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Kaufbeuren
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Der Knechte- und Kraftfahrerverein in Kaufbeuren besteht seit 1896

Knechte- und Kraftfahrerverein Kaufbeuren

Einst soziale Stütze, heute Geselligkeit: Das ist Kaufbeurens Knechte- und Kraftfahrerverein

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    Die Mitglieder des Knechte- und Kraftfahrervereins in Kaufbeuren bei der Fahnenweihe 1905 vor den Toren der Stadt.
    Die Mitglieder des Knechte- und Kraftfahrervereins in Kaufbeuren bei der Fahnenweihe 1905 vor den Toren der Stadt. Foto: Knechte- und Kraftfahrerverein Kaufbeuren

    1896 war das Jahr, in dem Rudolf Diesel den ersten betriebsfertigen Dieselmotor baute und das Münchener Hofbräuhaus in seiner heutigen Form errichtet wurde. In Kaufbeuren ist im selben Jahr der Knechte- und Kraftfahrerverein entstanden. Warum er gegründet wurde – und warum er bis heute existiert.

    Anfänge des Knechte- und Kraftfahrervereins Kaufbeuren

    Die Geschichte des Vereins beginnt noch lange vor seiner Gründung 1896. In der frühen Neuzeit war es üblich, dass Dienstherren Knechte anheuerten, damit diese ihnen für einen geringen Lohn bei der täglichen Arbeit helfen konnten. Wer als Knecht aber krank wurde und deshalb nicht arbeitsfähig war, geriet meist in finanzielle Not. Denn der Lohn wurde oft nur ausgezahlt, wenn auch gearbeitet wurde. Sozial- und Krankenversicherungen gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Deshalb schlossen sich Kutscher, Fuhr- und Hausknechte und landwirtschaftliche Dienstboten aus der Region zu einer „losen Vereinigung“ zusammen und unterstützten sich gegenseitig in finanzieller Not.

    Der Knechte- und Kraftfahrerverein Kaufbeuren ist der letzte seiner Sorte in Bayern

    „Heute dient der Verein vor allem der Geselligkeit“, sagt Anton Reisach, der selbst langjähriges Mitglied des Vereins ist. Er selbst sei durch einen Bekannten auf den Verein aufmerksam geworden. „Ich fand die Idee, eine so alte Tradition aufrechtzuerhalten, sehr spannend“, sagt Reisach. „Deshalb bin ich damals auch beigetreten.“ Insgesamt 33 Jahre lang sei er in der Vorstandschaft gewesen. Der Verein ist für ihn so besonders, da es seines Wissens nach der letzte noch bestehende Knechteverein in ganz Bayern ist. „Früher gab es in jedem Bezirk und in jeder Stadt einen solchen Verein“, sagt er. „Über die Jahre haben sich aber fast alle Vereine aufgelöst.“ Laut Reisach ist das sehr schade. Und auch um den Kaufbeurer Verein stehe es nicht besonders gut. „Wir haben keine jungen Leute, die nachkommen, um den Verein aufrechtzuerhalten“, sagt Reisach. „Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt.“

    Von der Notgemeinschaft zum Verein

    Als 1883 die gesetzlichen Sozialversicherungen eingeführt wurden, lösten sich viele Knechtevereine auf, da sie nicht mehr notwendig waren. In der Zeit um die Jahrhundertwende gab es dann einen starken Bevölkerungszuwachs in Bayern, der vor allem der unteren Gesellschaftsschicht viel Armut und Elend brachte.

    Diese Notlage und der Drang, die Tradition aufrechtzuerhalten, führten schließlich dazu, dass sich aus der „losen Vereinigung“ von Kutschern, Fuhr- und Hausknechten und landwirtschaftlichen Dienstboten der Knechteverein in Kaufbeuren gründete. So erklärte es der Verein in seiner Festschrift zum 100-jährigen Bestehen. Im Grunde wurde die finanzielle Unterstützung der Knechte untereinander mit der Vereinsgründung übersichtlicher. Der Verein bezahlte seinen Mitgliedern im Krankheitsfall Geld aus, welches aus den Mitgliedsbeiträgen eingenommen wurde. Im Todesfall wurde der zurückgebliebenen Witwe ein Sterbegeld ausgezahlt, meist um die Bestattungskosten zu decken. Der Knechteverein war somit eine Art Krankenkasse.

    Flaggenweihe des Knechtevereins

    Die Mitgliederzahl wuchs kurze Zeit nach der Gründung auf über hundert, sodass sich der Verein bereits 1905 eine eigene Fahne weihen lassen konnte. 1914 wurde unter dem damaligen ersten Vorstand Josef Hefele beschlossen, dass einem Mitglied im Krankheitsfall pro Tag 50 Pfennige bezahlt werden. Das Ganze maximal 90 Tage lang.

    Daher kommt der heutige Name des Vereins

    Der Name des Vereins, den er heutzutage trägt, geht auf das Jahr 1964 zurück. Da es damals in Kaufbeuren offiziell keine Knechte mehr gab, wurde in der Hauptversammlung beschlossen, den Verein in Knechte- und Kraftfahrerverein umzubenennen. Laut Festschrift hatte dies seine Berechtigung, da viele der Fuhrleute von Pferdekutschen auf Lastkraftwagen umstiegen. Dem Vereinswappen wurde deshalb neben einem Pferdekopf zusätzlich ein Lenkrad zugefügt.

    Seit 1964 ist neben dem Pferdekopf zusätzlich ein Lenkrad auf dem Wappen des Knechte- und Kraftfahrervereins Kaufbeuren.
    Seit 1964 ist neben dem Pferdekopf zusätzlich ein Lenkrad auf dem Wappen des Knechte- und Kraftfahrervereins Kaufbeuren. Foto: Knechte- und Kraftfahrerverein Kaufbeuren
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