Rund zwei Jahre nach Beginn des Terrorprozesses um den Mord an einem kleinen jesidischen Mädchen im Irak will die Angeklagte ihr Schweigen zu den Vorwürfen voraussichtlich brechen. Für diesen Mittwoch haben die Anwälte von Jennifer W. angekündigt, vor dem Oberlandesgericht (OLG) München eine Einlassung ihrer Mandantin vorlesen zu wollen.
Sie hatten bereits eine Erklärung zu ihren persönlichen Verhältnissen verlesen, nun soll es in der Fortsetzung der Verhandlung (9.30 Uhr) voraussichtlich auch um die Tatvorwürfe gehen. Ihre Mandantin werde sich "sowohl zu ihren persönlichen Verhältnissen als auch zur Sache" äußern, hatte Anwältin Seda Başay-Yıldız im Oktober 2020 betont - doch dann kam immer wieder etwas dazwischen.
Jennifer W. wegen Mordes und Mitgliedschaft in einer Terrororganisation angeklagt
Die junge Frau aus Lohne in Niedersachsen ist wegen Mordes und Mitgliedschaft in der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) angeklagt. Sie soll tatenlos dabei zugesehen haben, wie ein fünfjähriges jesidisches Mädchen, das als Sklavin gehalten worden sein soll, angekettet in einem Innenhof qualvoll verdurstete.
Temperaturen von 45 Grad sollen im irakischen Falludscha geherrscht haben, als das kleine Mädchen starb. Angekettet in der prallen Sonne, ohne Wasser der sengenden Hitze ausgesetzt, so der grauenvolle Vorwurf der Bundesanwaltschaft, verdurstete das erst fünf Jahre alte Kind. Es gehörte der vom IS systematisch verfolgten Religionsgemeinschaft der Jesiden an.
Fünfjähriges Mädchen verdurstet qualvoll
Das Kind soll aus einer Gruppe jesidischer Kriegsgefangener gekauft und als Sklavin gehalten worden sein. Laut Anklage war die Fünfjährige krank und hatte ins Bett gemacht. In der Sonne angekettet zu werden, war nach Angaben der Bundesanwaltschaft die Strafe dafür.
Der Prozess hatte im April 2019 begonnen und sollte eigentlich längst beendet sein. Zuletzt zogen auch ein Strafverfahren gegen die beiden Verteidiger wegen des Vorwurfs, sie hätten aus einem nicht-öffentlichen Prozess in Düsseldorf zitiert, und Debatten um eine dritte Anwältin für die Angeklagte die Verhandlung in die Länge.
Mitte Februar hatte das Gericht neue Prozesstermine angesetzt. Das Urteil könnte demnach womöglich am 18. Juni fallen - zwei Jahre und zwei Monate nach Prozessbeginn.
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