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Wenn das Smartphone Leben rettet

Warn-Apps

Wenn das Smartphone Leben rettet

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    Bei großer Rauchentwicklung können dank der Apps die Anwohner schnell gewarnt werden.
    Bei großer Rauchentwicklung können dank der Apps die Anwohner schnell gewarnt werden. Foto: Pitt Schurian

    Die Schlüsselfrage im Katastrophenfall: Wie lässt sich die Bevölkerung schnell warnen und informieren? Die Zivilschutzsirenen im Oberallgäu wurden vor Jahren abgebaut. Was bleibt, sind ein paar mobile sowie Feuerwehrsirenen und Lautsprecheranlagen, die öfters heulen könnten, um Aufmerksamkeit zu erregen. Nun wollen die Verantwortlichen auf moderne Technik setzen und Warnungen direkt an die Smartphones der Bürger schicken.

    Und die können zum Empfang verschiedene Warnprogramme nutzen: Drei der gebräuchlichsten kostenlosen Apps, die sich viele auf ihr Mobiltelefon installieren, heißen Nina, Katwarn und Biwap. Wozu das Ganze? Bei einem großen Brand mit viel Rauch könnte beispielsweise der Hinweis wichtig sein, Fenster und Türen zu schließen. Auch kurzfristige Schulausfälle etwa wegen starken Dauerschneefalls ließen sich so mitteilen, sagt Roland Hölzle, beim Landratsamt in Sonthofen zuständig für Sicherheitsrecht. Meldungen über einen umgestürzten Baum gehörten aber nicht dazu.

    So sieht es aus, wenn die App Katwarn eine Gefahrenmeldung sendet.
    So sieht es aus, wenn die App Katwarn eine Gefahrenmeldung sendet. Foto: Ulrich Weigel

    Das Besondere am neuen Konzept: Künftig ist egal, welche Warn-App der Einzelne verwendet. Das Landratsamt Oberallgäu und etwa die Stadt Kempten können alle Apps gleichzeitig erreichen. Eine wichtige Entwicklung, denn früher mussten Behörden Vereinbarungen mit den einzelnen Betreibern treffen, um deren System zu nutzen. Das führte dazu, dass zum Beispiel München auf „Katwarn“ setzte, Augsburg aber auf „Nina“. Wer häufig in verschiedenen Orten ist, hätte also mehrere Apps installieren müssen.

    Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe bietet ein modulares Warnsystem. Damit können Behörden per Mausklick alle möglichen Warn- und Alarmierungsmittel mit einem einzigen System steuern – also auch die verschiedenen Warn-Apps erreichen. Sie wählen einfach den Ort oder das Gebiet aus und schreiben die zu verschickenden Informationen zusammen. Dann klicken sie nur noch die Arten von Endgeräten an, die die Warnung erhalten.

    Die Oberallgäuer wollen nun auf die moderne Technik setzen. Und nicht nur die, sondern das gesamte Gebiet der hiesigen Integrierten Leitstelle in Kempten – also auch Kaufbeuren, Ostallgäu und der Landkreis Lindau, erklärt Hölzle. Die Verwaltungsbehörden sind freilich nachts und an Wochenenden selten besetzt. Zu diesen Zeiten könnte dann im Ernstfall die Leitstelle Warnungen verschicken.

    Erst müssen nun die Zuständigen geschult werden. Hölzle hofft, dass das bis Jahresmitte klappt. Wichtig sei es, keinen Alarm wegen Kleinigkeiten zu veröffentlichen, sagt er. Denn meldet sich das Smartphone zu oft, schaltet womöglich mancher das Programm leise und wird bei echter Gefahr nicht erreicht.

    Ziel beim Bund ist es laut Hölzle, das übergreifende System flächendeckend von Flensburg bis Oberstdorf zu etablieren. Damit wäre es eigentlich egal, welche der Warn-Apps die Menschen verwenden. Dem einen gefällt vielleicht die Aufmachung des einen Programms besser, dem anderen die Funktionen eines anderen Anbieters.

    Handy-Apps sind keine Lösung, wenn nach Stromausfall das Mobilfunknetz zusammenbricht. Über das modulare Warnsystem können Behörden zudem Rundfunkanstalten erreichen, die Warnungen aussenden. Und auch da geht die Entwicklung weiter: Kurz vor Jahresende startete in Erlangen der Dauertest eines Frühwarnsystems für Digitalradios. Denn moderne Radios (DAB+) können im Ernstfall das Programm unterbrechen und auf den Warn-Infokanal umschalten, sagt Hölzle. Sie können bei Alarm sogar selbstständig aus dem Standby aufwachen. Wer dann ein Notfallradio mit Batterie hat, weiß auch bei Stromausfall Bescheid.

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