Was war das für ein strahlender Konzertsommer, was für ikonische Bilder: der Olympiaberg voll glücklicher Menschen bei den zwei Konzerten von Taylor Swift in München. Adele im goldenen Scheinwerferlicht, ihre Robe glitzerte bei zehn Auftritten an der Messe Riem. Für die Stadt waren diese Musikevents 2024 ein großes Profitgeschäft. Heuer sollen unter anderem Guns N‘ Roses und Richard Wagner - der unsterbliche Superstar der Klassikfans - konsumfreudige Besucherinnen und Besucher in die Landeshauptstadt locken.
Die US-Rockband um Axl Rose und Gitarrist Slash mit seinem schwarzen Zylinder spielt an diesem Freitagabend in der Allianz-Arena. Damit beginnt eine neue Ära im Stadion vor den Toren der Stadt, denn bislang war dort nur Fußball erlaubt gewesen. Weil das in die Jahre gekommene Olympiastadion bis ins Jahr 2028 hinein saniert wird, ändert sich das jetzt. 70.000 Fans passen in den Stehbereich und auf die steilen Ränge der Arena - etwa genauso viele wie ins Olympiastadion. Wenige Tage vor dem Auftritt war das Konzert der US-Rocker nicht ausverkauft.
Konzertbesucher geben besonders viel Geld in München aus
Dennoch erwartet die Stadt München von den Konzerten in der Allianz-Arena - die nächsten sind Linkin Park und Helene Fischer im Sommer 2026 - „einen spürbaren wirtschaftlichen Impuls“, heißt es auf Anfrage aus dem Referat für Arbeit und Wirtschaft. Ein erheblicher Teil der zehntausenden Besucherinnen und Besucher reise aus dem In- und Ausland an und übernachte in München. „Die Erfahrungen von bisherigen Großveranstaltungen legen nahe, dass die durchschnittlichen Ausgaben pro Gast bei Konzertbesuchen über dem üblichen Niveau liegen.“ Und zusätzlich zur Hotellerie und Gastronomie profitierten auch der Einzelhandel und der öffentliche Nahverkehr.
Für die städtische Wirtschaft essenziell sind dieses Jahr neben den Konzerten, großen Messen und natürlich dem Oktoberfest das Filmfest München vom 27. Juni bis 6. Juli und den ganzen Juli über die Münchner Opernfestspiele, mit Werken vom besagten Richard Wagner, dazu Richard Strauss und Wolfgang Amadeus Mozart sowie mit tausenden Besuchern aus dem In- und Ausland.
2024 brachte den größten Tourismusboom in über 100 Jahren
Das Tourismusjahr 2024 zu überflügeln, dürfte aber schier unmöglich sein: Es war in München das beste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1912 - fast 20 Millionen Übernachtungen allein in Häusern mit mehr als zehn Betten. Buchungen über die Apartment-Plattform AirBnB sind dabei gar nicht eingerechnet. Neben der magnetischen Wirkung von Künstlerpersönlichkeiten wie Swift, Adele und Coldplay profitierte die Stadt 2024 auch als Austragungsort von sechs Partien der Fußball-Europameisterschaft.
Ein sportlicher Kracher hat Münchens Wirtschaft allerdings auch heuer schon einen Kick gegeben. Von den Tagen um das Champions-League-Finale Ende Mai zwischen Inter Mailand und Paris St. Germain profitierten nicht nur die Hotels, sondern auch die großen Biergärten und der Olympiapark: 75.000 Fans verfolgten das Spiel dort bei Public Viewings, über den Tag hinweg wurden an den Fan-Treffpunkten in der Innenstadt 60.000 konsumfreudige Fans der beiden Teams gezählt. Und in den sozialen Medien erzeugte das Champions-League-Finale mehr als zehn Millionen Beiträge und Impressionen.

Das ist wichtig, denn digitale Aufmerksamkeit ist die neue Währung in der Jetztzeit. Dies bestätigt auch das Wirtschaftsreferat: „Bei allen Events wird ein zusätzlicher finanzieller Nutzen durch die internationale Medien- und Social-Media-Präsenz generiert, die das Image Münchens als Veranstaltungs-, Wirtschafts- und Tourismusmetropole weiter stärkt.“
Zu den beiden Spielen der Uefa-Nations-League Anfang Juni hat die Stadt bislang noch kein wirtschaftliches Fazit gezogen, liefert aber Annäherungswerte: Für die Gruppenspiele während der EM 2024 wurde demnach ein Wirtschaftswert zwischen 21 und 25 Millionen Euro errechnet, für ein Champions-League-Spiel des FC Bayern sind es knapp 16 Millionen Euro. Man erwarte, dass sich der Wirtschaftswert der Spiele der Nations League dazwischen bewegen wird, heißt es. Genauer: bei 17 bis 20 Millionen Euro.
Direkt nachdem Finalsieger Portugal Spanien im Elfmeterduell aus der Allianz Arena geschossen hatte, haben Fachfirmen übrigens den Fußball-Rasen in der Allianz Arena abgeschält und aufgerollt. Nach Angaben des Stadionbetreibers nutzen ihn jetzt die Nachwuchsteams auf dem FC-Bayern-Campus. Guns N‘ Roses-Fans hüpfen auf widerstandfähigen Bodenplatten. Sobald sie abgereist sind, kehren die Grasverleger zurück. Dann bekommt der FC Bayern einen neuen Hybridrasen.
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