Das Jubiläum „600 Jahre Marktrecht 1407–2007“ wurde vor 17 Jahren in Obergünzburg mit einem großen Fest gefeiert. Höhepunkte des Festjahres waren neben einem Festakt im Pflegerschloss und im Hirschsaal mit hochrangigen Gästen auch die mehrmaligen Aufführungen des Lustspiels „Die Strauchritter von Liebenthann“ durch die Kolpingfamilie. Teil des damals außergewöhnlich großen Festumzugs mit zahlreichen Musikkapellen und vielen historischen Gruppen, meist in mittelalterlichen Kostümen, war auch ein Festwagen mit dem Kirchenmodell.
AK in Obergünzburg hat Modell kreiert
Anlässlich dieses Jubiläums hatte der Arbeitskreis Heimatkunde im Auftrag des damaligen Kirchenpflegers und zusammen mit Handwerksmeistern ein Kirchenmodell geschaffen, das seinerzeit bei dem Festumzug die Blicke tausender Zuschauer und Besucher auf sich lenkte und mit viel Beifall bedacht wurde. Nun lud der AKH zu einem Erzählcafé ein, bei dem sich die ehrenamtlich tätigen Modell-Architekten und Baumeister, die örtlichen Handwerksmeister und Organisatoren für Aufbau, Transport und Festwagen-Gespann, in der Kaffeestunde viel zu erzählen hatten.
Zu Beginn der Plauderstunde gedachte Hermann Knauer den zwischenzeitlich gestorbenen und am Modell mitarbeitenden Handwerksmeistern und Künstlern Mathias Fenle aus Rohr und Richard Kral. Insgesamt haben an dem Modell – 2,50 Meter lang, 1,80 Meter breit, und 2,20 Meter hoch, originalgetreu im Maßstab 1:20 – sieben Handwerker mitgewirkt. Schreiner Josef Hummel aus Immenthal schuf maßstabgetreu die Holz-Konstruktion, Spenglermeister Hermann Schuster übernahm die filigranen Kupferarbeiten, Schreiner Johann Glöggler fertigte die sechs verschiedenen Maßwerkfenster, Mathias Fenle aus Rohr war für die Drexlerarbeiten zuständig, Marzell Stöckle für die Elektrik und Uhrmachermeister Urban Aumann sorgte fürs Uhrwerk, samt Handarbeit für die Zifferblätter und Zeiger, und Richard Kral übernahm den zeitaufwendigsten Part – die Spachtel- und Malerarbeiten. Das Modell ist ein Meisterwerk der Handwerkskunst.
Obergünzburger Modell soll aus dem Depot geholt werden
Bei den Erinnerungen der Handwerker und Künstler wurde besonders deutlich, dass das Modell wegen seiner gewaltigen Ausmaße über Wochen den Platzmangel in ihren jeweiligen Werkstätten erheblich verschlimmerte. Letztlich konnten sie dann nur abends und an den Wochenenden an dem großen Kirchenmodell arbeiten.
Knauer dankte abschließend den Handwerkern und dem Kutscher des damaligen Festwagens. Der Wunsch aller Beteiligten am Ende des Erzählcafés war, dass das ausgesprochen schöne Kirchenmodell bald wieder aus dem Depot geholt, der Öffentlichkeit gezeigt oder in einem Festumzug mitgeführt wird.