Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Was die neue Bundesregierung gegen die Unpünktlichkeit der Deutschen Bahn plant

Verkehr

Unpünktliche Züge, Dauerbaustellen, verärgerte Kunden: Bringt Schwarz-Rot die Bahn in Fahrt?

    • |
    • |
    • |
    Selbst zu Dampflokzeiten war die deutsche Eisenbahn zuverlässiger als im heutigen digitalen Zeitalter.
    Selbst zu Dampflokzeiten war die deutsche Eisenbahn zuverlässiger als im heutigen digitalen Zeitalter. Foto: Foto: Hendrik Schmidt, dpa

    Zugfahren bleibt für Millionen Menschen eine Geduldsprobe: Im vergangenen Monat kamen nur noch 57 Prozent der Züge im Fernverkehr pünktlich ans Ziel – der schlechteste Wert des Jahres. Der bundeseigene Konzern steuert damit auf einen Negativrekord zu, noch bevor die nächste Großbaustelle wichtige Teile des ICE-Netzes ausbremst: Ab August wird die Magistrale Hamburg und Berlin für neun Monate komplett gesperrt, um von Grund auf generalsaniert zu werden. Massenhaft Verspätungen und Zugausfälle sind vorprogrammiert. Und selbst die gerade erst generalsanierte ICE-Verbindung zwischen Mannheim und Frankfurt und die wenige Jahre alte Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen der Bankenmetropole und Köln machen mit Verspätungen Negativschlagzeilen.

    Verkehrsstaatssekretär klagt: „Pünktlichkeit der Bahn ist weiterhin extrem unbefriedigend

    Im Bundesverkehrsministerium wächst die Ungeduld mit dem Bahnmanagement um Konzernchef Richard Lutz. „Die Pünktlichkeit der Bahn ist weiterhin extrem unbefriedigend und muss sich verändern“, sagt Staatssekretär Ulrich Lange. Die Probleme hätten viel mit dem Management der Baustellen, der Instandhaltung der Züge und dem Personaleinsatz zu tun. „Das heißt, es ist Aufgabe des Bahn-Managements, die Pünktlichkeit zu verbessern“, betont der CSU-Politiker.

    Die Lokführergewerkschaft GDL fordert angesichts der anhaltenden Probleme die Entlassung von Bahnchef Lutz. Auch Lange zählte zu Oppositionszeiten als CSU-Verkehrsexperte zu den Lutz-Kritikern und verlangte dessen Rauswurf. „Ich führe hier keine Personaldiskussion“, sagt Lange heute. „Es ist allerdings nicht so, dass das, was ich als Oppositionspolitiker gesagt habe, mit dem Eintritt in die Regierung jegliche Form der Gültigkeit verloren hätte.“

    Bahnchef Richard Lutz: Lokführergewerkschaft fordert Entlassung des Konzernchefs.
    Bahnchef Richard Lutz: Lokführergewerkschaft fordert Entlassung des Konzernchefs. Foto: Sebastian Christoph Gollnow, dpa

    Die neue Regierung und CDU-Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder erhöhen nun den Druck auf die Bahnmanager. „Wir wollen in dieser Amtszeit der Regierung Verbesserungen erreichen, die von den Kunden auch wahrgenommen werden“, sagt Staatssekretär Lange. Man müsse dabei aber realistisch bleiben: „Es wird mindestens ein Jahrzehnt dauern, bis wir im Ansatz einen Zugverkehr haben, von dem die Menschen sagen: Genauso sollte es funktionieren“, sagt der Bahnpolitiker. „Wir stehen vor einem Jahrzehnt der Sanierung der Bahn, nicht nur von den Strecken, sondern auch von rollendem Material, Technik und Digitalisierung.“

    Gleichwohl dürfe die Bahn dabei nicht ihre Kunden vor den Kopf stoßen. „Durch die Korridorsanierungen wird es mehrere Streckensperrungen geben, es wird eingleisigen Zugverkehr geben“, sagt Lange. „Alle wissen, dass es dadurch zu Veränderungen im Ablauf und längeren Fahrzeiten kommt, deshalb ist entscheidend, dass dies von vornherein in realistische und verlässlichere Fahrpläne eingepreist wird“, fordert der CSU-Politiker. „Dann reden wir über längere Fahrtzeiten, die die Kunden einplanen können, aber es gibt weniger Frust über Verspätungen und verpasste Anschlusszüge.“ Ebenso müsse die Bahn endlich für saubere und funktionierende Züge sorgen. „Hier muss das Bahnmanagement mehr für die Kundenzufriedenheit tun.“

    Büßt das Bahnmanagement für alte Fehler von CSU-Verkehrsministern?

    Aber büßt nicht das Bahn-Management für alte Fehler der Politik? Kritiker werfen insbesondere den früheren CSU-Verkehrsministern vor, die Bahn zugunsten der Straße vernachlässigt zu haben. Unionsmann Lange will das nicht gelten lassen: „Ich wehre mich gegen den Vorwurf, die Bahn sei kaputtgespart worden“, betont er. Auch in der Zeit der CSU-Verkehrsminister seien Mittel deutlich erhöht und 100 Milliarden Euro für die Infrastruktur zur Verfügung gestellt worden. „Die Frage ist, ob die Bahn dieses Geld wirklich gut eingesetzt und verbaut hat“, betont der CSU-Politiker.

    Der  frühere CSU-Verkehrsexperte Ulrich Lange ist Parlamentarischer Staatssekretär im CDU-geführten Verkehrsministerium.
    Der frühere CSU-Verkehrsexperte Ulrich Lange ist Parlamentarischer Staatssekretär im CDU-geführten Verkehrsministerium. Foto: Serhat Kocak, dpa

    „Die Bahn hat bei weitem die vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel für Digitalisierung in den letzten Jahren nicht abgerufen“, kritisiert Lange. Jetzt werde die neue Technik des Milliardenprojekts Stuttgart 21 das Pilotprojekt für „digitale Knoten“ in München, Frankfurt, Hamburg und Köln.

    Digitalisierung der Bahn kommt kaum voran

    Allerdings prägen auch bei der neuen Stellwerks- und digitalen Leittechnik, die deutlich mehr Züge und automatisiertes Fahren auf den Strecken ermöglichen soll, zahlreiche Anlaufschwierigkeiten den Start. Hier soll laut Lange langfristig helfen, dass künftig der Bereich für das Streckennetz vom restlichen Bahngeschäft getrennt werden soll. „Ich bin sehr zufrieden, dass der Auftrag der Entflechtung von Schieneninfrastruktur und dem Zugbetrieb innerhalb des Bahnkonzerns ganz klar im Koalitionsvertrag steht, für den ich lange gekämpft habe“, betont der CSU-Politiker. „Hier wird es langfristig deutliche Fortschritte für eine besser funktionierende Infrastruktur geben“, verspricht er.

    Künftige Pünktlichkeitsstatistiken werden zeigen, ob Schwarz-Rot tatsächlich wie versprochen die Bahn in Fahrt bringen kann.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden