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Füssen
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Ein Vortrag im Museum im Grünen Haus in Reutte beleuchtet den Bayerischen Rummel und den Frieden von Füssen

Lebendige Geschichte

Einst galt „Lieber bayrisch sterben als österreichisch verderben“

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    Ein Flurdenkmal bei Mühlberg in der Nähe des Bannwaldsees erinnert an den Frieden von Füssen, allerdings mit dem falschen Datum (24. April – richtig wäre der 22. April 1745).
    Ein Flurdenkmal bei Mühlberg in der Nähe des Bannwaldsees erinnert an den Frieden von Füssen, allerdings mit dem falschen Datum (24. April – richtig wäre der 22. April 1745). Foto: Klaus Wankmiller

    Es waren zwei Ereignisse, die die Lokalgeschichte prägten: Der „Bayrischen Rummel“ (1703) und der Friedenschluss von Füssen (1745). Mit ihnen beschäftigte sich ein Vortrag im Rahmenprogramm der Ausstellung „Spielball der Mächte“ im Museum im Grünen Haus in Reutte zur Rolle des Außerferns und des Füssener Landes in dieser Zeit.

    Ein mysteriöser Todesfall hat schwerer Folgen

    Ein fehlender Erbe in Spanien hatte 1700 zum Spanischen Erbfolgekrieg geführt. Eigentlich war der bayerische Kurprinz Joseph Ferdinand als Nachfolger vorgesehen, doch starb dieser unter mysteriösen Umständen, ohne das Erbe antreten zu können. So kam es zum Krieg zwischen Österreich und Frankreich. Der bayerische Kurfürst Max II. Emanuel ergriff Partei für Frankreich und fiel 1703 über Kufstein in Tirol ein. Ihm gelang es, fast das ganze Land zu besetzen. Auch Ehrenberg wurde erobert. Diesmal kamen die Angreifer allerdings über den Fernpass. Die Bayern zogen schnell wieder ab, ließen aber 300 Mann unter dem Obristen Haidon zurück. Schnell gemusterte Außerferner Bauern versammelten sich und beschossen mit österreichischen Truppen vom Schlosskopf aus die bayerischen Besatzer. Haidon musste kapitulieren und wurde von den Tirolern bis zur Grenze bei Pinswang begleitet. In Füssen nahm man den Obristen fest und ließ ihn wegen Hochverrats in Mittenwald hinrichten.

    Soldaten unterhalb von Ehrenberg zeigt das Fassadenbild an der Mittelschule Untermarkt in Reutte von Walter Honeder (1952).
    Soldaten unterhalb von Ehrenberg zeigt das Fassadenbild an der Mittelschule Untermarkt in Reutte von Walter Honeder (1952). Foto: Klaus Wankmiller

    1703 brannte Reutte. 52 Häuser samt Kloster und Klosterkirche wurden durch Feuer zerstört. Laut einem Gerücht hatten bayerische Truppen das Feuer gelegt. Österreichische Truppen besetzten daraufhin fast das gesamte Bayern, doch war die Herrschaft drückend. Bei der Schlacht von Höchstädt (1704) waren auch Soldaten aus dem Außerfern auf bayerischer Seite mit dabei. „Lieber bayrisch sterben als österreichisch verderben“ war das Motto des Aufstands der Bauern, die sich unter der Führung des legendären Schmieds von Kochel nach München aufmachten. Der Freiheitszug fand in der Sendlinger Mordweihnacht (1705) ein jähes und schreckliches Ende. Der Weltkrieg der Barockzeit, wie der Spanische Erbfolgekrieg genannt wurde, breitete sich bis Übersee aus und wurde erst 1714 beendet. Kurfürst Max Emanuel war 1704 aus München geflohen. Erst ein Jahrzehnt später konnte er zurückkehren und ließ Schloss Nymphenburg bauen. Auch im Allgäu blühte das Barock auf. Damals entstand das Kloster und die barocke Kirche St. Mang in Füssen.

    Wo sich Wittelsbacher und Habsburger einigten

    Nach dem Tod von Kaiser Karl VI. brach 1740 erneut ein Krieg zwischen Bayern und Tirol aus, der Österreichischer Erbfolgekrieg genannt wurde, da man die Thronfolge von Maria Theresia nicht anerkannte. Die neue barocke Festung auf dem Schlosskopf über Ehrenberg war 1741 fertiggestellt. Der bayerische Kurfürst Karl Albrecht stellte Erbansprüche und wurde 1742 zum Kaiser Karl VII. gekrönt. Österreich holte zum Gegenschlag aus und besetzte Teile Bayerns. Im März 1743 rückten Truppen von Ehrenberg gegen Hohenschwangau vor. Am Bannwaldsee kam es zu Kämpfen, woran ein Flurdenkmal erinnert. 1745 streckte man die Friedensfühler aus und fand in Füssen einen neutralen Ort, weil die Lechstadt damals zum Hochstift Augsburg gehörte. Im Frieden von Füssen vom 22. April 1745 zwischen Bayern und Österreich wurde festgelegt, dass das Haus Wittelsbach auf alle Erbansprüche an das Haus Habsburg und den Kaisertitel verzichten musste. In einer geheimen Zusatzklausel erhielt der bayerische Kurfürst allerdings eine Sofortzahlung von 40.000 Gulden. So konnte der Staatsbankrott Bayerns verhindert werden. Ehrenberg war mit all seinen Vorwerken in diesen Jahren zur größten Festung Tirols ausgebaut worden, doch hob Kaiser Joseph II. 1782 alle Befestigungen auf – das Ende von Ehrenberg war gekommen.

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