
Wo Alexander Pankratz mit seinem weißen VW Caddy mit Kühl-Einbau auftaucht, ist die Trauer groß. Der Tierbestatter wird gerufen, wenn Haustierbesitzer ihren kleinen Freunden einen würdevollen Abschied bereiten wollen. "Tiere sind für viele aktive Familienmitglieder. Sie sind die besten und vor allem treuesten Freunde. Wenn sie sterben, sind ihre Halter meistens fix und fertig und es fließen Tränen", sagt Alexander Pankratz.
Als ausgebildete Bestattungsfachkraft (IHK) spricht er auch aus eigener Erfahrung: Als Jugendlicher verlor er innerhalb eines Jahres sechs liebgewonnene Kleinvögel, die allesamt von einer unheilbaren Pilzerkrankung befallen waren. "Das ging mir schon sehr nahe. Man teilt mit Tieren so viele wertvolle Erlebnisse. Genau deshalb ist eine angemessene Tiertrauerultur wichtig", sagt Pankratz, der seit drei Jahren mit seiner Frau Soyoung (45) rund um die Uhr als Tierbestatter erreichbar ist. Der Firmennamen "Angelus" bezieht sich auf den Engel des Herrn. "Ich finde es eine tröstliche Vorstellung, dass Tiere wie Menschen beseelt sind. Es gibt also Hoffnung auf ein Wiedersehen", sagt Alexander Pankratz. Diesen Wunsch dürften viele Haustierbesitzer teilen. Allein in Deutschland sterben pro Jahr 1,3 Millionen Hunde und Katzen.
Die beiden Tierarten spielen auch im Arbeitsalltag des Tierbestatters die größte Rolle. Doch es kam auch schon vor, dass eine Familie ihren verstorbenen Hasen oder Hamster in seine Obhut übergab.
Welche Wünsche und Vorstellungen die Tierbesitzer haben, klärt Alexander Pankratz vorab in einem Aufnahmegespräch. Einfühlungsvermögen und Mitgefühl sind ihm dabei wichtig. Ein Haustier ist den Besitzern eng ans Herz gewachsen.

Häufig kommt es deshalb vor, dass sie sich von ihrem Vierbeiner bei einer intimen Trauerfeier verabschieden wollen. Alexander Pankratz, der über einen Tier-Kühlraum im Keller und einen Waschraum im Tierbestattungsinstitut verfügt, hat dazu einen eigenen Abschiedraum, in dem das Tier aufgebahrt wird.

Es gibt Trauernde, die sich Musik für diesen intimen Moment wünschen. Zum Beispiel "Time to say Goodbye" oder "Ave Maria". Manche nehmen allein Abschied, andere kommen im Familienverbund. Sie sagen Gedichte auf oder lassen gemeinsam, schöne Erinnerungen mit dem Haustier in einer Ansprache Revue passieren. "Trauer ist etwas sehr intimes. Der Kunde bestimmt, was ihm wichtig ist", sagt Alexander Pankratz und fügt hinzu: "Oftmals sind die Beziehungen, die Menschen zu ihren Haustieren haben enger als die zu ihren Verwandten."

Kein Wunder, dass auch Tierurnen hoch im Kurs stehen. Nach der Einzeleinäscherung ihres Vierbeiners im Krematorium wird den Besitzern auf Wunsch ein Zertifikat mit Name, Geburts- und Sterbedatum sowie die Asche des Tieres überbracht. In der passenden Urne, zum Beispiel in Form einer Katze oder mit dem Schriftzug "Benno", aufbewahrt, erinnert sie den Besitzer ein Leben lang an das verstorbene Haustier. "Es ist auch erlaubt, Tierasche zu verstreuen. Bei verstorbenen Menschen ist das hierzulande nicht erlaubt", klärt Alexander Pankratz auf. Eine so gennante Einzelkremierung kostet bei ihm im Schnitt 350 Euro - abhängig vom Gewicht des Tieres und den Wünschen der Besitzer.
Manche Tiere finden auch in einem Tiersarg im eigenen Garten ihre letzte Ruhe. Ob diese Form der Bestattung zulässig ist, hängt von der jeweiligen Gemeinde- oder Stadtverwaltung ab. Eine andere Möglichkeit der Erdbestattung bietet ein Tierfriedhof, wie es ihn in Wangen gibt. Laut dem Bundesverband der Tierbestatter wird die Tier-Beisetzung auf einem Friedhof immer beliebter. Wo der Hund begraben liegt, fallen freilich auch Kosten an: Ein 60x100 Zentimeter großes Grab schlägt demnach durchschnittlich mit 125 Euro für die Beisetzung und 75 Euro Pflegkosten pro Jahr zu Buche.
Wer kein Haustier besitzt, dürfte sich über den Trauer-Kult vermutlich wundern. Andererseits: Tierbestattungen sind kein neuzeitliches Phänomen. Sie haben eine lange Tradition. Rituelle Tierbestattungen gab es schon vor mindestens 10.000 Jahren im alten Ägypten. Ähnliche Beispiele lassen sich immer wieder in der Geschichte finden. Allen voran König Friedrich II., der eine besondere Liebe zu seinen italienischen Windspiel-Hunden pflegte. Der "Alte Fritz" ließ sie neben neben der Terrasse von Schloss Sanssouci begraben. Ihre Namen wurden auf Sandsteinplatten verewigt. Als 1752 sein Lieblingshund Biche starb, schrieb er seiner Schwester:
„Ich habe Biche verloren; ihr Tod hat mir die Erinnerung an den Verlust aller meiner Freunde wachgerufen. Ich war beschämt, dass der Tod eines Hundes mir so nahe geht, aber das häusliche Leben, das ich führe, und die Treue des armen Tieres hatten es mir ans Herz wachsen lassen.“
Vielen Tierbesitzer empfinden heute offenbar genauso, wenn ihr treuer Wegbleiteter aus dem Leben scheidet...