Auf dem Grund des Gardasees liegen viele Geheimnisse verborgen – und zwar in Form von Wracks. Die Überreste von Schiffen, Fliegern und Fahrzeugen erzählen allesamt ihre eigene Geschichte. Sie handeln von venezianischen Flotten bis hin zu den Wirren des Zweiten Weltkrieges.
Das älteste Wrack des Gardasees liegt seit mehr als 500 Jahren auf dem Grund
Das älteste Wrack des Gardasees, welches bislang gefunden wurde, liegt zwischen Lazise und Sirmione. Es handelt sich dabei um eine venezianische Galeere, die laut der italienischen Zeitung bresciaoggi.it im Jahr 1509 versenkt wurde. Damals stellte Lazise eine venezianische Festung dar, die in eine schwierige politische Lage geraten war. Als französische Truppen anrückten, überbrachte der Senat von Venedig laut t-online.de am 31. Mai 1509 einen Befehl nach Lazise: „Zerstört die Flotte! Keines der glorreichen Schiffe von San Marco darf in feindliche Hände fallen.“ Die Galeere und zwei kleinere Ruderboote wurden daraufhin in Brand gesteckt. Was übrig blieb, liegt heute auf dem Grund des Gardasees.
Obwohl hinter dem Wrack keine große historische Bedeutung steckt, war dessen Entdeckung im Jahr 1962 eine Sensation. Nie zuvor waren die Überreste eines venezianischen Langruderschiffs gefunden worden. Um dem Schiff alle Geheimnisse zu entlocken, soll das Wrack geboren werden. Dafür setzt sich eine archäologische Kampagne ein.
Im September 2025 wurden von der Firma Archeotecnica Unterwasserinspektionen gestartet, um Informationen zum Wrack zu sammeln, die bei dessen Schutz helfen könnten. Laut bresciaoggi.it geht es vor allem darum, den Zustand der Überreste und deren genaue Lage und Stabilität zu überprüfen. In einer zweiten Phase soll das Wrack teilweise freigelegt und konserviert werden. Das würde eine Bergung ermöglichen. Einfach würde ein solches Unterfangen nicht. „Das Wrack liegt in einer Tiefe zwischen 24 und 27 Metern auf schlammigem Grund, etwa 500 Meter vom modernen Hafen von Lazise entfernt“, erklärt der Archäologe Massimo Capulli im Interview mit bresciaoggi.it. Allerdings sei der Rumpf auf einer Gesamtlänge von knapp 30 Metern und einer maximalen Breite von dreieinhalb Metern erhalten geblieben.
Die bekanntesten Wracks im Gardasee
Im Gardasee liegen neben der venezianischen Galeere zahlreiche Schiffswracks unterschiedlicher Größen, von denen viele beliebte Ziele bei Taucherinnen und Tauchern darstellen. Eines davon ist das etwa 17 Meter lange Roma-Wrack, welches in einer Tiefe von rund 38 Metern in der Nähe von Malcesine liegt. Es stammt laut visitmalcesine.com von einem Motorboot namens Delsey, welches in den 1990er-Jahren versenkt wurde. An der Seite des Bootes ist der Schriftzug „Roma“ abgebildet, was zur Namensgebung führte.
Ebenfalls im Val di Sogno bei Malcesine liegt in 46 Metern Tiefe das Wrack „Viking“ – zumindest ein Teil davon. Seinen Namen bekam das gewaltige Wrack, da seine Form an ein Wikingerschiff erinnert, berichtet garda-outdoors.com. Allerdings ist das Schiff im venezianischen Stil erbaut worden. Es soll im frühen 20. Jahrhundert bei einem Unwetter gesunken sein.
In der Nähe des südwestlichen Gardasee-Ufers befinden sich eine Reihe von Wracks, von denen das bekannteste das „Berardi-Wrack“ ist. Das Schiff ging im Jahr 1977 in der Nähe von Saló unter und liegt dort heute in einer Tiefe von 33 Metern. Taucherinnen und Taucher könnten unter anderem im Salon und im Laderaum tauchen, heißt es bei delgarda.it. Auch eine 27 Meter lange Segelyacht und das Wrack eines Motorbootes namens Bora II liegen demnach in der Nähe der Stelle.
Vor Limone sul Garda liegt das Wrack des Kanonenboots Sesia, das 1860 bei der Explosion eines Heizkessels sank, wie die Gardaseezeitung berichtet. Die Überreste wurden erst vor einigen Jahren lokalisiert, 152 Jahre nach dem Untergang des Schiffs.
Bekannte Schiffwracks im Gardasee im Überblick:
- Venezianische Galeere bei Lazise
- Wrack „Roma“ bei Malcesine
- Wrack „Viking“ bei Malcesine
- „Berardi-Wrack“ bei Saló
- Wrack der „Bora II“ bei Saló
- Wrack des Kanonenbootes „Sesia“ bei Limone
Experten sind sich laut der Gardaseezeitung sicher, dass im Gardasee zahlreiche Wracks liegen, die bislang unentdeckt geblieben sind. Ende September 2025 wurde bei Sonarmessungen an einer der tiefsten Stellen des Gardasees ein Objekt aufgespürt, bei dem es sich um ein Schiffswrack handeln könnte. Zunächst konnte die Vermutung aber nicht bestätigt werden.
Im Gardasee liegen nicht nur Schiffwracks
Nicht nur die Wracks von Schiffen schlummern am Grund des Gardasees. Zwischen Punta San Vigilio und Maderno liegen die Überreste eines englischen Spitfire-Jagdflugzeugs, das laut der Gardaseezeitung 1945 von einem Flugabwehr-Geschütz im Etschtal getroffen wurde.
Auf den Zweiten Weltkrieg geht auch der Fund des Wracks eines Amphibienfahrzeugs zurück, der laut eines Berichts von t-online.de auf das Jahr 2012 zurückgeht. In dem Fahrzeug starben in der Nacht vom 29. April auf den 30. April 1945 mindestens 24 US-Soldaten, die sich auf dem Weg zu einer Villa des italienischen Duce Benito Mussolini befanden.
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