Zum Auftakt in die neue Saison hatte die Kulturbühne im Pfrontener Eiskeller einen der bekanntesten Filmstars seiner Zeit zu Gast: Marlene Dietrich. Was für ein Auftakt, den Ulrike Rottenburger und Team den vielen Zuschauerinnen und Zuschauern vor Augen führte. Saskia Leder, die mit dem Filmtheater aus Köln schon zwei Mal bei der Theatergemeinde Pfronten-Nesselwang in Schwarz-weiß zu Gast war, malte in ihrer farbenreichen Hommage den Lebensweg der legendären Hollywood-Ikone in den Raum. Beim Warten auf ihren letzten Auftritt blickt die Ur-Berlinerin mit den „kessen Beenen“ selbstverliebt und selbstironisch auf ihr Lebenswerk zurück und lässt ihr Publikum teilhaben an ihren Filmrollen von der Dirne in selbstgenähten Kostümen bis zur eleganten Diva, im meterlangen, hoch versicherten Zobelpelz.
Mit preußischer Disziplin vom Filmstar zum „Kassengift“
Lederer beleuchtet dabei die besondere Aura der Schauspielerin vom gefeierten Filmstar zum „Kassengift“ und ihr von Arbeit geprägtes Lebenswerk, das zeitlebens in einem Korsett preußischer Offizierstochterdisziplin festgezurrt war. „Ich habe mich lange mit Marlene Dietrich beschäftigt, es gibt unzählige Biografien“, erklärt Lederer, die ihre „Marlene – aus dem Leben einer Diva“ als eine Mischung aus spannender 3-Sat-Dokumentation und Unterhaltungstheater versteht. Besonders tief musste sie bei den Bühnenoutfits in die Tasche greifen, verrät sie. Denn gerade durch ihr außergewöhnliches Modebewusstsein hob sich die Stilikone seinerzeit im Frack mit Zylinder, in der Armee-Uniform oder im funkelnden Glitzerkleid mit opulentem Pelz von der damaligen Frauenmode als „Femme Fatal“ ab. Ihr Monolog (von Rolf Kindler) ist größtenteils aus Originalzitaten aus Interviews, Liedtexten und Briefen zusammengestellt.
Noch lange war sie als „Vaterlandsverräterin“ verschrieen
„Uns war gar nicht klar, welche Rolle die Dietrich in der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs gespielt hat“, waren einige Frauen aus Weißensee erstaunt. Noch lange nach Kriegsende galt die Dietrich als „Vaterlandsverräterin“, weil sie die US-Truppen an der Front mit Konzerten und Radiosendungen unterstützt hatte. „Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ war wohl auch ihr stets perfekt in Szene gesetztes Privatleben mit Mann „Papi“ und Tochter Marie in den Nebenrollen. Was ihre vielen, aufreibenden Romanzen mit deftigen Kohlrouladen gemeinsam haben, darüber schmunzelte das Publikum wohl noch lange nach dem großen Schlussapplaus.
Am Samstag, 11. Oktober, lädt das Eiskellerteam zum Konzert „Night Songs“ von Gitarrist und Sänger Michael Moravek. Infos und Tickets unter www.pfronten.de/eiskeller/. Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf auch im Haus des Gastes in Pfronten.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden