„Ausdruck und Wahrnehmung“ heißt die neue Ausstellung im Roßhauptener Pfannerhaus. Laut Dr. Ulrike Gärtner, der Witwe von Karlheinz Fritz und Sachverständigen für Kunst des 20. Jahrhunderts, entstand der Titel nach längerer, gemeinsamer Überlegung. Die Werke von Karlheinz Fritz, Lilith Lichtenberg, Wolfgang Smetana, Manfred Spindler und Brigitte Wittek bilden den krönenden Abschluss einer abwechslungsreichen Kunstsaison in Roßhaupten.
Ein Füllhorn an Formen, Farben und Techniken
Die beiden Räume werden erneut von einem beeindruckenden Füllhorn an Formen, Farben und Techniken geflutet. Der Betrachtende wird eingeladen, in figuresker, erdiger Tonarbeit, Fotografie, Collage oder Malerei seine individuelle künstlerische Perspektive zu entdecken. Die fünf Künstler der Jahrgänge 1941 bis 1956, die durch enge Freundschaften miteinander verbunden sind, präsentieren sich bereits zum zweiten Mal im Pfannerhaus. Bereits 2019 gab es dank der Initiative des Füssener Künstlers Peter Görgner eine gut besuchte Ausstellung. Leider muss der Maler heuer aus gesundheitlichen Gründen pausieren.

Karlheinz Fritz (1941 - 2013) hatte immer einen besonderen Blick für Strukturen – auch für Absonderliches, Skurriles. Besonders seine Fotografien, die er „Sgraffiti und Schmuddelkunst“ nannte, zeigen eine subtile Ästhetik mit Sogwirkung. Lilith Lichtenberg bringt diesmal bewegende und bewegliche Keramikfiguren wie ihren „Tango amoroso“ oder die „kleine Frau auf weiter Flur“ in die Ausstellung ein. Der in Troppau in Mährisch-Schlesien gebürtige Wolfgang Smetana absolvierte ein Studium an der Akademie der bildenden Künste in München. „Kunst setzt da ein, wo das Wissen uns im Stich lässt“, erklärt Smetana, der mit seinen großformatigen, abstrakten Werken beeindruckt. Brigitte Wittek präsentiert Auszüge aus ihrem „Collagenbuch 2016 – 2020“, das zu eingehender Betrachtung einlädt.
Ölbild vereint zwei Weltstars von Anfang des 20. Jahrhunderts
Dr. Manfred Spindler legt seinen Schwerpunkt auf analoge Fototechnik. Seit Langem beschäftigt er sich mit der „Foto-Kunst“. Dabei rufen seine Porträtmalereien und fotogenen Blickwinkel besondere Emotionen hervor. Ein besonderes Highlight ist zweifelsohne sein Ölbild mit dem Titel „Evelyn“. Das Werk basiert auf einer historischen Fotografie des Pictorialismus-Starfotografen Rudolf Eickemeyer, dessen Arbeiten Anfang des 20. Jahrhunderts als Meilensteine der frühen Porträtfotografie galten. Spindler gelingt es, mit seiner malerischen Interpretation eines Eickemeyer Fotos, nicht nur das äußere Erscheinungsbild einzufangen, sondern auch die Ästhetik und Ideale einer vergangenen Epoche lebendig werden zu lassen. Es zeigt Evelyn Nesbit, die als eines der ersten Starfotomodelle in New York das damalige Schönheitsideal prägte und mit einem Mordfall für Furore sorgte. „Heute würde man wohl von einem ,It-Girl‘ sprechen“, schmunzelt Spindler.

Nach der Ausstellung folgt für das Ehepaar Altmannshofer die „Stade Zeit“, denn heuer öffnet im Pfannerhaus am Montag, 1. Dezember, der beliebte, kreative Weihnachtsmarkt seine Türen. Alle zwei Jahre können Besucherinnen und Besucher in stimmungsvoller Atmosphäre stöbern, entdecken und sich inspirieren lassen.
Info Die Vernissage zur Ausstellung „Ausdruck und Wahrnehmung“ beginnt am Freitag, 17. Oktober, um 19.30 Uhr. An den folgenden vier Wochenenden, am 18./19. und 25./26. Oktober sowie am 1./2. und 8./9. November hat die Ausstellung jeweils von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Das Museum ist während der Ausstellung geöffnet. Weitere Infos finden Sie hier
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