Der Tiroler Historiker Dr. Richard Lipp aus der Außerferner Bezirkshauptstadt Reutte hat Wurzeln, die über sechs Jahrhunderte zurück in die Ostallgäuer Dörfer Seeg und Rückholz reichen. „Ich bin stolz auf meine Allgäuer Abstammung“, bekräftigt der Tiroler. Die Suche nach seinen Ahnen hat ihn jahrzehntelang nicht losgelassen. Nun hat er die Ergebnisse seiner ausdauernden Arbeit in Buchform veröffentlicht: „Lipp in Seeg und Rückholz – Eine Allgäuer Familiengeschichte von 1386 bis 2021“.
„Familie ist grenzenlos“
Was hat den promovierten Tiroler Historiker angetrieben, ausgerechnet seine Allgäuer Ahnengeschichte zu beschreiben? „Familie ist grenzenlos“, sagt er in seinem Buch. So hat ihm seine Allgäuer Schwiegertochter Sabine aus Marktoberdorf gemeinsam mit seinen Kindern zum 70. Geburtstag eine Ballonfahrt geschenkt – und durch die Enkel zum Fortbestand der Lipp-Familie gesorgt. Auf 172 Seiten nennt Lipp 352 Familien mit 1820 Personen. Neben allgemeinen Informationen listet er auf 26 Stammtafeln alle Namen und Daten auf. Im Anhang beschreibt Lipp etliche Ereignisse, die im Laufe der Jahrhunderte mit der Lipp-Verwandtschaft zu tun haben. „Mut zur Lücke“ sei notwendig gewesen, damit er seine jahrzehntelangen Recherchen nun zu einem Abschluss in Buchform bringen konnte. Daher soll hier auch mit Mut zur Lücke über den Buchinhalt berichtet werden.
Stammmutter war die „Kellnerin von Hitzleried“
Kein Stammvater, sondern eine Stammmutter, begründete die Lipp-Dynastie. Sie wurde als „Kellnerin von Hitzleried“, einem Seeger Ortsteil, 1386 im Füssener Bürgerbuch tituliert. Nach heutigem Wortsinn war sie wohl so eine Art Kellerverwalterin. Die Lipp-Verwandtschaft brachte es ab 1424 als Lehensträger des Bischofs von Augsburg zu Wohlstand und Ansehen. Im Jahr 1514 verlieh Kaiser Maximilian I. einem Jörg Lipp in Seeweiler das Recht des Kornzehents. Lipp hatte dem Monarchen einen Bauernhof verschafft, damit der Kaiser Bauern entschädigen konnte, die dem Monarchen Grundstücke zur Anlage des Schwaltenweihers abgetreten hatten. Von den zahlreichen Lipp-Familien überlebten 1648, nach Ende des 30-Jährigen Kriegs und der Pest, nur noch jene im Seeger Ortsteil Seeweiler. Alle heute in Seeg und Rückholz lebenden Namensträger stammen ursprünglich vom Hof „Beim Lippenbauer“ in Seeweiler ab.

Die jahrzehntelange Recherche startete Lipp im Jahr 1960. Der damals 17-jährige Richard radelte nach Füssen zum dortigen Heimatforscher Georg Guggemos. Der sowie Seegs Pfarrer Anton Glas waren ergiebige Auskunftsquellen für den jungen Lipp. Noch im gleichen Jahr schwang sich Lipp erneut auf den Drahtesel, um nach Gschwend bei Nesselwang zu radeln. Die dortigen Lipps – sein Ur-Urgroßvater Gregor Lipp war von Gschwend nach Reutte gezogen – verstarben allerdings, ohne leibliche Erben zu hinterlassen. 1961 zeigte Guggemos ihm erstmals die ehemaligen Lipp-Höfe in Seeweiler. Nach einem ersten Manuskript in den 70-er Jahren visierte er als Termin für die Fertigstellung 1986 an, 600 Jahre nach der Erstnennung des Familiennamens. Nach mehreren Familientreffen brachte die Ballonfahrt im Jahr 2013 zum 70. Geburtstag sprichwörtlich frischen Wind in seine Forschung und führte zum Buch, das nun im Vierfarb-Druck und mit vielen handschriftlichen Dokumenten und Bildern vorliegt.
Das Buch ist zu bekommen bei der Buchhandlung Bruhns in Füssen, bei der Tourismus-Information Seeg und bei Bäckerei Café Lipp in Rückholz.
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