Zuwanderung ist ein Reizthema in unserer Gesellschaft geworden, viele Diskussionen drehen sich um misslungene Integration, Ausweisung oder Begrenzung. Weit weniger oft werden die positiven Aspekte sichtbar. Diesen Verwerfungen in der Gesellschaft setzt Michael Vivell nun seine neue Porträtserie entgegen, die erstmals an der Langen Kunstnacht am Samstag, 20. September, ab 18.30 Uhr gezeigt wird. Auf neun großen Bannern an drei Standorten – im Schaufenster des Reisebüros Derpart Vivell am Hauptplatz, an der Lechpromenade auf der Höhe von Markita und auf dem Georg-Hellmair-Platz – zeigt er jeweils zwei Menschen, die aufgrund der Zuwanderung nun eine gemeinsame Geschichte haben.
Jeweils eine Person mit langjährigen Wurzeln in Landsberg und eine, die aus einem ganz anderen Land hierhergekommen ist, beispielsweise aus dem Irak, Afghanistan, der Ukraine, Eritrea, Ägypten, Mauritius, Island, Schottland oder Kirgisistan. Die Geschichte der Paare, wie sie voneinander profitieren und was sie aneinander wertschätzen, erzählt Heidi Huckert in die Fotografien von Michael Vivell begleitenden Texten in Deutsch und Englisch. „Ich will positiv herausstellen, dass globale Gemeinschaften funktionieren. Wir profitieren alle voneinander – nicht nur die Menschen, die zu uns kommen, von uns, sondern auch wir werden von ihnen bereichert“, sagt Michael Vivell.
Verbindungen zwischen Menschen aus anderen Kulturen
Menschen aus anderen Kulturen gehören mittlerweile zu unserem Alltag, in vielen Branchen wäre ohne sie Stillstand. Vivell macht sie sichtbar, zeigt aber auch, dass „wir in Landsberg in einer liberalen Stadtgemeinschaft leben“. Nach Verbindungen zwischen Landsbergern und Menschen aus anderen Kulturen musste Vivell nicht lange suchen. Viele kennt er seit langer Zeit, beispielsweise vom Einkaufen in der Stadt. Zu den Paaren gehören Eishockeyspieler Christoph Hicks aus Landsberg und Salar Alkaakaby aus dem Irak. Die beiden sind fast gleich alt und arbeiten bei Stampfl Entsorgung in Pürgen. Der eine als Betriebsleiter, der andere als Fahrer. Christoph schätzt an Salar seine Verlässlichkeit und seinen Fleiß und dass er auch mal eine späte Fahrt übernimmt, wenn andere sich schon ins Wochenende verabschieden. Sogar die traditionelle Essenskultur konnten die Kollegen bereits kennenlernen, als Salar für alle kochte. Salar findet in Christoph einen Menschen, der immer ein offenes Ohr hat, egal ob es um private oder berufliche Fragen geht.
Das Projekt „Wir in Landsberg“ versteht Michael Vivell als Hommage an alle, die nicht von hier stammen und dennoch unser Leben bereichern. Und auch an die, die offen genug waren, diese Verbindungen mit Zugewanderten einzugehen. Vielleicht war es zuerst nicht immer leicht, aber, wie die Beispiele zeigen, hat es sich gelohnt. Die Foto-Dokumentation, die Vivell als Zeichen für mehr Miteinander, Gemeinsamkeit und Wertschätzung setzen möchte, wird nach dem Auftakt bei der Langen Kunstnacht fortgesetzt. „Sechs weitere Porträts sind bis Jahresende geplant“, so Vivell. Auch im nächsten Jahr soll die Fotoserie weitergehen.
Die Lange Kunstnacht findet am Samstag, 20. September, von 18 bis 23 Uhr in Landsberg statt. Heuer feiert die beliebte Veranstaltung ihren 25. Geburtstag. Die Besucherinnen und Besucher erwartet Malerei und Fotografie, Bildhauerei, Kunsthandwerk, aber auch Performance, Musik und Aktionen in außergewöhnlicher Form und Qualität.
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