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Von einem, der Weihnachten verstanden hat

KF: Inder lädt Bedürftige ein

Von einem, der Weihnachten verstanden hat

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    Ein Lächeln statt Trinkgeld am zweiten Weihnachtsfeiertag: Ishan Parbhu und sein spiritueller Pfad im Restaurant.
    Ein Lächeln statt Trinkgeld am zweiten Weihnachtsfeiertag: Ishan Parbhu und sein spiritueller Pfad im Restaurant. Foto: Alexander Vucko

    Die Reliefs an der Wand des Neugablonzer Restaurants zeigen energielenkende Gesten. Yogis nennen solche Zeichen Mudras, was soviel wie „Das, was Freude gibt“ bedeutet. Ishan Prabhus (44) indisches Lokal heißt nach dem Gruß „Namasté – das Göttliche in meinem Herzen grüßt das Göttliche in deinem Herzen“. Der Gastronom glaubt an das Besondere der Räume in seinem Restaurant in der Sudetenstraße, die mit spiritueller Kraft aufgeladen seien. Sogar die Gäste, die gestresst hereinkommen, gehen mit Ruhe und Glückseligkeit wieder heraus. Sagt er.

    Er will noch weitergehen, er möchte auch Menschen Gutes tun, die sonst nicht zu seinen Gästen zählen. Deshalb lädt er alle, „die alleine sind, kein Zuhause oder kein Geld haben“, am Nachmittag des zweiten Weihnachtsfeiertags zu einem familiären Beisammensein in seinem Restaurant ein. Jeder bekommt dort zwischen 14 und 17 Uhr ein kostenfreies Essen, ein Dreigänge-Menü mit Getränk. „Und das“, sagt Prabhu, „ist erst der Anfang.“

    „Ein Mensch braucht keinen Grund, um etwas Gutes zu tun.“Ishan Prabhus

    Glückseligkeit statt Konsumwelt

    Jetzt ist es an der Zeit, zu erwähnen, dass Prabhu mit seiner Aktion eigentlich gar nicht in die Zeitung möchte. Er will selbst nicht im Mittelpunkt stehen. Aber die Frage stellt sich einfach. Warum tut ein Gastronom Gutes, ohne es an die große Glocke zu hängen? Warum verschenkt er sein Essen an Menschen, die auch in Zukunft nicht zu seinen zahlenden Gästen gehören werden? Seine Antwort lautet: „Ein Mensch braucht keinen Grund, um etwas Gutes zu tun.“

    Meditation führte den gelernten Ingenieur einst nicht nur zu sich selbst, sondern zu der Frage aller Fragen: Wie lässt sich das Glück im Jetzt finden? Manchmal sitzt er in seiner Pause am Nachmittag noch im Restaurant und beobachtet Menschen, die auf der Straße vorbeilaufen, der Blick auf dem Smartphone, Geschenk-Tüten in der Hand.„Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit zeigt sich doch, dass wir in unserer Konsumwelt oft dem kurzen Glück hinterherhetzen“, sagt er. „Und es letztlich doch nicht erreichen.“ Prabhu fragt auch, wie es den Menschen geht, die sich nichts leisten können? Ihnen möchte er eine Freude bereiten. Und zwar ohne die Erwartung zu hegen, etwas zurückzubekommen, wie er sagt. „Das ist die einzige Antwort der Glückseligkeit.“

    Unser Lohn ist ein Lächeln auf den Gesichtern.Ishan Prabhus

    Den Weg vom Parkplatz hinter dem Haus in das Restaurant nennt Prabhu seinen spirituellen Pfad. An der Wand Sprüche, hübsch eingefasst in Holzrahmen, die das achtsame Nachgehen alltäglicher Verrichtung und das Göttliche in den Menschen beschreiben. Der Unternehmer sagt, er sei dankbar. Vor allem seinen vier Mitarbeitern, die an dem Wohltätigkeitsessen wie selbstverständlich teilnehmen. „Sie sind stolz darauf.“

    Trinkgeld wird es für die Mitarbeiter wohl nicht geben, wenn sie am Nachmittag des zweiten Weihnachtsfeiertags das Essen servieren. „Das macht gar nichts“, sagt Prabhu „Unser Lohn ist ein Lächeln auf den Gesichtern.“

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