„Es ist ein Trend, der uns nicht gefällt“, sagt Sven-Oliver Klinke, Dienststellenleiter der Kemptener Polizei: 2024 haben sich bei Verkehrsunfällen mit Betrunkenen 31 Menschen verletzt, 2023 waren es nur 24. Insgesamt hat die Zahl der Verkehrsunfälle (3623) im vergangenen Jahr leicht zugenommen (2023: 3462). Dabei brauchten bei 618 Einsätzen Betroffene ärztliche Hilfe, im Vorjahr waren es nur 582, erklärt Klinke beim Pressegespräch zu den Daten der Polizeiinspektion (PI) Kempten. Diese ist neben der Stadt auch für die 13 umliegenden Gemeinden im nördlichen Oberallgäu zuständig.
Mehr Unfälle wegen Drogen: „Cannabis ist ein Thema“
Eigentlich hatte es in den vergangenen Jahren einen positiven Trend gegeben: 2022 waren noch 44 Menschen bei Unfällen unter Alkoholeinfluss verletzt worden, 2023 beobachteten die Beamten dann einen deutlichen Rückgang (24). Warum sich der Trend nun wieder in die Gegenrichtung entwickelt, dafür hat Klinke keinen eindeutigen Grund parat. Scheinbar ist aber mehr Autofahrern als im Vorjahr nicht bewusst, welche Auswirkungen Alkohol und andere Substanzen haben: Denn auch die Zahl der Unfälle unter Drogen ist angestiegen. Dabei verletzten sich 2024 sechs Menschen und damit doppelt so viele wie 2023. Hier nennt Klinke eine klare Ursache: „Cannabis ist ein Thema.“ Vielen Bürgern sei nicht klar, dass das geänderte Gesetz „keine komplette Legalisierung ist“. Es gebe „viel zu viele Leute, die nicht wissen, welche Folgen ein Joint hat“.
„E-Scooter-Hype“ hat in Kempten seit 2022 wieder nachgelassen
Zumindest bei den folgenlosen Alkohol- und Drogenfahrten, bei denen die Polizei die Fahrer bei Kontrollen rechtzeitig stoppen konnte, zeigt sich ein relativ stabiler Trend. Seit dem Höhepunkt im Jahr 2022, als die Beamten 365 Fälle registrierten, ist die Zahl deutlich zurückgegangen und liegt seither auf einem einigermaßen konstanten Niveau: 2023 waren es laut Statistik der PI 258 solcher Vorfälle und im vergangenen Jahr 274. Der Ausschlag in der Statistik 2022 habe am „E-Scooter-Hype“ gelegen, der inzwischen wieder abgeflaut sei.
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Auch beim Anteil an der Zahl der Unfälle zeigt sich, dass zumindest 2024 E-Scooter nicht im Fokus der Polizei standen: 34 Menschen wurden bei Zusammenstößen mit diesem Verkehrsmittel verletzt (2023: 21). Dennoch sei auch für diese Gruppe wichtig, einen Helm zu tragen, appelliert Klinke. Das gilt ebenso für Radfahrer, die deutlich gefährdeter auf Straßen sind: Hier brauchten 223 Menschen 2024 die Hilfe eines Arztes nach Unfällen (2023: 227). Bei Fußgängern waren es 53, die sich verletzten, und bei Kradfahrern 89. Bei den beiden letztgenannten Gruppen gab es 2024 sogar je einen Toten bei Unfällen (2023: zwei tote Kradfahrer, ein toter Fußgänger).
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