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Immenstadt
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Das Immenstädter Ensemble Ars Choralis hat ein Faible für unbekannte Komponisten. Am Sonntag präsentiert es das Requiem des Beethoven-Zeitgenossen Carl Ludwig Drobisch.

Passionskonzert in St. Nikolaus

Stöbern nach vergessenen Schätzen: Der Chor Ars Choralis aus Immenstadt

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    Ein Faible für unbekannte Komponisten: Ars Chorales, Chorensemble in St. Nikolaus, Immenstadt.
    Ein Faible für unbekannte Komponisten: Ars Chorales, Chorensemble in St. Nikolaus, Immenstadt. Foto: Christian Bischoff

    Vor neun Jahren gründete Michael Hanel das Vokalensemble Ars Choralis, um gemeinsam mit Gleichgesinnten auf solistischem Niveau singen zu können. Die Gruppe, die als fester musikalischer Bestandteil der Immenstädter Pfarrei St. Nikolaus schon lange nicht mehr wegzudenken ist, startete als solistisches Quartett. Bald darauf lief alles so gut, dass die Zahl der Musiker auf zwölf erweitert wurde. Alle vier Register – Sopran, Alt, Tenor und Bass – sind seither mit je drei Sängern besetzt, was das ursprüngliche Quartett zu einem Triple-Quartett macht. Da eine Formation in dieser Größe nicht ohne Leiter auskommt, „beerdigte“ Michael Hanel seinen „Traum“ mitzusingen und übernahm fortan die Leitung. Er dirigiert das Ensemble auch beim Passionskonzert am Palmsonntag.

    Versierte Sänger

    Im Gegensatz zu bekannten Kirchenchorformationen handelt es sich bei Ars Choralis um ein festes Ensemble. „Es sind alles versierte Sänger mit kirchenmusikalischem Background“, erzählt Hanel. Das Altersspektrum ist von Mitte 20 bis 60 „bunt gemischt“, das Geschlechterverhältnis ist mit sechs Frauen in Alt und Sopran sowie sechs Männern in Bass und Tenor komplett ausgewogen, und die meisten Mitglieder sind entweder bereits solistisch in anderen Chören tätig, oder es handelt sich bei ihnen um Gesangsschüler von Hanel. Einige sind zusätzlich noch im Kirchenchor aktiv und selbst Chorleiter und Dirigenten anderer Formationen gehören Ars Choralis an. „Bei uns hat jeder seine Aufgabe und jedes Register hat drei Sänger, die sich gut mischen und klanglich zueinander passen“, erklärt der Immenstädter Dirigent, Sänger und Musikpädagoge.

    Arbeiten am Feinschliff

    Es gibt aber noch weitere Aspekte, in denen sich Ars Choralis von anderen Formationen unterscheidet. Ars Choralis ist keine Konkurrenz zum Kirchenchor, weil das Immenstädter Vokalensemble andere Werke aufgreift, einen anderen Anspruch hat und, weil sich die Sänger den Großteil der Werke selbst erarbeiten müssen. Der Chorleiter lässt den Sängern die ausgewählten Werke als erstes nur in digitaler Form zukommen und hilft ihnen bei Bedarf dabei, sie sich zu erarbeiten. Wenn das Ensemble sich alle drei Wochen zum Proben trifft, „bauen wir das Ganze zusammen, das heißt, wir arbeiten am Feinschliff und erarbeiten uns den Zusammenklang“, erklärt Hanel.

    Die Kunst des Chorals

    Die Auftritte konzentrieren sich neben der liturgischen Gestaltung von Gottesdiensten auf zwei bis drei große Konzerte im Jahr. Im Repertoire von Ars Choralis finden sich zwar auch polyphone, klassische Choräle, hauptsächlich hat sich das Vokalensemble aber auf die Kunst des Chorals in Form von homophonen vierstimmigen Sätzen spezialisiert. Auch in der Auswahl der Werke unterscheiden sich die Immenstädter sehr von anderen Formationen. Sie wollen sich vom Gängigen abheben, indem sie Stücke unbekannterer Komponisten präsentieren und den Musikliebhabern dadurch verdeutlichen, welch große Bandbreite es gibt.

    Spaß am Stöbern in Archiven

    Bei der Auswahl der Literatur ist Michael Hanel ganz in seinem Element: „Es macht mir persönlich nicht nur großen Spaß, sondern es hat für mich schon fast etwas Meditatives, in alten Archiven nach Noten zu suchen und sie anzuspielen“, gesteht er strahlend. Die Krönung für ihn und sein Ensemble ist es dann, etwas aufführen zu können, was das Publikum zwar nicht kennt, aber von dem die Epoche bekannt ist, fügt Hanel hinzu.

    Tod in Augsburg

    Mit dem Requiem Nr. 1 von Carl Ludwig Drobisch ist ihm wieder ein solch musikalischer Schatz in die Hände gefallen. Bei Drobisch handelt es sich um einen Zeitgenossen Ludwig van Beethovens. Drobisch hatte seine Hauptphase in der Spätphase Beethovens. Da der gebürtige Leipziger Drobisch in Augsburg gestorben ist, besteht sogar noch ein interessanter lokaler Bezug. Seine Requiem-Vertonung ist eigentlich im klassischen Bereich angesiedelt, geht aber in die Romantik über. Von der kompositorischen Harmoniesprache ist sie laut Hanel sehr gut hörbar. Als großen Kontrast zu den gängigen Requiem-Gedanken um die Angst vor dem Tod wird Norbert Oeing bei diesem Passionskonzert in einer speziellen Betrachtung die Gedanken der alten Requiem-Texte in unsere Zeit holen, um die Zuversicht zu verdeutlichen, die die christliche Botschaft trägt.

    Kammerorchester und Orgel

    In das abwechslungsreiche Passionskonzert ist neben dem solistischen Kammerorchester von St. Nikolaus auch der Wertinger Organist Walter Dolak eingebunden. Mit seinen selbst arrangierten Orgelbearbeitungen, der Fantasie g-Moll, BWV 542, von Johann Sebastian Bach, dem Adagio-Satz aus der fünften Sinfonie von Anton Bruckner und dem Benedictus op. 59 von Max Reger bildet er einen stimmungsvollen Rahmen für das Requiem.

    Das Passionskonzert mit Ars Choralis findet am Palmsonntag, 24. März, um 17 Uhr in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Immenstadt statt. Der Eintritt ist frei. Spenden sind erbeten.

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