelände anbieten könnte. Abgesehen von Gesprächen mit Nutzern der Alpflächen und Jägern sei für diese „Trails“ kein großer Aufwand nötig, sagt Maier. Und klar: Solche Angebote nutzen auch einheimische Mountainbiker begeistert. Zudem ist im städtischen Radwegenetz manche Verbesserung ohne teuren Tiefbau möglich.

    Ideen gibt es viele, wie spezielle Angebote für behinderte Radler und Strecken für „Hand-Bikes“. Tourismusreferentin Inge Stiefel (CSU) sieht wie Maier beim Thema Radeln einen wichtigen Vorteil für Vermieter: Diese Freizeitbeschäftigung ist auch in den Übergangszeiten – im Frühjahr und Herbst – möglich. Dazu kommen Trends wie spezielle „Snowbikes“ und überhaupt das Winterradeln.

    Die Wirtschaft: Vermieter und Gastronomen können sich als Adresse positionieren, an der Radler willkommen sind. Dabei helfen zum Beispiel Fahrradkeller und E-Bike-Ladestationen. Im Handel beschränken sich die Möglichkeiten nicht nur auf Rad-Produkte. So könnten Geschäfte Kunden Bonuspunkte geben, die per Rad zum Einkauf kommen. Sind dann zum Beispiel in der Bäckerkarte zehn Stempelchen, gibt’s etwas gratis.

    Wie ernst Sonthofen das Thema ist, zeigt auch die Stellenausschreibung für den neuen Klimaschutzmanager, den Sonthofen sucht (der bisherige verlässt die Stadt auf eigenen Wunsch). Der Nachfolger soll demnach mithelfen, Sonthofen zur fahrradfreundlichen Tourismuskommune weiterzuentwickeln.

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