Nach dem Tod einer 33 Jahre alten Surferin an der Eisbachwelle in München haben Polizei und Staatsanwaltschaft die Ermittlungen abgeschlossen. Wie Anne Leiding von der Staatsanwaltschaft München I in einem Pressestatement am Montag bekannt gab, kamen die umfangreichen Ermittlungen zu keinem Ergebnis. Damit bleibt unklar, weshalb die als erfahren geltende Surferin sterben musste. Jetzt liegt es an der Stadt München zu entscheiden, ob und wann die weltbekannte Welle wieder freigegeben wird.
Münchnes zweiter Bürgermeister Dominik Krause (Grüne) nannte die Einstellung des Verfahrens am Montagnachmittag eine gute Nachricht. „Das Ziel der Stadt ist jetzt, die Eisbachwelle so bald wie möglich wieder für die Surfenden freizugeben.“ Dafür müsse die Stadt aber erst einmal Einsicht in die Ermittlungsakte nehmen. „Sollten sich darin keine sicherheitsrelevanten Aspekte finden, steht einer Öffnung grundsätzlich nichts im Wege.“
Neues Sicherheitskonzept für Eisbachwelle in München nach Tod einer Surferin
Um das Unfallrisiko an der Welle zu reduzieren, habe die Stadt in Absprache mit der Interessengemeinschaft Surfen in München (IGSM) ein Sicherheitskonzept erstellt. „Darin enthalten sind mehrere Maßnahmen, etwa die Pflicht zur Nutzung einer selbstlösenden Leash“, sagte Krause, der aktuell den wegen einer Operation verhinderten Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) vertritt.
Diese Leash, also die Sicherheitsleine, mit der das Surfbrett am Körper befestigt wird, spielt eine zentrale Rolle bei dem tödlichen Unfall. Die verstorbene Surferin war am 16. April gemeinsam mit ihrem 35-jährigen Lebensgefährten an dem berühmten Surf-Spot an der Prinzregentenstraße. Gegen 23.28 Uhr, so die Polizei, beobachtete der Partner, wie die 33-Jährige, die um Hilfe schrie, unter Wasser gezogen wurde und trotz mehrerer Versuche nicht mehr auftauchen konnte. Auch die Rettungsversuche des Mannes blieben in der starken Strömung erfolglos. Erst den Strömungsrettern der Feuerwehr gelang es später, die Frau zu bergen. Dazu mussten sie die Sicherungsleine am Bein der Surferin mit einem Messer durchtrennen. Die 33-Jährige wurde reanimiert und kam im kritischen Zustand in ein Krankenhaus, wo sie wenige Tage später starb.
Surferin stirbt in Eisbachwelle: Staatanwaltschaft findet keine Ursache für Unfall
Kurz darauf begannen die Ermittlungen zur Unfallursache, der Verdacht lautete auf fahrlässige Tötung. Dazu wurde die Leiche der Frau obduziert, die Ermittler werteten ärztliche Unterlagen aus, befragten Zeugen, das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) erstellte ein umfangreiches materialtechnisches Gutachten. Aufsehenerregend war auch die Absenkung des Eisbaches, der seit dem Unglück an der Surfwelle gesperrt ist. Dort suchte die Polizei nach Gegenständen, an denen sich die Surferin verhakt haben könnte. Laut Staatsanwaltschaft wurden dabei einige metallische Gegenstände zwischen den sogenannten Störsteinen gefunden. Vermutungen, wonach sich ein E-Scooter oder andere größere Gegenstände unter dem Wasserspiegel befinden könnten, erwiesen sich als falsch.

Die Untersuchungen aller Spuren brachte schlussendlich kein Ergebnis. „Warum die Surferin dauerhaft unter Wasser gezogen wurde und sich nicht befreien konnte, ließ sich nicht aufklären“, sagte Staatsanwältin Leiding. Denkbar sei, dass sich Brett oder Leash an einem der 29 Störsteine verhakt hatten und die Frau dadurch unter Wasser gedrückt wurde – ein Szenario, das auch ein Experte im Interview mit unserer Redaktion für wahrscheinlich hielt. Beweisbar sei das aber nicht. Ein Versäumnis der Stadt München sieht die Staatsanwaltschaft nicht. Die Duldung der Surfer bringe keine strafrechtliche Verantwortung mit sich, stellte Leiding klar. Das Risiko liege bei den Surfern selbst. Zumal es in den vergangenen Jahrzehnten kein vergleichbares Unglück an der Eisbachwelle gegeben hatte. „Im Ergebnis handelt es sich um ein äußerst tragisches, nicht weiter aufklärbares Unglück.“
Eisbachwelle in München soll nach Unfall bald wieder freigegeben werden
Die Staatsanwaltschaft gab explizit keine Empfehlung dazu ab, wie es mit der Welle weitergeht. Zuletzt war der Druck auf die Stadt aber gestiegen, die Welle wiederzueröffnen. Surfer hatten zuletzt mit Plakaten protestiert, Promis wie der Footballspieler Tom Brady, aber auch Ministerpräsident Markus Söder hatten sich mit den Surfern solidarisiert.

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