Urlauber aufgepasst: Nicht jede Autobahn ohne Mautschranke in Frankreich, Italien oder Spanien ist wirklich kostenlos. Es gibt Abschnitte, auf denen müssen Autofahrer selbstständig zahlen – zum Beispiel an speziellen Automaten oder via Internet. Andernfalls drohen teure Mahnungen mit Gebühren, die schnell den dreistelligen Bereich erreichen. Diese Bußgelder können auch in Deutschland vollstreckt werden.
Ob Brenner, Gardasee oder auf dem Weg an die französische Mittelmeerküste - die Schlangen an stark befahrenen Mautstationen kennen und nerven viele Autofahrer. Erst müssen alle ihr Ticket bei der Fahrt auf die Autobahn ziehen und später bei der Abfahrt je nach zurückgelegter Strecke mehr oder weniger viel bezahlen. Das kostet Zeit und Nerven.
Free-Flow-Maut: So vermeiden Sie hohe Bußgelder in Frankreich, Italien, Spanien, Portugal
„Flux libre“ (free flow / freier Fluss) nennt sich das Projekt, bei dem Autobahnbetreiber seit einigen Jahren verstärkt auf Mautstationen mit Schranke verzichten. Dabei setzen zum Beispiel französische Autobahnbetreiber auf zwei Systeme:
Bei der (einfachen) Maut ohne Ticket gibt es bei der Auffahrt auf die Autobahn keine Schranke, aber das Autokennzeichen wird von Kameras erfasst. Fährt man von der Autobahn wieder runter, gibt es eine Mautstation mit Schranke, an der direkt bezahlt wird. Da kann eigentlich nichts schiefgehen.
Anders bei der Free-Flow-Maut: Da gibt es auch bei der Abfahrt von der Autobahn keine Mautstelle mit Schranke. Die Kennzeichen werden auch von Kameras auf Mautbrücken über der Fahrbahn erfasst. Wer keine automatische Zahlmethode hinterlegt hat oder eine Mautbox nutzt, muss hier selbst daran denken, die Maut zu bezahlen. Dafür bleiben in Frankreich 72 Stunden.

Der Haken: Wer nicht aufpasst und auf der Autobahn Hinweisschilder übersieht oder ignoriert, merkt vielleicht gar nicht, dass er auf einer gebührenpflichtigen Autobahn fährt. Doch es muss sich hier eben jede Fahrerin und jeder Fahrer selbst um die Bezahlung kümmern.
Vorsicht bei diesen Hinweisschildern
Auf eine Free-Flow-Maut weisen unter anderem Schilder mit diesen Aufschriften hin:
- flux libre (freier Fluss)
- paiement sous 72 heures (Zahlung innerhalb von 72 Stunden)
- pensez à payer votre peage (Denken Sie daran, Ihre Maut zu bezahlen)
- péage flux libre = péage sans barrière (Free-Flow-Maut = Maut ohne Schranke)
- paiement péage flux libre (Free-Flow-Mautzahlung)
- vous disposez dùn délai de 72h pour régler votre trajet (Sie haben 72 Stunden Zeit, Ihre Reise zu bezahlen)
- bornes de paiement péage (Mautterminals)
Die Zahlung ist zum Beispiel online mit Kreditkarte, mit Mautbox, an Automaten auf manchen Raststätte oder in Nirio-Verkaufsstellen (Tabakladen) möglich. Über die Zahlungsmodalitäten informieren die Autobahngesellschaften auch online – zum Beispiel Aliae und Sanef.
Dort kann man kann sich auch registrieren und zusätzlich seine E-Mail-Adresse angeben. Dann sollte es automatisch nach der Fahrt auf einer Flux-libre-Strecke eine Zahlungserinnerung geben.
Mit der Mautbox sparen Autofahrer richtig Zeit - auch an Schranken
Viele Vorteile bietet eine Mautbox, die die gefahrenen Strecken automatisch erfasst und monatlich abrechnet. Die gibt es zum Beispiel bei Bip & Go, einer Tochtergesellschaft der Autobahngesellschaft Sanef. Deren Mautbox lässt sich nicht nur in Frankreich, sondern auch in Spanien, Portugal und Italien nutzen, wenn man das bei der Bestellung entsprechend auswählt.
Der Vorteil der Mautbox: Mit ihr sparen Autofahrer auch an Mautstationen mit Schranke Zeit. Sie können so nämlich die mit einem leuchtenden „t“ gekennzeichneten elektronischen Mautspuren nutzen. So sparen sich Fahrer auch an normalen Mautstellen das Hantieren mit Geldbeutel oder Kreditkarte.
Preise und Anbieter von Mautboxen
Was das bei Bip & Go kostet? Für Vielfahrer gibt es ein Jahresabo (17,50 Euro). Gelegenheitsfahrer sind mit der A-la-Carte-Version am günstigsten unterwegs: Sie zahlen nur für Monate, in denen sie die Mautbox wirklich nutzen, eine Pauschale. Die beträgt für Mautstationen in Frankreich monatlich 1,90 Euro. Für Italien sind es 2,50 Euro, für Spanien/Portugal ebenso. Wird die Mautbox 14 Monate überhaupt nicht genutzt, fällt eine Pauschale von zehn Euro an. Dazu kommen Versandkosten und Aktivierungsgebühr.
Weitere Anbieter von Mautboxen sind beispielsweise Tolltickets, Ulys, Fulli und Maut1.de. Auch Automobilclubs wie der ADAC bieten oder vermitteln Mautboxen.
Neues Bezahlsystem soll Millionen Stunden Wartezeit sparen
Laut ADAC soll in den kommenden Jahren die gesamte französische Mautbezahlung auf ein digitales System (Free-Flow-Maut) umgestellt werden. Das habe den Vorteil, dass der Verkehr deutlich besser fließen kann. Der französische Staat hofft laut ADAC, dass allein die Umstellung der A14 und A13 auf das neue Bezahlsystem den Autofahrern jährlich bis zu 1,7 Millionen Stunden Wartezeiten vor Mautstationen erspart. Das wiederum könnte 9,5 Millionen Liter Sprit und damit 30.000 Tonnen CO₂-Emissionen einsparen.
Das Free-Flow-System in Frankreich ist übrigens keine neue Erfindung. Auch andere Länder modernisieren ihr Mautsystem. Betroffen sind in Frankreich beispielsweise Abschnitte der A4, A13, A14 und A79, in Italien Teile der A36, A59 und A60 und in Spanien von der A636. Auch in Portugal gibt es laut ADAC ein relativ großes Netz an elektronisch bemauteten Autobahnen.
Kroatien möchte ab 2026 ein schrankenloses Bezahlsystem einführen, das dann vermutlich mit einer im Auto installierten Mautbox und per E-Vignette (ähnlich wie sie bereits Slowenien hat) funktioniert.
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