Am Samstagmittag in Füssen: Immer mehr Menschen strömen aus allen Richtung zum Stadtbrunnen, von Kleinkindern bis zu Senioren, sie tragen Plakate mit Aufschriften wie "Der Kini ist gegen Nazis" oder "Menschenrechte statt rechte Menschen". Das überparteiliche Bündnis "Füssen ist bunt" hatte zur Demo "Gemeinsam gegen Rechts! Für Demokratie und Vielfalt" aufgerufen und sehr zurückhaltend 50 Teilnehmer angemeldet. Es wurden viel, viel mehr. Die Veranstalter zählten um die 1000 Demonstrierende, die Polizei ging von 500 aus. Wie auch immer - angesichts des für Füssener Verhältnisse riesigen Zuspruchs sagte Barbara Reiners von der Gruppe Omas gegen Rechts: "Es macht Mut." Doch dürfe man nicht nachlassen im Kampf gegen Rechtsextremismus und Rassismus, sondern müsse im Alltag für die Demokratie einstehen.
Bunte Mischung in Füssen
Die Enthüllungen des Recherche-Netzwerkes Correctiv, wonach rechtsextreme Kreise die Vertreibung von Millionen Menschen mit Migrationsbiografie planen, hatte auch das Bündnis "Füssen ist bunt" auf den Plan gerufen. Ihm gehören die Omas gegen Rechts, der Bund Naturschutz, der DGB, Grüne, SPD und engagierte Einzelpersonen an. Wie in vielen anderen deutschen Orten rief das Bündnis auch in Füssen zu einer Demo gegen Rechts auf, um ein Zeichen "gegen die anhaltenden rechtsextremen Entwicklungen zu setzen". Unterstützt wurde es dabei vom Kreisjugendring und von der Kulturinitiative Füssen. Zuspruch fand die Demo aber auch in anderen Bevölkerungssschichten: Pfarrer waren unter den Teilnehmern ebenso zu sehen wie Geschäftsleute oder Kommunalpoltiker (sehr viele Mitglieder des Füssener Stadtrates waren vor Ort),
Rechtsextreme wollen die Demokratie aushöhlen
"Wir wissen, dass sich in Deutschland eine rechte Bewegung entwickelt, die der Demokratie gefährlich werden könnte", begrüßte Hubert Endhardt von den Grünen die Menschenmenge. Deshalb sei jeder gefragt, sich täglich für die Demokratie einzusetzen - in Gesprächen mit Freunden, Nachbarn, Arbeitskollegen oder Gästen. Anschließend setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung, bei der Zwischenstation am Schrannenplatz reichte der Platz nicht für alle Teilnehmer aus. Bei der Abschlusskundgebung wieder am Stadtbrunnen forderte Barbara Reiners von Omas gegen Rechts in ihrer immer wieder von Beifall unterbrochenen Rede auf, die Erinnerung an die Geschichte wachzuhalten, "damit sich die Gräueltaten der Nazis nie wiederholen". So etwas dürfe nicht wieder geschehen. Doch die Gefahr drohe: Denn die AfD und andere rechtsextreme Kräfte arbeiteten daran, die Demokratie auszuhöhlen. Das müsse man verhindern - es dürfe keine Platz für Rassismus in unserer Gesellschaft sein und es dürfe nie wieder Faschismus geben.
Der Füssener Bürgermeister ist stolz
Verhindert wegen eines anderen Termins war der Füssener Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU). Doch hatte er ein Grußwort übermittelt, das Endhardt vortrug. Er sei stolz, dass die Teilnehmer ein klares Zeichen für Demokratie und Vielfalt setzen wollten, hat Eichstetter geschrieben. Denn "Vielfalt bereichert und stärkt unsere Gesellschaft. Wir brauchen Menschen verschiedenster Herkunft und verschiedenen Alters, die auch noch verschiedene Fähigkeiten haben". Dass dies offenbar noch nicht in allen Köpfen angekommen sei, "lässt mich ehrlich gesagt nur verwundert zurück". Diese Demo mache ihm aber große Hoffnung, "dass diese unsere Gesellschaft wehrhaft ist", so Füssens Bürgermeister.
Rechtsextremismus hat in Füssen "keinen Platz"
Füssen habe heute ein Zeichen gesetzt, "dass Rechtsextremismus bei uns keinen Platz hat", sagt Dr. Regina Renner für das Bündnis. Sie verwies darauf, dass an diesem Tag vielfältige Gruppierungen zusammen für die Demokratie eingestanden sind: "Lasst uns weiter zusammenstehen für eine weltoffene Gesellschaft", warb sie auch um ein Engagement bei "Füssen ist bunt".